Verkehrsexperten: Smartphone-Nutzung am Steuer soll strenger geahndet werden

Posten, Twittern, Texten, Googeln: Viele Autofahrer nutzen das Smartphone auch während der Fahrt. Fachleute wollen die steigende Zahl an durch Ablenkung verursachten Unfällen mit neuen Maßnahmen verringern - wie etwa der Pflicht, eine Freisprecheinrichtung einzubauen.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
Auf dem Rücksitz eines Autos in Ordnung, am Steuer nicht: Smartphones im Auto.
Auf dem Rücksitz eines Autos in Ordnung, am Steuer nicht: Smartphones im Auto. (Bild: Kevin Frayer/Getty Images)

Angesichts von immer mehr Unfällen durch Handys und Smartphones am Steuer sprechen sich Verkehrsexperten für eine härtere Bestrafung bis hin zum Fahrverbot aus. Der 55. Verkehrsgerichtstag, der am 26. und 27. Januar 2017 in Goslar tagt, befasst sich unter anderem mit dem Thema Unfallursache Smartphone.

"Großes Risiko" durch Nutzung der Geräte am Steuer

"Multitasking ist ein Mythos", sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), Christian Kellner. Die meisten seien sich "des großen Risikos überhaupt nicht bewusst, dass sie durch die Nutzung der Geräte eingehen". Die Zahl der Unfälle durch solche Ablenkung steige.

Der Verband fordert, wer ohne Freisprecheinrichtung telefoniere, SMS tippe oder Nachrichten lese, solle ein Vielfaches des bisherigen Bußgeldes von 60 Euro zahlen. Zudem müsse das bisherige Handyverbot auf andere elektronische Geräte erweitert werden. Im DVR sind rund 200 Verkehrsorganisationen, Verbände, öffentliche Einrichtungen und Autoclubs organisiert.

Viele Fahrer hätten die "Illusion, die Situation jederzeit unter Kontrolle zu haben", sagt ADAC-Expertin Kristina Benecke. Diverse Studien zeigten aber, dass die Ablenkung durch Informations-, Kommunikations- oder Unterhaltungsmedien im Fahrzeug eine relevante Unfallursache sei, sagt sie. Auch der ADAC empfehle deshalb, über den bisherigen Rahmen der Sanktionen nachzudenken und dabei auch über Fahrverbote zu sprechen. Zudem sollte das derzeitige Handyverbot auf alle mobilen Kommunikationsgeräte ausgeweitet werden.

Viele Autofahrer nutzen das Smartphone beim Fahren

Eine Untersuchung des Automobilclubs von Deutschland (AvD) habe ergeben, dass 53 Prozent der Befragten während der Fahrt schon Nachrichten eingetippt und sogar 72 Prozent Nachrichten gelesen haben. Zur genauen Zahl der durch Smartphone-Ablenkung verursachten Unfälle in Deutschland gibt es nach Angaben des Verkehrssicherheitsrates zwar keine verlässlichen Angaben. Die Experten sind sich aber einig, dass die Zahl immer weiter steigt.

Der Verkehrssicherheitsrat plädiere für mehr Kontrollen, sagt Hauptgeschäftsführer Kellner. Außerdem sollte die Polizei Smartphones leichter einziehen und auswerten können, wenn der Verdacht besteht, dass deren Nutzung die Ursache eines Unfalls gewesen sein könnte - inwieweit sich dies mit Datenschutzrechten verträgt, erläutert Kellner nicht.

Unabhängig davon sollten die Hersteller verpflichtet werden, die Nutzung mobiler Kommunikationsgeräte bei der Fahrt zu unterbinden: Der AvD spricht sich für eine gesetzliche Pflicht zum Einbau von Freisprechanlagen in Fahrzeugen aus. Zudem sollten im Straßenverkehr grundsätzlich nur noch sprachgesteuerte Kommunikationsgeräte genutzt werden dürfen.

Härtere Strafen für Smartphone-Sünder halten Verkehrsanwälte dagegen für nicht erforderlich. Wichtiger sei die Aufklärung über die Risiken.

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Karl-Heinz 26. Jan 2017

als Ablenkung gilt, was ist dann mit anderen Touchscreen-gesteuerten Geräten? Ich...

ArcherV 26. Jan 2017

Ja!! Durfte ich selber - zum Glück unter kontrollierten Bedingungen und wissentlich...

Test_The_Rest 25. Jan 2017

Quelle? Augen auf. Der Begriff "Smombie" ist nicht ohne Grund entstanden und Städte...

ArcherV 24. Jan 2017

Full Ack! Der Witz ist ja: selbst wenn ich schneller als 160 km/h fahre: Ich komme nicht...



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