Vergewaltigungen und illegale Aufnahmen: Klage gegen Visa im Pornhub-Missbrauchsskandal zugelassen

Auch der Zahlungsdienstleister und Kreditkartenanbieter Visa soll davon gewusst haben, dass Pornhub von Aufnahmen Minderjähriger oder von sexueller Gewalt profitiert habe. Die Anwaltskanzlei Brown Rudnick LLP hat im Namen von 34 betroffenen Frauen im vergangenen Jahr deshalb eine Zivilklage gegen Pornhub-Mutter Mindgeek und eben Visa eingereicht. Visa wollte die Klage als ungültig abweisen lassen, ein Gericht hat dies in einer aktuelle Entscheidung ( PDF(öffnet im neuen Fenster) ) aber verneint, und die Klage auch gegen Visa zugelassen.
Demnach sei Visa zwar nicht selbst verantwortlich dafür zu machen, von einem möglichen Missbrauch profitiert zu haben, möglich erscheine dem Gericht aber, dass sich Visa zu diesem Zwecke mit Mindgeek zusammengetan habe. Ein Urteil über die Frage der Schuld von Visa geht mit der aktuellen Entscheidung nicht einher. Allerdings ist nun wohl der Weg frei, damit dies tatsächlich gerichtlich geklärt werden kann.
In der Entscheidung zur Klagezulassung heißt es: "In diesem frühen Stadium des Verfahrens (...) kann das Gericht allein aus der Tatsache, dass Visa Mindgeek weiterhin die Mittel dazu zur Verfügung stellte und wusste, dass Mindgeek dies tatsächlich tat, sicher schließen, dass Visa beabsichtigte, Mindgeek bei der Vermarktung von Kinderpornografie zu helfen."
Der Kreditkartenanbieter habe also nicht nur einen Anreiz zur Begehung einer Straftat geschaffen, heißt es weiter, "sondern auch wissentlich das Werkzeug zur Begehung einer Straftat bereitgestellt." Ob dies tatsächlich so war und ein entsprechendes Urteil folgen wird, muss eine Gerichtsverhandlung zeigen. In dieser hat Visa dann die Möglichkeit, die Anschuldigungen der Klägerinnen zu entkräften.
Illegale Aufnahmen erst spät gelöscht
Die Klägerinnen werfen dem Porno-Streaming-Anbieter vor, Darstellungen von Vergewaltigungen oder anderer sexueller Gewalt verbreitet zu haben. Darüber hinaus soll Mindgeek auch an der Verbreitung von sogenanntem non-consensual Porn profitiert haben, also Aufnahmen, die ohne Einwilligung der Beteiligten angefertigt oder weiterverbreitet wurden. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Frauen, die nun die Klage eingereicht haben, zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch minderjährig waren.
Die einzige der Klägerinnen, die mit ihrem vollen Namen und nicht anonym klagt, Serena Fleites, war laut der Klage zum Zeitpunkt der Aufnahmen erst 13 Jahre alt und soll von ihrem deutlich älteren Freund zu den Aufnahmen gedrängt worden sein. Laut Aussage der Klägerinnen sei auf deren initiale Meldungen bei dem Betreiber nicht eingegangen worden und die Aufnahmen auf Pornhub und anderen Plattformen seien erst nach massivem Druck entfernt worden.
Vorwürfe lange bekannt
Eine Kolumne in der New York Times(öffnet im neuen Fenster) , die Pornhub einen laxen Umgang mit illegalen Inhalten vorwarf, war einer der Auslöser dafür, dass die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard ihre Zusammenarbeit mit der Plattform Ende des Jahres 2020 einstellten . Mastercard fordet inzwischen von Porno-Anbietern strenge Regeln für die Mitwirkenden in den Filmen .
Pornhub selbst wehrte sich gegen die Vorwürfe und hat auch seine Sicherheitsstandards für Darstellerinnen und Darsteller angehoben. Ungeprüfte Nutzer sollen seitdem vom Hochladen von Inhalten ausgeschlossen sein. Außerdem entfernte der Betreiber auch alle Videos, die nicht von verifizierten Konten hochgeladen wurden.
Nachtrag vom 3. August 2022, 14:35 Uhr
Visa teilt zu dem Rechtsstreit sowie der aktuellen Entscheidung mit: "Visa verurteilt den Sexhandel, die sexuelle Ausbeutung und den sexuellen Missbrauch von Kindern als etwas, das unseren Werten und unserer Mission als Unternehmen zutiefst widerspricht. Dieses vorgerichtliche Urteil ist enttäuschend und zeichnet ein falsches Bild der Rolle von Visa sowie unserer Richtlinien und Handlungen. Visa toleriert nicht, dass unser Netzwerk für illegale Aktivitäten genutzt wird. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Visa in diesem Fall unrechtmäßig angeklagt wurde."



