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Verdächtige verhaftet: 4,3 Millionen Kreditkarten durch Fake-Abos belastet

Die Täter sollen unzählige Kreditkarten unrechtmäßig mit kleinen Abbuchungen belastet und dadurch mehr als 300 Millionen Euro gestohlen haben.
/ Marc Stöckel
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Betrüger haben Millionen von Kreditkarten durch Fake-Abos belastet. (Bild: pixabay.com / ignartonosbg)
Betrüger haben Millionen von Kreditkarten durch Fake-Abos belastet. Bild: pixabay.com / ignartonosbg

Einsatzkräften aus mehreren Ländern ist ein großer Schlag gegen drei weltweit operierende Betrugs- und Geldwäschenetzwerke gelungen. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) sowie die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz waren an den Ermittlungen beteiligt. Nach Angaben des BKA(öffnet im neuen Fenster) wurden weltweit mehr als 60 Objekte durchsucht und insgesamt 18 Haftbefehle vollstreckt.

Die Beschuldigten sollen zwischen 2016 und 2021 Kreditkartendaten von etwa 4,3 Millionen Karteninhabern aus 193 Ländern missbräuchlich verwendet haben, um sich zu bereichern. Laut BKA schlossen sie mit den Kartendaten auf rund 2.000 Schein-Webseiten mit gefälschten Dating- und Unterhaltungsangeboten 19 Millionen Fake-Abos ab.

Über diese Abos wurden die genutzten Kreditkarten regelmäßig mit kleinen Abbuchungsbeträgen belastet. Erschwert wurde das Erkennen der unrechtmäßigen Abbuchungen zudem durch die Nutzung unverständlicher Verwendungszwecke. Dadurch war es Opfern häufig nicht möglich, die unberechtigten Zahlungen sofort als solche zu erkennen.

300 Millionen Euro erbeutet

Eingeschleust wurden die betrügerischen Abbuchungen wohl direkt über vier große deutsche Zahlungsdienstleister, die nach Angaben des BKA kompromittiert wurden. Die Namen der betroffenen Dienstleister nennt die Behörde in der Mitteilung nicht. Es sollen ehemalige Manager der Dienstleister mit den Betrügern kooperiert haben.

Zumindest bei einem Zahlungsdienstleister sollen die Täter außerdem "eine zu Geldwäschezwecken programmierte Software" implementiert haben, um Transaktionen zu verschleiern. Folglich soll es den Empfängerinstituten nicht möglich gewesen sein, die tatsächlichen Absender der Transaktionen zu ermitteln.

Den Gesamtschaden beziffert das BKA auf mehr als 300 Millionen Euro. Transaktionen im Umfang weiterer 750 Millionen Euro sollen misslungen sein, etwa weil die jeweils verwendete Kreditkarte nicht mehr gültig war. Die erbeuteten Gelder sollen zum Zwecke der Geldwäsche jeweils über mehrere deutsche Bankkonten geleitet worden sein.

Fünf Festnahmen in Deutschland

Hierzulande haben mehr als 250 Einsatzkräfte im Rahmen der sogenannten Operation Chargeback(öffnet im neuen Fenster) 29 Objekte in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein durchsucht. Es wurden fünf Tatverdächtige verhaftet und 35 Millionen Euro beschlagnahmt.

Auch die Bafin und die Steuerfahndung waren laut BKA an den Ermittlungen beteiligt. Die deutschen Einsatzkräfte haben zudem mit Behörden aus Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den Vereinigten Staaten und Zypern zusammengearbeitet – ebenso mit Europol und Eurojust.

Eurojust gab erst kürzlich bekannt , erfolgreich ein Betrügernetzwerk mit einer Gesamtbeute im Umfang von 600 Millionen Euro zerschlagen zu haben. Die Gelder wurden allerdings über Fake-Investitionsplattformen eingesammelt. An den Ermittlungen des aktuellen Falls waren ebenfalls deutsche Strafverfolger beteiligt.


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