Oscar erkennt Treibgut mit KI
Vor allem die Takelage, auch Rigg genannt, und die Foils sind großen Belastungen ausgesetzt. Deshalb sind dort Sensoren verbaut, die anzeigen, wie hoch die Belastung ist. Herrmann sieht, ob er mit den aktuellen Einstellungen weitersegeln oder sogar noch weiter forcieren kann oder ob er Last herausnehmen muss, um das Boot nicht überzustrapazieren.
Die Foils sind in diesem Jahr noch wichtiger als bei der letzten Auflage der Vendée Globe. Durch die beiden u-förmigen Seitenschwerter, die vom Wasser angeströmt werden und dann das Boot aus dem Wasser heben, kann es noch schneller segeln. Belegte bei der letzten Regatta der Brite Alex Thomson trotz eines abgerissenen Foils noch den zweiten Rang, wird in diesem Jahr einem Boot ohne moderne Foils kaum eine Chance auf den Sieg eingeräumt.
Bei zu hoher Last gibt es Alarm
In den Foils verlaufen Glasfaserkabel. An jeweils sechs Stellen wird die Krümmung gemessen. In der Takelage sind Lastmessbolzen verbaut. Für alle Sensoren ist ein Schwellenwert definiert, der deutlich unter der Höchstlast liegt. Wird der Wert erreicht, warnt ein akustischer Alarm. Vorteil des Systems ist, dass Herrmann das Boot auch in seinen kurzen Schlafphasen nicht überbeanspruchen kann: Der Alarm weckt ihn.
Neben einem Mastbruch sind Kollisionen mit einem Wal oder einem unbekannten schwimmenden Objekt (Unknown Floating Object, Ufo) eine große Gefahr für die Boote. So haben etwa Kollisionen in der aktuellen Regatta Samantha "Sam" Davis und Sébastien Simon zum Aufgeben gezwungen. Für Nicolas Troussel brachte ein Mastbruch das Aus.
Gegen Ufos soll Oscar, eine Abkürzung für Optical System-based Collision Avoidance for Racing, helfen. Das System nutzt zwei Infrarotkameras, die den Bereich von etwa einem Kilometer vor dem Bug überwachen. Ein System mit Künstlicher Intelligenz wertet die Kameradaten aus und meldet, wenn etwas auf dem Wasser schwimmt. Tückisch sind jedoch Ufos, die knapp unter der Wasseroberfläche treiben. Sie werden nur erkannt, wenn ein genügend großes Stück aus dem Wasser ragt.
"Ich hatte eine Warnung, bin rausgegangen, und dann war ein etwa 80 Zentimeter großer Fender im Wasser in der Nähe - es funktioniert also", erzählt Herrmann in der Pressekonferenz auf Nachfrage von Golem.de. "Aber die Kollision von Sam Davis, das können auch Wale gewesen sein. Dabei würde das System nicht helfen. Es kann nicht unter Wasser schauen. Dafür haben wir den Wal-Pinger, er soll sie verscheuchen."
Das Boot vertreibt Wale
Der Wal-Pinger ist ein Glaszylinder, der am Kiel der Seaexplorer angebracht ist und akustische Signale mit einer Reichweite von etwa einem Kilometer aussendet, um Wale zu vertreiben. Das System kommt aus der Fischerei. Netze werden damit ausgestattet, damit Wale nicht hineinschwimmen. Allerdings bewegen sich Netze nicht - im Gegensatz zu einem Segelschiff. Ob ein schlafender Wal genug Zeit hat, einem 20 bis 30 Knoten schnellen Boot auszuweichen, ist nicht bekannt.
Erkennt Oscar ein Ufo, kann er zwar Alarm geben. Bei 20 oder 30 Knoten hat das Boot das Treibgut jedoch schneller erreicht, als Herrmann reagieren kann. Deshalb ist das System mit dem Autopiloten gekoppelt: Er soll den Zusammenstoß verhindern.
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