Wie eine Bestückungsmaschine funktioniert

Eine Bestückungsmaschine sei eigentlich sehr einfach aufgebaut, meint Ehlert: Die mit Lötpaste versehene Platine wird mit Hilfe eines Rahmens in der Maschine eingespannt. Durch ein Computerprogramm wird dann ein Kopf mit einer Ansaugdüse gesteuert. Die Ansaugdüse (Nozzle) saugt das Bauelement in seiner Verpackung an, der Kopf bewegt sich mit dem angesaugten Bauteil zur entsprechenden Position auf der Platine und stoppt den Ansaugvorgang, das Bauteil fällt quasi auf die Lötstelle. Dann geht es mit dem nächsten Bauteil weiter. Im Wesentlichen funktioniert eine Bestückungsmaschine also wie ein Plotter.

Die Schwierigkeit liegt nun im Detail: Die Ansaugdüse muss mit der Größe des Bauteils korrespondieren. Für die vollständige Bestückung mit unterschiedlichen Bauteilgrößen sind also verschiedene Düsen notwendig. Und die Platzierung des Bauteils auf der Platine muss mit großer Genauigkeit erfolgen, je kleiner die Baugrößen der Bauteile werden, desto geringer werden die Platzierungstoleranzen.

  • SMD-Bauelemente und jeweils dazu passende Ansaugdüse. (Foto: VarioPlace/Mirko Ehlert)
  • Werden die Baulemente vertauscht, werden unpassende Düsengrößen deutlich. (Foto: VarioPlace/Mirko Ehlert)
SMD-Bauelemente und jeweils dazu passende Ansaugdüse. (Foto: VarioPlace/Mirko Ehlert)

Die Ansaugkraft wird kaum variiert bei unterschiedlich großen Bauteilen. Der eigentliche Grund für die unterschiedlichen Düsen liegt in der Stabilität beim Transport der Bauteile. Wenn ein großer Chip mit einer Düse mit zu kleinem Durchmesser angesaugt wird, kann es während der Fahrt des Kopfes zum Abkippen des Chips kommen. Denn die Auflagefläche ist dann zu gering, es fehlt an mechanischer Stabilität.

Der Wechsel der Düsen, auch als Werkzeugwechsel bezeichnet, kann natürlich per Hand erfolgen. Ein automatisierter Betrieb ist dann allerdings nicht mehr möglich. Deswegen ist eine Funktion zum automatischen Wechsel der Düse unabdingbar und wurde bei der Entwicklung von Varioplace bereits vorgesehen.

Kleine Bauteile erfordern hohe Genauigkeit

Kleine Bauteilgrößen werden ad absurdum geführt, wenn die dazugehörigen Lötpads auf der Platine nicht auch kleiner werden. Lötpads sind die sichtbaren Kupferflächen auf der Platine, auf welche die Bauelemente aufgelötet werden. Sie können bei modernen Platinen weniger als einen Millimeter groß sein.

Wenn nun die Maschine bei der Platzierung nicht genau genug ist und die Lötfläche der Bauelemente nicht korrekt übereinstimmt mit den Lötpads auf der Platine, führt das zu Lötfehlern. Manchmal können diese später noch mit ruhiger Hand und einem Lötkolben repariert werden, doch im schlimmsten Fall ist die komplette Schaltung nicht mehr brauchbar.

Ungenaue Positionierungen können aus mehreren Gründen entstehen und müssen auf verschiedenen Wegen unterbunden beziehungsweise korrigiert werden.

Einer ungenauen Ansteuerung, weil die mechanischen Bestandteile der Maschine zu viel Spiel haben müssen, lässt sich durch hochwertige Bestandteile mit geringen Fertigungstoleranzen entgegenwirken.

Obwohl die Platine in einem Rahmen eingespannt wird, kann es immer zu einem leichten Verdrehen der Platine kommen. Insbesondere gilt dies bei runden oder asymmetrisch geformten Platinen. Diese Verdrehungen sind mit dem blossen Auge nicht immer zu erkennen. Bei der Varioplace soll eine Kamera mit einer Mustererkennung dafür sorgen, dies zu erkennen und die Steuerbefehle entsprechend anzupassen.

Ein weiteres Problem fanden die Macher in der praktischen Erprobung: die Bewegungen des Werkzeugkopfes versetzten die gesamte Konstruktion immer wieder in Bewegung - auch dieses Rütteln führte dazu, dass Bauelemente verrutschten. In großen Maschinen tritt dieses Problem nicht auf, ihre schiere Massigkeit unterbinde solche Eigenbewegungen, so Ehlert. Doch für ein schreibtischtaugliches Gerät ist Masse keine Lösung. Sie fanden eine andere: Sie setzten die Fahrgeschwindigkeit herunter. Dadurch ist die Maschine zwar langsamer, bei Prototypen und Kleinserien soll die geringere Geschwindigkeit keine Rolle spielen, da die maschinelle Bestückung immer noch wesentlich schneller und genauer als von Hand erfolgt. Schließlich erfolgt die Bestückung vor Ort und erfordert keine (schlechter planbare) Warte- und Versandzeit wie bei einem Dienstleister.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 VarioPlace: Industriemaschinen zu einem bezahlbaren Preis bauenDen Preis drücken, nicht die Qualität 
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3
  5. 4
  6.  


stoneburner 27. Sep 2014

Das Problem bei so einer multi maschine ist das die antriebsarten nicht optimal vereinbar...

Mirko_von_Vario... 26. Sep 2014

Mit einem Laser zu löten ist komplizierter als es sich auf den ersten Blick anhört. Dies...

Wirbelpsychologe 23. Sep 2014

@The Roadrunner Inzwischen habe ich eine beachtliche Sammlung von Schrittmotoren. Die...

derdiedas 22. Sep 2014

Also ich finde die Idee gut, vor allen weil dieses Gerät jede Menge Optionen zum...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Street Fighter 6 im Test
Modern auf die Mütze

Faustkampf trifft brachiale Optik trifft Massen an Modi und Steuerungen: Street Fighter 6 bietet Prügelaction für fast alle Spieler.
Von Peter Steinlechner

Street Fighter 6 im Test: Modern auf die Mütze
Artikel
  1. Grace Hopper Superchip: Nvidia zeigt den DGX GH200 AI-Supercomputer
    Grace Hopper Superchip
    Nvidia zeigt den DGX GH200 AI-Supercomputer

    Computex 2023 Die Kombination aus Grace Hopper, Bluefield 3 und NVLink ergibt funktional eine riesige GPU mit der Rechenkapazität eines Supercomputers und 144 TByte Grafikspeicher.

  2. Comac C919: Erstes chinesisches Verkehrsflugzeug fliegt mit Passagieren
    Comac C919
    Erstes chinesisches Verkehrsflugzeug fliegt mit Passagieren

    Die Comac C919 hat den ersten regulären Flug mit Passagieren an Bord absolviert. Mit dem Flugzeug will Comac Airbus und Boeing Konkurrenz machen.

  3. System Shock Remake angespielt: Die Kult-KI Shodan kämpft frisch entfesselt
    System Shock Remake angespielt
    Die Kult-KI Shodan kämpft frisch entfesselt

    System Shock gilt als wegweisendes Shooter-Rollenspiel. Jetzt ist Golem.de im Remake wieder gegen die Super-KI Shodan angetreten (Windows-PC).
    Von Peter Steinlechner

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MindStar: 14 Grafikkarten im Sale • Logitech G Pro Wireless Maus 89€ • The A500 Mini 74,99€ • Logitech G213 Prodigy Tastatur 49,90€ • Crucial P5 Plus (PS5-komp.) 1TB 71,99€, 2TB 133,99€ • HyperX Cloud II Headset 62,99€ • DAMN!-Deals m. AMD-Bundle-Aktion • Google Days [Werbung]
    •  /