Umzug nach Hamburg
Vaarhaft will seine Echtheitsprüfung auch auf Videos ausweiten. "Das ist der nächste große Schritt," sagt Kameni. Außerdem geht Vaarhaft ein Problem vieler Händler in Onlineshops an, wenn Kunden Rückerstattungen oder Ersatzlieferungen beanspruchen, indem sie vorgeblich beschädigte Produkte reklamieren. Auch hier sollen mit KI generierte, vermeintliche Beweisfotos entlarvt werden.
Ein weiteres Thema ist Versicherungsbetrug, etwa wenn jemand eine Gebäudeversicherung für ein vermeintlich intaktes Haus abschließt, die tatsächlich existierenden Schäden vor Versicherungsabschluss wegretuschiert und später diese Schäden – zum Beispiel Hagelschäden – geltend macht. Solche Bildmanipulationen(öffnet im neuen Fenster) können natürlich auch Teile des Hausrats – und die entsprechende Versicherung – betreffen.
Außerdem will das Start-up auch eine Vaarhaft Academy ins Leben rufen: Sie soll speziell bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Aufklärungsarbeit in Sachen Medienkompetenz leisten.
Seit einiger Zeit gibt es außerdem Safecam, eine abgesicherte Kamera-App, die im Smartphonebrowser läuft, also ohne Download und ohne Installation, und ausschließlich authentische Bilder aufnimmt. "Ein Upload aus der Galerie wird nicht unterstützt, und wenn jemand versucht, mit der Kamera-App ein anderes Bild abzufotografieren, zum Beispiel ein Fake-Bild erst auszudrucken und dann abzufotografieren oder direkt vom Computerbildschirm abzufotografieren, dann blockiert die Kamera-App das," erklärt Kameni.
So könnten authentische Bilder schon im Moment der Bildaufnahme als echt zertifiziert werden. "Bei einem Initialverdacht durch den Fraud Scanner kann zur Validierung noch die Safecam ausgesteuert werden – spätestens hier kommen Betrüger dann nicht weiter."
Recht neu ist auch Vaarhafts Umzug von Berlin nach Hamburg. "Die Region Hamburg hat einfach eine bessere Förderlandschaft," sagt Kameni – will aber nicht undankbar klingen, zumal Vaarhaft im vergangenen Jahr für den Berliner Deep Tech Award nominiert war.
Seine erste Förderung, das Exist-Gründungsstipendium, erhielt Vaarhaft 2023 an der Fachhochschule Wedel bei Hamburg, wo Anne Patzer und Paul Franken studierten. Nach der Gründung sammelte Vaarhaft in einer Finanzierungsrunde 500.000 Euro an Investorengeldern ein und bezog im Juni 2023 Büroräume in der Factory Berlin in Mitte.
Eigentlich wollte Vaarhaft dann das Förderprogramm Pro Fit der Investitionsbank Berlin beantragen. "Wir haben aber von befreundeten Start-ups gehört, dass der Antragsprozess zwischen sechs Monaten und einem Jahr dauert," berichtet Kameni. "Diese Zeit hatten wir als aufstrebendes Start-up aber einfach nicht."
In Hamburg bewarb sich Vaarhaft für das Programm Innofintech der dortigen Investitions- und Förderbank. Von der Antragstellung bis zur Förderzusage seien keine drei Monate vergangen, sagr Kameni.
Vaarhaft wird Berlin aber nicht vollständig den Rücken kehren. "Wir sind eine Remote-First-Company, unser Team ist ohnehin über ganz Deutschland verteilt," sagt Kameni. Ein Teil des Teams wird weiterhin in der Factory in Mitte arbeiten – und das hiesige Start-up-Ökosystem bereichern.
Dieser Text ist zuerst beim Tagesspiegel erschienen. Die Passagen zum Betrug im Onlinehandel, zur Hausratversicherung und der Safecam ist dort nicht vorhanden, sie wurde als kürzliches Update in diesem Artikel ergänzt.



