USA: Pentagon fordert KI-Strategie fürs Militär

US-Verteidigungsminister James Mattis hat von Präsident Donald Trump eine nationale Strategie für künstliche Intelligenz eingefordert. Vor kurzem richtete sein Ressort ein Forschungszentrum ein, um das störrische Silicon Valley an Bord zu holen.

Artikel von Stefan Krempl veröffentlicht am
US-Verteidigungsminister James Mattis
US-Verteidigungsminister James Mattis (Bild: Rodrigo Garrido/Reuters)

Das Pentagon will lieber heute als morgen mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) Schlachtfelder dominieren. US-Verteidigungsminister James Mattis hat Präsident Donald Trump daher jüngst gebeten, eine nationale KI-Strategie aufzulegen und dabei insbesondere das Militär zu berücksichtigen. Er befürchtet demnach, dass die USA derzeit mit den ambitionierten Förderplänen für künstliche Intelligenz anderer Länder und Regionen wie China oder der EU nicht mithalten können, wie die New York Times am Montag unter Verweis auf ein einschlägiges Memo von Mattis aus dem vergangenem Mai berichtete.

Der Exgeneral soll laut der Zeitung den früheren US-Außenminister Henry Kissinger mit den Worten zitiert haben, dass auch eine KI-Kommission unter Führung des Weißen Hauses eingerichtet werden solle. Eine solche müsse für den nötigen landesweiten Antrieb sorgen und sicherstellen, dass die USA nicht nur im Verteidigungssektor führend seien, sondern auch bei der breiteren "Transformation der Conditio Humana". Zuvor hatten Militärberater darauf hingewiesen, dass KI das technologische Feld der Kriegsführung massiv verändern könnte.

Trump setzt im Bereich der künstlichen Intelligenz trotzdem weiter stärker auf die Wirtschaft als auf den Staat. Das Pentagon will daher in Eigenregie voranschreiten und hat Ende Juni angekündigt, im September ein KI-Forschungszentrum einzurichten. Ein Schwerpunkt dieses geplanten Joint Artificial Intelligence Center (JAIC) soll es sein, die aufgrund verbreiteter Szenarien von autonomen Killerrobotern gestörten Beziehungen des Verteidigungsressorts mit dem Silicon Valley zu kitten.

Maven spielt mit

Das Pentagon will dem Bericht zufolge zunächst 75 Millionen US-Dollar aus seinem milliardenschweren Jahresbudget in die neue Einrichtung stecken. Über fünf Jahre hinweg hat es 1,7 Milliarden Dollar eingeplant, was für manche Firma aus der Digitalwirtschaft verlockend sein dürfte. Das wie der Vorname Jake ausgesprochene Zentrum und Verbindungsbüro soll Dutzende KI-Projekte des Pentagons bündeln und ihre Durchführung so vereinfachen.

Teil der Palette ist die besonders umstrittene Initiative Maven, mit der das Verteidigungsministerium eine führende Position bei der "algorithmischen Kriegsführung" mit Hilfe von Maschinenlernen einnehmen will. Das Programm soll unter anderem für Aufklärungszwecke und Drohnenschläge verwendet werden. Google gehört zu den Partnern des Projekts. Nach massiven Protesten und Kündigungen von Mitarbeitern will der Internetkonzern die 2019 auslaufende Kooperation aber nicht verlängern.

Das Pentagon dürfte der plötzliche Widerstand aus dem Silicon Valley überrascht haben, da die dortige Technikindustrie rund um ein früheres Militärgelände groß geworden ist und traditionell beste Beziehungen zum Verteidigungsressort pflegt. Der Forschungsarm des Pentagons, die Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa), hat nicht nur die technische Basis für das Internet mit gelegt, sondern auch mit Roboterwettbewerben den Bereich künstliche Intelligenz nach vorn gebracht.

Ungeahnter Aktionismus aus dem Silicon Valley

Mittlerweile wächst aber die Besorgnis in der Hightech-Community, dass der militärisch-industrielle Komplex ihre Erfindungen einsetzt, um Menschen unzulässigerweise zu töten. Einige Forscher sind der Ansicht, dass es einen deutlichen Unterschied dazwischen gibt, selbstfahrende Autos oder autonome Waffensysteme zu entwickeln. Sie fürchten, dass Letztere eine massive Bedrohung für die Menschheit darstellen. Elsa Kania von der US-Denkfabrik Center for a New American Security spricht gar von einem einzigartigen Moment, in dem so viel Aktivismus wie nie zuvor aus dem Silicon Valley komme.

Brendan McCord, der das JAIC leiten soll, baut darauf, die sich ausbreitende Kluft schließen zu können. Das Zentrum werde helfen, "unsere Partnerschaft mit der Industrie, der Wissenschaft und mit Verbündeten" fortzuentwickeln, ist sich der frühere U-Boot-Offizier der Navy sicher. Eine Brücke auch zu Kritikern im Silicon Valley will er mit der Ansage schlagen, dass ein Fokus der Institution auf ethischen und humanitären Überlegungen liege. Ferner wolle man die kurz- und langfristige Sicherheit von KI im Auge behalten. Richtig konkret klingen diese Versprechen aber noch nicht.

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