USA: Europa soll nicht mit chinesischen Seekabelfirmen arbeiten

Die US-Regierung will mit den EU-Mitgliedstaaten und weiteren Verbündeten Grundsätze zu Seekabeln vereinbaren. Wie Politico(öffnet im neuen Fenster) und Euronews(öffnet im neuen Fenster) berichteten, sollen die sogenannten New Yorker Grundsätze für Seekabel verlangen, dass Maßnahmen zur Lieferkettensicherheit und Datensicherheit ergriffen und bei Sicherheitsproblemen Informationen ausgetauscht werden. Im Kern geht es den USA laut Politico darum, chinesische Ausrüster von künftigen Seekabelprojekten auszuschließen. Das ist seit Jahren in laufenden Projekte gelebte US-amerikanische Praxis .
Laut den Informationen von Euronews sollen die europäischen Regierungen die Netzbetreiber und andere Unternehmen auffordern, sich an diese Vorgaben zu halten, die jedoch ausdrücklich nicht bindend sind. Ein Entwurf wurde der Europäischen Kommission Mitte August zugesandt.
Weiter heißt es, die beteiligten Länder würden "zuverlässige und vertrauenswürdige Seekabelkomponenten und -dienste" fördern. Sie sollen "Anbieter von Seekabelnetzen sowie Betriebs- und Wartungsunternehmen ermutigen, transparente Eigentumsverhältnisse, Partnerschaften und Corporate-Governance-Strukturen" aufzubauen und zu unterhalten.
Führend im Bereich Seekabel ist das US-Unternehmen Subcom aus New Jersey, das laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters(öffnet im neuen Fenster) eng mit dem US-Militär zusammenarbeitet. Aus Europa kommt Alcatel Submarine Networks, das Nokia an den französischen Staat verkauft hat , der italienische Kabelhersteller und Ausrüster Prysmian, Nexans aus Frankreich und NEC aus Japan.
HMN Tech übernahm im Jahr 2019 den früheren Seekabelbereich von Huawei und ist laut Reuters das am schnellsten wachsende Unternehmen auf dem Markt. Auch Zhongtian Technology Submarine Cable (ZTT) ist ein großer Seekabelausrüster aus China.
Der Bereich Seekabelbetreiber wird inzwischen weltweit von US-Konzernen dominiert: Die großen Content und Application Provider (CAPs) Google, Meta, Amazon und Microsoft haben in den vergangenen Jahren stark in eigene Telco-Infrastruktur investiert, meist in Form von Seekabeln und Rechenzentren. Wenn sie diese der Öffentlichkeit zur Verfügung stellten, gehörten diese Konzerne "zu den größten TK-Unternehmen der Welt" , sagte Stefan Lechler, Deputy Head der Unit DG Connect bei der Europäischen Kommission, im Mai 2023 auf der Branchenmesse Anga Com in Köln.
Prism-Programm: NSA hört Seekabel auch von Verbündeten ab
Der US-amerikanische Geheimdienst NSA hört nachweislich Seekabel ab, was durch eine Präsentationsfolie aus dem Prism-Programm öffentlich bestätigt ist . Darin heißt es: "Erfassung der Kommunikation auf Glasfaserkabeln und Infrastruktur, wenn Daten vorbeifließen (Fairview, Stormbrew, Blarney, Oakstar)" . China dürfte über ähnliche Ausrüstung verfügen. Von Russland sind diese Praktiken bekannt.
Seekabelschutz: Nato in dem Bereich bereits aktiv
Mehr als 95 Prozent der Daten, die weltweit übertragen werden, laufen durch Seekabel. Diese Glasfaserkabel können jeweils mehrere Terabit pro Sekunde übertragen und bieten damit die schnellste verfügbare Methode der Datenübertragung.
Im Ozean verlegte Datenkabel sollen in Zeiten verschärfter geopolitischer Spannungen besonders geschützt werden, was eine Herausforderung angesichts der riesigen Seegebiete und enormer Verlegetiefen ist. "Die Industrie nutzt heute schon technisch ausgereifte Systeme, die anzeigen, wenn ein Kabel bricht oder sich ein Objekt annähert" , sagte Generalleutnant (a.D.) Hans-Werner Wiermann laut einem Bericht des Bundesverteidigungsministeriums(öffnet im neuen Fenster) vom Mai 2023. Allerdings bedürfe es künftig einer engeren Vernetzung, namentlich auch zur Auswertung gewonnener Daten. Dies werde von vielen großen Unternehmen auch ausdrücklich gewünscht.



