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USA & China: Flash-Hersteller YMTC legt US-Mitarbeitern Kündigung nahe

Die jüngsten Handelsbeschränkungen zwingen US-Bürger zu einer schweren Entscheidung: kündigen oder die Staatsbürgerschaft aufgeben.
/ Johannes Hiltscher
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YMTC fordert seine US-Mitarbeiter zur Kündigung auf. (Bild: Colin Knowles)
YMTC fordert seine US-Mitarbeiter zur Kündigung auf. Bild: Colin Knowles / CC-BY-SA 2.0

Die jüngsten Handelsbeschränkungen (g+) der USA gegen Chinas Halbleiterbranche verbieten es US-Bürgern, ohne behördliche Genehmigung für chinesische Unternehmen an moderner Halbleitertechnologie zu arbeiten. Die Financial Times berichtet(öffnet im neuen Fenster) , dass Chinas größter Flash-Hersteller Yangtze Memory Technologies Corporation (YMTC) als Konsequenz seinen US-Mitarbeitern die Kündigung nahelegt.

Bereits direkt nach Bekanntgabe der neuen Regeln setzte ein Exodus von US-Bürgern und Green-Card-Inhabern aus der Volksrepublik ein: Firmen wie ASML und Lam Research zogen Personal ab. Betroffen sind neben Ingenieuren und Technikern auch leitende Angestellte, viele davon gebürtige Chinesen, die in den USA studierten und arbeiteten. Ein prominentes Beispiel ist Gerald Yin(öffnet im neuen Fenster) , der in den USA promovierte, danach bei Intel, Lam Research und zuletzt Applied Materials arbeitete.

Nach seiner Rückkehr in die Volksrepublik gründete und leitete Yin dort das Unternehmen Advanced Micro-Fabrication Equipment(öffnet im neuen Fenster) (AMEC), das Maschinen für die Halbleiterproduktion herstellt. Auch wenn Ausnahmen möglich sind, machte das US-Handelsministerium bereits klar, dass diese wohl kaum erteilt werden - faktisch ist US-Bürgern und Inhabern einer Green Card also die Arbeit für chinesische Unternehmen, die moderne Fertigungsprozesse für Halbleiter betreiben oder entsprechende Maschinen herstellen, verboten.

Neben YMTC und AMEC sind Dutzende weitere Unternehmen betroffen, da die Handelsbeschränkungen der USA die gesamte moderne Halbleitertechnik betreffen: Die Regeln erfassen Flash-Speicher mit 128 und mehr Lagen, nicht-planare Logik (also Finfets) in 16-nm- und moderneren Prozessen sowie DRAM mit Strukturgrößen von 18 nm (Half Pitch) und weniger.

Chip-Import sinkt, weitere Beschränkungen denkbar

Auch wenn die letzten Beschränkungen bereits sehr restriktiv sind, scheinen noch weitere Maßnahmen denkbar: So berichtet Bloomberg(öffnet im neuen Fenster) von Plänen, auch den Export von Technologie für Quantencomputer und KI-Anwendungen einzuschränken. Diese weiteren Schritte hätten allerdings im Vergleich zu den Regeln, die Halbleitertechnologie betreffen, geringe Konsequenzen. Speziell bei KI-Software sind chinesische Unternehmen gut aufgestellt und nutzen eigene Toolkits wie Baidus PaddlePaddle(öffnet im neuen Fenster) .

Zudem berichtet Reuters(öffnet im neuen Fenster) über einen drastischen Rückgang der Chip-Importe nach China - um 12,4 Prozent seien sie laut offiziellen Zahlen im September gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen. Die neuen Exportregeln dürften hierfür allerdings nicht der Grund sein, sie sind erst seit dem 7. Oktober 2022 in Kraft. Dennoch werden sie Auswirkungen haben: Sie verbieten ausländischen Fertigern, Chips für den chinesischen Markt zu produzieren, wenn deren Designs unter Einsatz von US-Technologie entwickelt wurden und die Fertigung mit einem der regulierten Prozesse erfolgen soll. Chip-Entwurf ohne Software und Funktionsblöcke aus den USA ist quasi unmöglich - China ist also von auch nur halbwegs modernen Chips abgeschnitten.


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