US-Unternehmen: Ericsson und Nokia machen "kein echtes Open RAN"

Ein Open-RAN-Anbieter aus Texas wirft Nokia und Ericsson vor, ihr Engagement in diese Technik vorzutäuschen. Doch dahinter steckt viel mehr.

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Mavenirs 4G Open RAN Small Cell für Outdoor
Mavenirs 4G Open RAN Small Cell für Outdoor (Bild: Business Wire)

Ein führender Manager des US-Unternehmens Mavenir hat Nokia und Ericsson wegen ihres Engagements bei Open RAN angegriffen. "Auf dem Markt herrscht viel Verwirrung, weil die Anbieter, insbesondere die Konkurrenz, versuchen, die Definition von Open RAN auf unterschiedliche Weise zu untergraben. Wir sehen nicht, dass Ericsson und Nokia echtes Open RAN machen, es sind meist Lippenbekenntnisse ihrerseits", sagte Bejoy Pankajakshan, Chief Technology and Strategy Officer bei Mavenir der indischen Economic Times. Man habe begonnen, Ericsson und Nokia nicht mehr als Teil der Open-RAN-Branche zu behandeln.

Der Top-Manager fügte hinzu, dass die südkoreanische Samsung zumindest zu versuchen scheine, die Bedeutung von Open RAN zu verstehen, um den Markt zu erobern. Mavenir entwickelt Open-RAN-Software und hat seinen Sitz in Richardson im US-Bundestaat Texas.

Mavenir hatte zuvor wegen eines Streits um die Öffnung einer Schnittstelle Hilfe durch die Vorsitzende der Federal Communications Commission (FCC), Jessica Rosenworcel, angerufen. Statt die Brownfield-X2-Schnittstelle zu öffnen, würden Nokia und Ericsson hier exorbitante Preise verlangen, sagte Pankajakshan. "Im Falle von X2 handelt es sich um eine vom 3GPP definierte Schnittstelle, die offen sein sollte", sagte er. Die Brownfield-X2-Schnittstelle ist tatsächlich bei der 3GPP standardisiert, allerdings mit Interpretationsmöglichkeiten durch die einzelnen Ausrüster. Es ist die Schnittstelle zwischen den Basisstationen zur Signalisierung und für den Datenverkehr direkt zwischen Basisstationen. Die Leistungsfähigkeit von RAN-Netzen wird durch Inter Site Coordination optimiert.

Die Netzbetreiber setzen die Open-RAN-Technik ein, um die Macht der Großanbieter zu brechen. Open RAN bedeutet Cloud, virtualisierte Netzwerkelemente, White-Box-Hardware, Software zur Integration und standardisierte Schnittstellen. Auf proprietäre, hochentwickelte Chips der Ausrüster und die entsprechende Software muss verzichtet werden, weshalb man nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Open RAN wird fast weitgehend von den USA dominiert und ist Hardware-seitig abhängig von Intel, deren x86-Technik fast allen Servern zugrundeliegt. Außerdem setzen alle Open-RAN-Systeme auf die Cloud von US-Anbietern wie Amazon Web Services, die Google Cloud Platform oder Microsoft Azure. Rakuten aus Japan ist der führende Automatisierer oder Integrator in der Branche.

Open RAN wird stark von der US-Regierung forciert, um den Rückstand bei 5G zu überwinden. "Zum ersten Mal in der modernen Geschichte sind die Vereinigten Staaten nicht führend in einer aufkommenden kritischen Technologie", heißt es in einem im Weißen Haus kursierenden Dokument, das Ende 2019 vom früheren Chef der Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde, Daniel Goldin und von Hossein Moiin, dem ehemaligen Chief Technology und Strategy Officer von Nokia, verfasst wurde. Ziel sei es, einen US-basierten Ausrüster zu schaffen, der die Lücke füllt, die Lucent Technologies hinterlassen hat. Lucent fusionierte im Jahr 2006 mit dem französischen Unternehmen Alcatel. Das Gemeinschaftsunternehmen wurde später von Nokia gekauft. Das Mobilfunknetzgeschäft von Motorola Solutions ging im Jahr 2010 an Nokia Siemens Networks.

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