Urheberrecht: Skriptfehler sperrt völlig legale Webseiten

Im Namen der Anti-Piraterie-Gruppe Total Wipes sollte Google Webseiten wie Ubuntu, Tor oder das Blog zum Raspberry Pi sperren. Der Grund soll ein Softwarefehler gewesen sein.

Artikel veröffentlicht am ,
Die Anti-Piraterie-Gruppe erteilte fehlerhafte Sperrungen völlig legaler Webseiten.
Die Anti-Piraterie-Gruppe erteilte fehlerhafte Sperrungen völlig legaler Webseiten. (Bild: Screenshot: Golem.de)

Ein Fehler in einem Skript hat zu Takedown Notices für Dutzende völlig legaler Download-Links geführt. Die Berliner Anti-Piraterie-Gruppe Total Wipes verlangte dadurch von Google unter anderem die Sperrung der Webseiten von Ubuntu, Tor, dem Raspberry Pi und zahlreichen weiteren Open-Source-Projekten. Alle Links enthalten den Begriff "Download". Total Wipes entschuldigte sich für das Versehen.

Sogenannte Takedown Notices werden unter dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA) erteilt. Mit ihnen können Sperren für Webseiten ausgesprochen werden, die urheberrechtsverletzendes Material anbieten. Total Wipes hat mehrerer solcher Takedown Notices erteilt, etwa im Namen von Aborigeno Music. Diese Liste etwa verlangte die Sperrung der Downloadseiten von Ubuntu, Gimp und der Entwicklungsumgebung Eclipse. Chilling Effects hat die Liste veröffentlicht, die bei Google eingegangen ist. Der Suchmaschinenanbieter kommt solchen Aufforderungen nicht gleich nach, sondern prüft sie und legt gegebenenfalls Widerspruch ein.

Illegale Zigaretten bei der EFF

Eine weitere Takedown Notice im Namen des Labels Maze Records verlangte die Sperrung eines Artikels auf der Webseite Torrentfreak mit dem Namen "5 ways to download torrents anonymously" und noch eine im Namen des Labels Mona Records wegen des angeblich illegalen Downloads des Albums "Cigarettes" veranlasste die Sperrung einer Anleitung zur Nutzung von PGP auf Apple-Rechnern. Der Artikel wurde von der Electronic Frontier Foundation (EFF) erstellt.

Auch wenn Google maßvoll mit solchen Takedown Notices umgeht, bedeuten sie für die einzelnen Webseiten erheblichen Ärger und Aufwand, um die ausgesprochene Sperre wieder aufzuheben. Das sah wohl auch die Gruppe Total Wipes ein, die sich in einer E-Mail an die Webseite Ars Technica dafür entschuldigte. Ein Skript habe die Sperraufträge automatisiert versandt und dabei nur den Suchbegriff "Download" verwendet. Bezeichnend ist die Liste allerdings dennoch, denn sie betrifft hauptsächlich Open-Source-Projekte.

Automatische Systeme bis auf Weiteres abgeschaltet

Ohne Zweifel sei es ihre Schuld, schreibt Total Wipes. Auch wenn Google die meisten Sperranträge abgelehnt habe, seien doch einige kleinere und mittlere Unternehmen beeinträchtigt gewesen. Der Bug habe lediglich in der ersten Woche im Februar Ärger verursacht. Normalerweise habe ihr System eine Trefferquote von 99 Prozent. Inzwischen sei das System deaktiviert worden, um weiteren Ärger mit falschen Takedown Notices zu vermeiden.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Total Wipes solche Sperranträge übereifrig verteilt. Im vergangenen Jahr wurden Sperrungen von Webseiten bei Rolling Stone und dem Musiksender MTV beantragt. Außerdem verlange Total Wipes, dass die Domains von Ikea sowie zahlreiche Kaffeeanbieter gesperrt werden, darunter Fair Trade und Dunkin Donuts. Vermutlich war hier das Stichwort "Coffee" schuld.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


negecy 26. Feb 2015

Und wieder ein Grund mehr, sinnvolle Verwertungen anzubieten, dann ist so ein Schwachsinn...

Netspy 25. Feb 2015

Es gab doch keinen einzigen Takedown sondern nur Takedown Notices und die wurde doch...

Quantium40 24. Feb 2015

Weil es für den DMCA unerheblich ist, woher derjenige stammt, der die Anfrage stellt...

Ext3h 24. Feb 2015

Und aus dem Grund ist in dem Formular für DMCA-Anfragen bei Anbietern wie Google o.Ä...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
A Plague Tale Requiem
Mit den richtigen Tricks schaffen kleine Teams tolle Grafik

GDC 2023 A Plague Tale Requiem sieht spektakulär aus - trotz eines relativ kleinen Teams und mit wenig Budget. Ein Macher erklärt, wie das funktioniert hat.

A Plague Tale Requiem: Mit den richtigen Tricks schaffen kleine Teams tolle Grafik
Artikel
  1. Android: Pebble-Macher planen kleines Android-Smartphone
    Android
    Pebble-Macher planen kleines Android-Smartphone

    Pebble-Gründer Eric Migicovsky wünscht sich ein kleines Smartphone - und scheint auf dem Weg zu sein, ein eigenes Modell zu bauen.

  2. CS GO mit Source 2: Das ist Valves Counter-Strike 2
    CS GO mit Source 2
    Das ist Valves Counter-Strike 2

    Es ist offiziell: Valve stellt Counter-Strike 2 vor. Die Source-2-Engine bringt neues Gameplay und soll klassische Tickraten loswerden.

  3. Zum Tod von Spiros Simitis: The Godfather of Datenschutz
    Zum Tod von Spiros Simitis
    The Godfather of Datenschutz

    Spiros Simitis, Wegbereiter des deutschen und europäischen Datenschutzes, ist gestorben. Was hätte er wohl zu den aktuellen Plänen gesagt, gigantische Mengen an Patientendaten der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen?
    Ein Nachruf von Christiane Schulzki-Haddouti

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Ryzen 9 7900X3D 619€ • Crucial SSD 2TB (PS5) 158€ • Neu: Amazon Smart TVs ab 189€ • Nur bis 24.03.: 38GB Allnet-Flat 12,99€ • MindStar: Ryzen 9 5900X 319€ • Nintendo Switch inkl. Spiel & Goodie 288€ • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Spiel 569€ • LG OLED TV -57% [Werbung]
    •  /