Urheberrecht: Die scharlachrote Blume

Weder Farbfotografie noch Superhelden sind Erfindungen der neueren Zeit: Wir werfen in dieser Ausgabe unserer Reihe zu freien Inhalten einen Blick zurück auf die Anfänge.

Artikel von Martin Wolf veröffentlicht am
Der englische Schauspieler Fred Terry als Scarlet Pimpernel
Der englische Schauspieler Fred Terry als Scarlet Pimpernel (Bild: Public Domain / Montage: Golem.de)

In unserer Reihe Endlich frei! stellen wir Filme, Texte, Seminare und andere empfehlenswerte Inhalte vor, die frei von Urheberrechten sind, als gemeinfrei nach US-Recht gelten - oder einfach kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wir freuen uns natürlich auch über Tipps zur kreativen Nutzung von freien Inhalten und Themenanregungen im Forum!

Bevor wir zur ersten echten Superheldengeschichte kommen, machen wir einen kleinen Exkurs zum Unterschied zwischen Copyright und Urheberrechtsgesetz. Vereinfacht gesagt: Das Copyright sagt dir, was du kopieren und veröffentlichen darfst und ist übertragbar. Das Urheberrecht verbleibt beim Urheber und gibt mit Nutzungsrechten an, was nicht erlaubt ist. Diese Liste ist lang und sehr unübersichtlich.

Deshalb sind in Deutschland Debatten über die Gemeinfreiheit von Werken oft von Unsicherheit geprägt. Um es noch komplizierter zu machen, gelten mitunter andere Personen als die Autoren als Urheber.

Ein Beispiel: Unser weiter unten vorgestellter Superhelden-Roman wurde 1905 von Emma Orczy verfasst, aber von Johanna Schmidt 1935 übersetzt und im Schildhorn-Verlag veröffentlicht. Damit gilt Johanna Schmidt im deutschen Recht als Urheberin und das Buch kann frühestens 70 Jahre nach ihrem Tod in die Gemeinfreiheit übergehen. Jetzt könnte man argumentieren: Wer ist Johanna Schmidt? Niemand weiß, wann sie verstorben ist, und damit wäre das Werk in dieser Übersetzung verwaist.

Verwaiste Werke können unter bestimmten Umständen vervielfältigt und öffentlich zugänglich gemacht werden. Das dürfen aber lediglich Museen, Archive und Bildungseinrichtungen. Da nichts davon auf uns zutrifft, beschränken wir uns im Folgenden auf die englischsprachige Originalfassung.

The Scarlet Pimpernel (Emma Orczy, 1905)

Moderne Superheldengeschichten verdanken viele ihrer Ideen einem Werk vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1903 betrat der erste Held mit einer Geheimidentität die Bühne - und zwar wortwörtlich. In den Theatern von Nottingham und London feierte das Stück "The Scarlet Pimpernel" jahrelang Kassenrekorde, bevor seine Autorin beschloss, eine Romanserie daraus zu machen.

Die Baronin Orczy schrieb ihren Protagonisten Percy Blakeney in die französische Revolutionszeit und stattete ihn mit außerordentlichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten aus. Die versteckt er hinter seiner Fassade als englischer Stutzer.

Nicht einmal seine Frau ahnt etwas von seinem Doppelleben, sie verachtet die eine und bewundert die andere Identität. Wem das bekannt vorkommt: Stan Lee, der Autor von Spiderman, bezog sich ganz direkt auf die Themen des Buches von Orczy. Für Lesefaule gibt es auch einen Film.

Farbfotos mit Kartoffelstärke

Bevor es Farbfilme gab, konnten Fotos nur aufwendig nachkoloriert werden, allenfalls eine sehr aufwendige dreifache Belichtung mit Farbfiltern ergab wirkliche Farbbilder. 1903 erfanden die Brüder Lumière das Autochrom-Verfahren: Kartoffelstärkepulver mit Farbpigmenten für Rot, Grün und Blau wurde auf eine Platte mit fotosensitiven Chemikalien aufgetragen.

Die Belichtung erfolgte durch diese dünne Pulverschicht hindurch, die so zu einem Farbfilter wurde. Es entstand nach der Entwicklung ein Diapositiv mit sichtbarer Körnung - aber auch lebhaften Farben. Eine lange Belichtungszeit und die benötigte helle Beleuchtung beim Betrachten der Bilder waren die Nachteile der Methode.

  • Christina Elizabeth Frances Bevan fotografiert 1913 von Lieutenant Colonel Mervyn O’Gorman in Lulworth Cove.
  • Christina Elizabeth Frances Bevan fotografiert 1913 von Lieutenant Colonel Mervyn O’Gorman in Lulworth Cove.
  • Christina Elizabeth Frances Bevan fotografiert 1913 von Lieutenant Colonel Mervyn O’Gorman in Lulworth Cove.
  • Ranunculi fotografiert 1914 von Robert Walrond in Auckland.
Christina Elizabeth Frances Bevan fotografiert 1913 von Lieutenant Colonel Mervyn O’Gorman in Lulworth Cove.

Heute wirkt besonders ein Motiv überraschend modern - das Bild von Christina Elizabeth Frances Bevan schaffte es sogar auf Twitter. Die Geschichte hinter der Fotoserie konnte erst in den vergangenen Jahren aufgeklärt werden. Weitere freie Autochrom-Bilder gibt es unter anderem aus Neuseeland.

Harvard-Philosophie für Couchkartoffeln

Sollte der Fahrer eines außer Kontrolle geratenen Zuges eine Weiche stellen, wenn dadurch nur eine statt fünf Personen zu Schaden käme? Diese und andere moralphilosophische Fragen werden in einer Vorlesung der Harvard-Universität von Michael Sandel diskutiert. Anstatt sich auf unbequeme Stühle in die überfüllte Sanders Theater Memorial Hall zu quetschen, gibt es den Kurs mit bester Sicht aus mehreren Kameraperspektiven auf Youtube.

Das Interessante an Sandels Didaktik ist die Bereitschaft zur Diskussion - die Studierenden können ihre eigene Sicht auf die Fragen einbringen. Dieser Aspekt kommt beim Gucken vom heimischen Sofa aus leider zu kurz, dafür kann man die Vorlesung aber jederzeit für einen Snack unterbrechen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
O.MG Cable im Test
Außen USB-Kabel, innen Hackertool

Das O.MG Cable kommt wie ein Standard-USB-Kabel daher. Dass es auch ein Hackertool ist, mit dem sich gruselige Dinge anstellen lassen, sieht man ihm nicht an. Obendrein ist es auch noch leicht zu bedienen.
Ein Test von Moritz Tremmel

O.MG Cable im Test: Außen USB-Kabel, innen Hackertool
Artikel
  1. Stormbreaker: Smarte Gleitbombe priorisiert Ziele
    Stormbreaker
    Smarte Gleitbombe priorisiert Ziele

    Raytheon hat einen Millionenauftrag zur Herstellung von 1.500 computergesteuerten Gleitbomben des Typs Stormbreaker für die US-Luftwaffe erhalten.

  2. Microsoft Surface Pro 9 bis zu 490 Euro billiger bei Amazon
     
    Microsoft Surface Pro 9 bis zu 490 Euro billiger bei Amazon

    Das beliebte 2-in-1-Tablet Microsoft Surface Pro 9 ist während der Amazon Frühlingsangebote besonders günstig erhältlich.
    Ausgewählte Angebote des E-Commerce-Teams

  3. Interactive Display: Samsung präsentiert digitales Whiteboard mit Android
    Interactive Display
    Samsung präsentiert digitales Whiteboard mit Android

    Samsungs Interactive Display ist für Schulen gedacht, nutzt Android als Betriebssystem und kann mit den Fingern oder einem Stift verwendet werden.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Nur noch heute: Amazon Frühlingsangebote • MindStar: MSI RTX 4080 1.249€, Powercolor RX 7900 XTX OC 999€ • Fernseher Samsung & Co. bis -43% • Monitore bis -50% • Bosch Prof. bis -59% • Windows Week • Logitech bis -49% • Alexa-Sale bei Amazon • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /