Urheberrecht: Computerspiele können kaum legal archiviert werden

Computerspiele gehören zum kulturellen Erbe einer Gesellschaft. Doch für Museen und Archive gibt es zahlreiche Hürden, wenn sie dieses Erbe bewahren wollen. Das Urheberrecht behindert die Arbeit von Museen und Archivaren dabei enorm.

Artikel veröffentlicht am , Hanno Böck
Das Spiel Robbo aus dem Epic Puzzle Pack wurde unter einer Creative-Commons-Lizenz neu veröffentlicht.
Das Spiel Robbo aus dem Epic Puzzle Pack wurde unter einer Creative-Commons-Lizenz neu veröffentlicht. (Bild: Screenshot / Creative Commons by-sa)

Wie können Computerspiele für künftige Generationen bewahrt werden, und welche Hürden gibt es dabei zu überwinden? An der Humboldt-Universität hat dazu die Gesellschaft für Informatik ein Workshop mit dem Titel Save Game - Legal Challenges in Game Preservation veranstaltet. Vor allem das aktuelle Urheberrecht bereitete den anwesenden Fachleuten Kopfzerbrechen - denn eine legale Archivierung von digitalen Spielen ist mit den aktuellen Regelungen oft nahezu unmöglich.

Inhalt:
  1. Urheberrecht: Computerspiele können kaum legal archiviert werden
  2. Software-Archivierung nicht vorgesehen

Der polnische Spieleentwickler Maciej Miąsik berichtete von seinen Erfahrungen, seine eigenen Spiele der Nachwelt verfügbar zu machen. Ursprünglich hatte er sich für dieses Thema nicht interessiert, so Miąsik, doch mit der Zeit seien immer mehr Menschen auf ihn zugekommen, die Interesse an seinen alten Spielen hatten.

Epic Puzzle Pack als Positivbeispiel

Bei einer DOS-Spielesammlung aus den frühen 90er-Jahren mit dem Titel Epic Puzzle Pack gelang es Miasik, den Rechteinhaber davon zu überzeugen, die Spiele unter einer Creative-Commons-Lizenz (Atribution/Share Alike) zu veröffentlichen. Jeder kann heute die drei enthaltenen Spiele Adventures of Robbo, Heartlight und Electro Man legal herunterladen und in einem Emulator spielen.

Doch derartige Fälle sind die Ausnahme. Ein weiteres Spiel, das Miasik der Nachwelt gern erhalten würde, ist Fire Fight. Hier besitzt er zwar den Quellcode und alle Daten, es ist aber schwierig, das Spiel auf aktuellen Systemen zum Laufen zu bekommen, da es noch für die frühen 16-Bit-Versionen von Windows entwickelt wurde. Eventuell könnte man den Code anpassen und das Spiel auf modernen Systemen betreiben, doch es ist unklar, wer überhaupt die Rechte an dem Spiel besitzt. Herausgegeben wurde das Spiel von Epic und Electronic Arts, welche von beiden Firmen die Rechte hat, ist unbekannt. Epic und Electronic Arts zeigten bislang wenig Interesse an Miasiks Versuchen, sie zu einer Freigabe der Rechte zu bewegen.

Ein Spiel, das nie veröffentlicht wurde, würde Miasik ebenfalls gern der Nachwelt zur Verfügung stellen. Es handelt sich um ein 3D-Spiel mit dem Namen Mag. Das Problem: Es nutzt die 3D-Beschleunigungsfunktion von alten Grafikkarten, und bislang ist es dem Entwickler nicht gelungen, es in irgendeinem Emulator oder einer virtuellen Maschine zum Laufen zu bekommen.

Facebook-API und alte Browser-Plugins

Welche Herausforderungen insbesondere moderne Online-Spiele mit sich bringen, zeigt das Beispiel Neuroshima Apocalypse. Das Spiel nutzt die API von Facebook, allerdings in einer alten Version. Wenn Facebook diese API abschaltet, gibt es praktisch keine Möglichkeit mehr, das Spiel weiter zu nutzen. Auch nutzt das Spiel ein Plugin namens Unity Web Player, welches in aktuellen Chrome- und Firefox-Versionen nicht mehr funktioniert. Um Neuroshima Apocalypse zu betreiben, sind die Entwickler des Spiels auf externe Infrastruktur angewiesen, auf die sie selbst praktisch keinen Einfluss haben.

Nach Miasiks Beispielen aus der Praxis erläuterten einige Fachleute die rechtliche Situation bei der Archivierung von Spielen. Wenn es wie im Fall von Epic Puzzle Pack gelingt, die Zustimmung des Rechteinhabers zu erhalten, ist die Situation einfach. Doch das ist in den seltensten Fällen der Fall. Oft ist dabei das Problem überhaupt nicht, die Zustimmung einzuholen, sondern vielmehr herauszufinden, wer die Rechte besitzt. Die meisten Firmen aus der Frühphase der Computerspiele existieren heute nicht mehr, sie sind von anderen Firmen übernommen worden oder wurden aufgelöst. Verträge zwischen Entwicklern und Firmen sind oft verschollen.

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Software-Archivierung nicht vorgesehen 
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throgh 06. Mai 2015

So ein Unsinn: Die Abschaffung von DRM wird ein solches Szenario nicht hervorrufen. Du...

Menplant 05. Mai 2015

Das "ist etwas ganz anderes" liegt in erster Linie daran, dass man schnell verführt wird...

Nugget32 05. Mai 2015

Wenn die Firma zu den Verträgen nicht mehr Existiert und der Vertrag selbst nicht mehr...

gisu 04. Mai 2015

EA verschenkt aber ältere Spiele - wenn auch mit Hintergedanken aber sie tun es...



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