Unternehmen im Wandel: Intel möchte keine Behörde werden
Hinter dem Verkauf von Unternehmenssparten steckt manchmal mehr als nur die Bilanz. Auch große Unternehmen können nicht beliebig komplex werden.

Es ist kein Zeichen von einem fallenden Giganten, nur weil ein paar Geschäftszweige verkauft oder geschlossen werden. Auch und gerade ein börsennotiertes Unternehmen mit Milliardenumsatz kann nicht beliebig lange die Realität ignorieren und sich Abteilungen leisten, die nicht zur aktuellen Agenda beitragen können. Dabei geht es nicht nur um Geld. Der eigentliche Schaden entsteht durch hohen Verwaltungsaufwand.
Wer schon einmal mit einer Behörde zu tun und dabei ein Anliegen hatte, das nicht perfekt von den vorgedruckten Formularen abgebildet werden konnte, kennt das Problem: Niemand kann spontan eine Entscheidung treffen, die zur Problemlösung beiträgt. Dann beginnt eine große und lange Reise durch Abteilungen, bei denen hoffentlich irgendwann eine Person mit dem Fall in Berührung kommt, die in diesem Fall eine Entscheidung treffen kann und es auch tut.
Ganz ähnlich kann es auch großen Firmen passieren, noch verstärkt durch interne Rivalitäten zwischen Abteilungen. Es werden regelmäßige Meetings mit zu vielen Teilnehmern gehalten. Am Ende wird dann kaum etwas entschieden und hinterher werden Workarounds in Eigenregie implementiert, denn irgendwie muss der Laden ja laufen. Die Geschäftsführung hat derweil keinen Überblick, was eigentlich passiert, denn tatsächlich brauchbare Informationen zum Status von Projekten gibt es nur im Flurfunk.
Interessante Produkte allein reichen nicht
Intel versucht, nicht zu solchen Unternehmen zu gehören. In den letzten Jahren hat es sich deshalb von einigen Unternehmensbereichen verabschiedet. Unter anderem Risc-V, 5G-Modems, Netzwerkswitches, Optane, NAND-Flash und nun auch die Serverherstellung mussten gehen. Viele Produkte aus diesen Bereichen hatten durchaus Abnehmer, im Fall von Optane gibt es aktuell noch immer keine SSDs mit besserer Latenz und Schreibleistung.
Wirkliche Geldbringer waren es aber nicht, sondern eher Bereiche, die man sich leisten kann, wenn es besonders gut läuft. Manchmal kommen dabei dann interessante Produkte heraus oder es werden Speziallösungen für einzelne Kunden entwickelt. Intel hat sich aber dazu entschieden, sich wieder auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: die Herstellung von Prozessoren. Ob Desktop, Server, Grafik oder Spezialchips für Rechenzentren, Intel möchte in diesen Bereichen Marktführer sein.
Es bleibt abzuwarten, ob dies die vorerst letzte Schließung dieser Art war. Mit einer dicht gepackten Roadmap bis 2025 sieht Intel sich bereits wieder auf einem guten Kurs. Wenn die Quartalszahlen genauso positiv wie die Selbsteinschätzung sind, bleibt sicher auch wieder was übrig für Abteilungen, die Nischenprodukte abdecken oder daran forschen.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Danke, selber verstehe ich das auch. Lol Seine These ist doch am Anfang des Artikels...
Verkauf von Unternehmenssparten sind bei Großkonzernen eher ein Beispiel für das...
Gilt für jede größere Firma ;)
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