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Unix-Nachfolger: Plan 9 sollte bessere Audio-Kompression bekommen als MP3

Die Entwicklung der Audio -Kompression und die schwierige MP3 -Patentsituation hätte ohne das Nein eines Anwalts wohl anders ausgesehen.
/ Sebastian Grüner
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Die Welt der Audio-Kompression hätte mit der Technik aus Plan 9 wohl eine andere Entwicklung genommen. (Bild: Pixabay)
Die Welt der Audio-Kompression hätte mit der Technik aus Plan 9 wohl eine andere Entwicklung genommen. Bild: Pixabay

Der langjährige Unix-Entwickler und ehemalige Angestellte der legendären Bell-Labs, Rob Pike, schreibt, dass schon die erste Version von Plan 9 eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Technik zur Audio-Kompression bekommen sollte. Das berichtet Pike, der an der Erstellung des Unix-Nachfolgers Plan 9 maßgeblich beteiligt gewesen ist, auf der Mailing-Liste der Unix Heritage Society (TUHS)(öffnet im neuen Fenster) .

Pike schreibt dazu: "Die Plan 9 CD-ROM benötigte etwa 100 MB für die vollständige Distribution, wenn überhaupt. Wir hatten den Plan, den Rest mit kodierter Musik zu füllen und der Software zum Dekodieren." Diese Aussage bezieht sich wohl auf einen Zeitraum zu Beginn der 90er Jahre und damit in die Zeit, in der das MP3-Format erstmals überhaupt veröffentlicht worden ist und noch lange vor seinem Durchbruch stand.

Grundlage der Technik seien Forschungsarbeiten am Akustiklabor der Bell-Labs gewesen. Mehr als ein Jahrzehnt später verklagte der Rechteinhaber der Bell-Labs-Entwicklungen, Alcatel-Lucent, Unternehmen wie Microsoft, weil diese durch die Nutzung von MP3s angeblich gegen die Patente der Bell-Labs verstoßen haben sollten. Alcatel-Lucent verlor diese Klage jedoch.

Arbeiten inzwischen verschollen

Die beteiligten Entwickler an dem Kompressionsprojekt der Bell-Labs, darunter auch Pike selbst, hätten seinen Angaben zufolge wichtige Kontakte in die Musikindustrie gehabt und darüber die Erlaubnis bekommen, mehrere Stunden Musik kodiert auf der Distributions-CD veröffentlichen zu dürfen. Die Musik sollte von den Residents, Lou Reed oder Debby Harry stammen.

Doch zur Veröffentlichung der Technik kam es nie, schreibt Pike: "Natürlich wurde das Projekt kurz vor der Veröffentlichung von einem Arschloch-Anwalt (ich bin freundlich) in der AT&T-Zentrale in Manhattan gestoppt" . Pike gibt sich auch etwa 30 Jahre später noch sehr zerknirscht über diesen Vorgang: "Und das, meine Freunde, ist der Grund, warum MP3 sich durchgesetzt hat und nicht das weitaus bessere Nachfolgesystem, das wir gerade auf den Markt bringen wollten." Auch die damals gesammelte Musik besitze Pike nicht mehr.


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