Wir sammeln Wissenschaftsdaten
Bisher hat sich das eQuinox 2 nicht vom eVScope im Test vor rund einem Jahr unterschieden. Abgesehen von dem fehlenden Okular sind beide Geräte in der Bedienung komplett identisch und auch von der etwas geringeren Bildauflösung merkt man nichts. Wer auf das elektronische Okular verzichten kann, das zugegebenermaßen für das Beobachtungserlebnis selbst, vor allem zusammen mit anderen Menschen, ein ziemliches Plus darstellt, bekommt für einen deutlich geringeren Preis ein gleichwertiges Teleskop.
Eine Sache gibt es allerdings noch, die ich in meinem letzten Test leider nicht ausprobieren konnte und die ich dieses Mal unbedingt nachholen will: eine Citizen-Science-Mission. Unistellar ist ein Partner des Citizen-Science-Programms der Nasa. Das Projekt Unite sammelt zusammen mit dem Seti -Institut Daten über Exoplaneten, Asteroiden, NEOs (Near Earth Objects) und Kometen. Auch die Beobachtung von Supernovae zählt zu den möglichen Missionen.
Einfache Consumergeräte wie das eQuinox 2 sind zwar in keiner Weise so präzise oder empfindlich wie professionelle Teleskope, allerdings ist für bestimmte Beobachtungen diese Genauigkeit gar nicht unbedingt erforderlich. Bei der Beobachtung des Transits eines Exoplaneten oder der Okkultation eines Asteroiden wird lediglich die Helligkeitsveränderung eines Sterns über einen bestimmten Zeitraum bestimmt. Hat man genügend Messwerte von unterschiedlichen Instrumenten, die idealerweise auch noch an verschiedenen Punkten auf der Erde stehen, kann man sehr gut Rückschlüsse auf die indirekt beobachteten Objekte ziehen.
Die laut Unistellar bisher 10.000 vernetzen eVScope- und eQuinox-Nutzer, die auf der ganzen Welt verteilt sind, bieten gute Voraussetzungen für das Sammeln von entsprechenden Daten. Das Problem dabei ist: Die Ereignisse sind nur zu ganz bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten zu beobachten und einen klaren Himmel mit freiem Blick in die entsprechende Richtung braucht man auch noch.
Genau das hat im letzten Jahr meinen Test verhindert. Bei allen Ereignissen, die nah genug an meinem Standort waren, hatte ich Pech mit dem Wetter. Auch dieses Mal sah es nicht gut aus. Auf der Missionsseite hatte ich mir einige Asteroiden-Okkultationen für Europa herausgesucht, die zumindest annähernd in meiner Nähe waren.
Eines der Ereignisse sollte sogar direkt von meinem heimischen Garten zu beobachten sein, aber die Wettervorhersage prognostizierte einen bedeckten Himmel. Bei einer Okkultation bewegt sich ein Himmelskörper vor einem anderen vorbei, z. B. ein Asteroid vor einem Stern, wodurch dieser für die Dauer des Vorbeiflugs weniger hell leuchtet. Diesen Helligkeitsunterschied kann man dann anhand der Helligkeit der Pixel in der aufgenommenen Bilderserie auswerten.
Da die Beobachtungsmöglichkeit auf einem bestimmten Pfad auf der Erde verläuft, welcher der Bahn des Asteroiden entspricht, gab es zumindest die Möglichkeit, dass irgendwo auf diesem Pfad zur richtigen Zeit ein Loch in den Wolken die Mission ermöglichen würde. Ein guter Freund von mir arbeitet beim Deutschen Wetterdienst als Meteorologe und war so nett, ein Auge auf die für mich relevanten Regionen zu haben.
Wettervorhersagen sind präziser, je weniger fern sie in der Zukunft liegen, also klingelte am 3. März am frühen Nachmittag mein Telefon und ein für einen Wochenenddienst erstaunlich gut gelaunter Meteorologe prophezeite mir einen klaren Himmel zwischen Berlin und Stettin (Polen) für genau den richtigen Zeitraum am Abend zwischen 21 und 23 Uhr.
Damit hieß es, alles einpacken und sicher im Auto verstauen – und eine Stunde später war ich auf dem Weg ins 180 km entfernte Penkun, kurz vor der polnischen Grenze. Auf dem Weg hatte ich schon so meine Zweifel, denn Wolken und teilweise Sturm und Regen gaben wenig Hoffnung auf einen klaren Himmel. Aber tatsächlich änderte sich das, als ich meinem Ziel näherkam.
Ein Feldweg abseits der umliegenden Orte mit gutem Blick in alle Richtungen und den beiden Planeten Jupiter und Venus am Horizont waren schon einmal gute Voraussetzungen. Aber es gab keine Zeit zu verlieren, denn von 22 bis 22:15 Uhr war mein Zeitfenster für die Beobachtung dieser Okkultation. Da ich das selbst noch nie gemacht habe und es keinen zweiten Versuch gab, wollte ich möglichst gut vorbereitet sein.
Also zunächst das Teleskop aufbauen und in Betrieb nehmen, Ausrichten, den Fokus setzen und schon einmal erste Testaufnahmen machen. Währenddessen schaute ich mir noch einmal die gute und detaillierte Anleitung an. Das für mich passende Ereignis hatte ich mir ja schon herausgesucht.
Über die Unistellar-Seite kann ich einen Kalendereintrag erzeugen, der auch einen Deep Link enthält. Wähle ich diesen auf einem Mobiltelefon oder Tablet an, auf dem die Unistellar-App installiert ist, öffnet sich diese automatisch mit den passenden Einstellungen für meine Beobachtung. Das mache ich ca. 10 Minuten vor dem tatsächlichen Zeitpunkt der Okkultation, wie in der Anleitung beschrieben.
Anhand der übermittelten Koordinaten fährt das eQuinox 2 automatisch das Ziel an, einen unscheinbaren Stern. Nun heißt es noch etwas warten und zum richtigen Zeitpunkt auf den Record-Button klicken. Das Teleskop fängt dann an, viele Einzelbilder in einer langen Serie zu belichten und diese auf dem internen Speicher abzulegen.
Nach 12 Minuten ist die Aufnahme beendet und das Datensammeln abgeschlossen. Ziemlich unspektakulär, wie vermutlich oft in der Wissenschaft. Ganz viel Vorbereitung und Aufwand und dann ist in wenigen Minuten alles vorbei. Ich nutze die verbleibende Zeit, bis gegen 23 Uhr die ersten Wolken aufziehen, um mit meinem anderen Equipment und auch dem eQuinox 2 noch Aufnahmen zu machen, damit sich die lange Anreise auch lohnt.
Am nächsten Tag müssen die Daten vom Teleskop noch übertragen werden. Dazu muss man über die Unistellar-App das Teleskop mit dem heimischen WLAN koppeln und den Upload anstoßen. Dabei wird die Verbindung zwischen App und Teleskop getrennt und es gibt keine Möglichkeit, den Status beziehungsweise Fortschritt der Datenübertragung zu prüfen. Einziges Indiz, ob der Upload noch läuft, ist ein grünes Blinken des LED-Rings um den Einschaltknopf. War der Upload erfolgreich, leuchtet der Ring kurz grün, ehe das Teleskop in den normalen Arbeitsmodus übergeht, sich vom heimischen WLAN trennt und wieder sein eigenes WLAN erzeugt.
Das ist ziemlich unpraktisch, denn der Upload dauert bei mir mehrere Stunden – und wer behält schon die ganze Zeit eine blinkende LED im Blick? Natürlich verpasse ich den entsprechenden Zeitpunkt und nur der nun in der App als leer angezeigte interne Speicher lässt vermuten und hoffen, dass der Upload erfolgreich war.
Nun muss ich noch ein Dokument ausfüllen, das via Google Docs online verfügbar ist. Dort muss ich neben meinem Namen und der Seriennummer des Teleskops auch die Eckdaten der Beobachtung angeben. Ist das Formular abgeschickt, bekommt man das Ergebnis der Auswertung innerhalb von 24 Stunden. Allerdings nur über einen speziellen Slack-Kanal und das auch nur, wenn man sich dafür registriert hat. Das finde ich etwas schade, denn da man seine E-Mail-Adresse im Formular angegeben hat, wäre es problemlos möglich, die Auswertung direkt per E-Mail zu schicken. Auf Nachfrage bekomme ich meine dann auch zugeschickt.
Leider war die Beobachtung negativ, es wurde also keine Verdunklung des Sterns festgestellt. Eine zweite Beobachtung des gleichen Objekts von einem anderen Unistellar-Nutzer, laut Karte irgendwo um die Region Dijon in Frankreich, war auch negativ. Auch das sind aber nutzbare Daten, denn mit genügend anderen Beobachtungen lassen sich so zum Beispiel minimale Bahnabweichungen erkennen und die aktuellen Daten zu diesem Asteroiden können präzisiert werden.
Auch wenn in meinem Fall die Beobachtung nicht direkt ein Ergebnis gebracht hat, war es doch spannend, das mal auszuprobieren. Und ich kann mir gut vorstellen, dass bei der großen Menge an Amateurteleskopen durchaus relevante Informationen aus der Mittelung der aufgezeichneten Daten gewonnen werden können.
Wer so etwas auch einmal machen möchte, kann das sogar ohne eigenes Teleskop. Bei einigen der Nasa-Citizen-Science-Projekte reicht der heimische Computer. Hier werden zum Beispiel Galaxien klassifiziert oder man sucht in Bilderserien nach neuen Asteroiden, etwa bei Zooniverse und IASC.
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Beobachten mit dem eQuinox 2 | Unistellar eQuinox 2: Fazit |
Für den interessierten Laien zeigt der Bericht nicht gerade, weshalb sich die Investition...
so schaut's aus - beim JWST geht es nicht um Hobby Astronomie - sondern um Wissenschaft...
Und ich verstehe nicht, wie man viel Geld für ein Teleskop ausgeben kann, das dann...
https://youtu.be/tyG9kbJo2sg
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