Umweltschutz: Swiss tankt bald klimaneutrales Kerosin

Flugzeuge der Schweizer Gesellschaft Swiss werden im nächsten Jahr mehrere Tausend Liter synthetisches Kerosin tanken, bei dessen Verbrennung nur so viel Kohlenstoffdioxid (CO2) entsteht wie bei der Herstellung verbraucht wurde.
Bei dem gewaltigen Verbrauch von Passagiermaschinen ist das nicht allzu viel. Doch eine Großanlage in Spanien ist schon geplant. Sie solle 2025 in Betrieb gehen, erklärte das Schweizer Unternehmen Synhelion, eine Ausgründung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), die das Verfahren entwickelte.
Der Treibstoff, der im nächsten Jahr in die Swiss-Tanks fließt, wird aus Jülich kommen. Hier wird er in einer DAWN genannten Anlage produziert. Rohstoffe sind CO2 und Methan (das nicht zwingend notwendig ist) aus der Biogasanlage einer örtlichen Papierfabrik, Wasser und vor allem Wärmeenergie, die einer der beiden Solartürme bereitstellt, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt dort betreibt.
2.000 Spiegel konzentrieren Solarenergie
Die Türme stehen inmitten eines Feldes aus 2.000 Spiegeln (Heliostaten), die konzentriertes Sonnenlicht auf einen der beiden Receiver kurz unterhalb der Türme werfen. Dort werden Temperaturen von 1.000 Grad Celsius und mehr erreicht.
Der Receiver im Multifokus-Solarturm ist mit einem sechs Meter hohen und zwölf Tonnen schweren Reformierungsreaktor gekoppelt, in dem aus den Rohstoffen und solarer Wärme Synthesegas hergestellt wird. Daraus werden in einem weiteren Reaktor nach dem schon mehr als 100 Jahre alten Fischer-Tropsch-Verfahren Kerosin oder andere flüssige Treibstoffe hergestellt.
Erste Versuche gelangen Synhelion bereits 2010 mit einer kleinen Solaranlage der ETH, später auch in Móstoles am Rand von Madrid mit Wärmeenergie aus einem für diesen Zweck errichteten Solarturm. In Jülich gelang es, das Verfahren auf industrielles Niveau zu hieven, so dass eine Großanlage gerechtfertigt ist.
Auch für klimafreundliche Schiffe
"Diese Technologie könnte große Auswirkung auf den Transportsektor haben, speziell für die Luftfahrt und die Schifffahrt, die auf langen Strecken weiterhin auf flüssige Kraftstoffe angewiesen bleiben" , sagte Projektkoordinator Andreas Sizmann von Bauhaus Luftfahrt, einem im November 2005 von den drei Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus Group, Liebherr-Aerospace und MTU Aero Engines sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie gegründeten gemeinnützigen Verein.



