Umweltbundesamt: Tempolimit bringt mehr CO2-Ersparnis als gedacht
Mehr als vier Prozent der CO2-Emissionen im Verkehr ließen sich laut einer Studie durch ein Tempolimit sparen. Doch Minister Wissing ist weiter dagegen.

Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen könnte einer neuen Studie zufolge deutlich mehr CO2 einsparen als bislang angenommen. Dies wäre ein wichtiger Baustein für die Einhaltung der Klimaschutzziele im Verkehr, sagte der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, am 23. Januar 2023 nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Das Limit ließe sich "schnell und praktisch ohne Mehrkosten" umsetzen.
Mit Tempo 120 auf Bundesautobahnen und Tempo 80 auf Außerortsstraßen, eingeführt zum Januar 2024, könnten bis 2030 in Summe rund 47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden, erläuterte Messner. Damit könnte die Klimaschutzlücke im Verkehr um rund ein Sechstel geschlossen werden.
Der 361-seitigen Studie (PDF) zufolge liegt das Einsparpotenzial bei 4,2 Prozent der Emissionen des Straßenverkehrs. Dies entspreche etwa einem Rückgang von 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr bezogen auf den Ausgangswert einer früheren UBA-Studie aus dem Jahr 2020. Diese ging von einem Ausstoß von 157,7 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2018 aus.
Die erwähnte Studie aus dem Jahr 2020 schätzte die Einsparungen jedoch nur auf 2,6 Millionen Tonnen im Jahr. "Der erste, offensichtliche Grund für den Unterschied ist die Berücksichtigung der Routenwahl- und Nachfrageeffekte in der vorliegenden Studie, auf die rund ein Drittel des Einsparpotentials zurückzuführen ist", heißt es zur Begründung.
Fahrverhalten unterschiedlich bewertet
Den größten Unterschied macht jedoch eine unterschiedliche Bewertung des Fahrverhaltens im Falle eines Tempolimits aus. Dies ergibt sich demnach aus der Methodik der Herleitung der Emissionsfaktoren.
Die Studie kommt zu dem Schluss: "Das Herabsetzen der zulässigen Geschwindigkeit auf Autobahnen und im Außerortsbereich wirkt sowohl im Bereich des Verkehrsflusses als auch der Verkehrsnachfrage im Sinne der Zielerreichung einer Emissionsminderung. Die geringeren Geschwindigkeiten führen zu geringeren spezifischen Emissionsfaktoren und gleichzeitig zu einem Rückgang der Verkehrsnachfrage."
Das Umweltbundesamt macht sich wie auch Umweltverbände seit Langem für die Einführung eines Tempolimits stark. Hintergrund ist auch, dass im Verkehrsbereich bisher eine große Lücke zu Klimazielen der Bundesregierung besteht, darüber gibt es zunehmend Streit in der Koalition.
Wissing kündigt mehr Verkehr an
Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen scheitert in der aktuellen Ampelkoalition vor allem an der FDP. Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach sich zuletzt ein weiteres Mal gegen einen solchen Schritt aus. "Die Lösung kann nicht sein, dass wir den Straßenverkehr in Deutschland einschränken", sagte er der Bild am Sonntag und fügte hinzu: "Wir müssen klimaneutralen Verkehr auf der Straße ermöglichen, mit mehr E-Autos und CO2-neutralen Kraftstoffen, auch im Güterverkehr."
Nach Ansicht Wissings bedeutet Autofahren "Freiheit, Flexibilität und Privatsphäre, im ländlichen Raum und im Alter außerdem Teilhabe und Selbstbestimmung". Zudem kündigte er an: "Auch wenn es nicht allen gefällt: Es wird auf deutschen Straßen mehr Verkehr geben und wir müssen damit umgehen. Sonst steht die Wirtschaft bald still und wir verlieren Arbeitsplätze."
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Man kann auch absichtlich unterschlagen, dass es schlichtweg mehr Landstrassen gibt als...
Waren wir nicht bei CO2 Ausstoß statt bei Müll?
+1 bis auf den letzten Punkt, denn dann wären wir nicht besser als die, die wir kritisieren.
Was genau ist der Unterschied? Und warum ist das relevant, wenn Du dann jemandem hinten...
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