Umstrittene Leiharbeiter: Wie Amazon an Glanz verliert
Die Politik erhöht den Druck auf den Onlinehändler Amazon wegen des umstrittenen Einsatzes von Leiharbeitern. Kunden kündigen ihre Nutzerkonten, im Netz häufen sich Beschwerden. Der Konzern wirkt hilflos.

Bald eine Woche ist es her, dass eine ARD-Dokumentation über Leiharbeiter beim Onlinehändler Amazon viele Kunden des Unternehmens aufgeschreckt hat. Der in dem Film geäußerte Vorwurf: Leiharbeiter würden im Weihnachtsgeschäft in den Logistikzentren unangemessen behandelt und zumindest in einzelnen Fällen von einem zweifelhaften Sicherheitsdienst kontrolliert. Seit Tagen kündigen Kunden Nutzerkonten bei Amazon - und das Unternehmen ringt weiter um eine angemessene Antwort.
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So kauft Markus Rieksmeier seine Lektüre ab sofort wieder in der Buchhandlung oder bei anderen Internetbuchläden. Und das, obwohl sich der Kommunikationsberater aus Hamburg bis vor einiger Zeit selbst noch als "Heavy-Nutzer" des Versandhandels bezeichnet hat. Für einige tausend Euro im Jahr bestellte er dort vor allem Fachliteratur. Auch eine Buchhandlung in Eggenstein bei Karlsruhe hat seit heute wieder einen Kunden mehr. Malermeister Werner Deck hat sich wegen der Vorwürfe gegen Amazon zur Kündigung geklickt. "Der Fernsehbericht über die Arbeitsbedingungen hat mich erschrocken und betroffen gemacht. Für mich ist wichtig, Mitarbeiter so zu behandeln, wie ich auch behandelt werden möchte", sagte er Handelsblatt Online.
Natürlich sind Vorwürfe gegen Firmen im Onlinehandel und die beteiligten Paketdienste nichts Neues. Der Wunsch der Kunden, eine unglaubliche Vielfalt an Waren möglichst über Nacht geliefert zu bekommen, hat Auswirkungen auf die Arbeitswelt. In einer Fernsehreportage kritisierte im vergangenen Jahr der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff den Druck, der auf Mitarbeitern des Paketdienstes GLS lastet. Auch das ZDF berichtete in einer Dokumentation über den Versender Zalando über hohe Arbeitsbelastung.
Der Onlinehandel boomt - der Branchenumsatz stieg im vergangenen Jahr um fast ein Sechstel auf 39,3 Milliarden Euro - und gerade im Weihnachtsgeschäft ist der Erwartungsdruck der Kunden riesig, was pünktliche Zustellungen betrifft. Und im Schatten des Booms droht der Glanz Amazons zu schwinden.
Wird das Unternehmen auf der einen Seite bewundert, wie es zu einem globalen Versandriesen geworden ist und auf der anderen Seite auch neue Geschäftsfelder wie Cloud Computing und elektronische Bücher (Kindle) erschließt, ist die Arbeitswelt in den Logistikzentren immer wieder ein Kritikpunkt. Auch die Steueroptimierung, die der Konzern weltweit betreibt, gefällt den Finanzministern in Deutschland, Großbritannien und anderswo nicht.
Die Financial Times berichtete kürzlich über die geringe Begeisterung, die dem Unternehmen in Großbritannien entgegenschlägt. Obwohl dort viele Stellen an neuen Standorten geschaffen werden, gibt es Kritik. "Sie werden nicht als guter Arbeitgeber angesehen", zitierte das Blatt den Wirtschaftsförderer Glenn Watson, der für die Region rund um den Amazon-Standort im englischen Rugeley zuständig ist. Die Mitarbeiter beklagen sich, als "menschliche Roboter" eingesetzt zu werden und unter immensem Druck bei der Arbeit zu stehen und über unzuverlässige Einteilung in Schichten.
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Amazon trennt sich von Sicherheitsfirma |
menschen die eine menschenverachtende einstellung vertreten, will ich nicht in meiner...
Die ganze Reportage hat "gestunken". Ok einige "Fakten" sind nicht zu vernachlässigen...
Zwei Dinge. 1.) Schau einfach mal in die Vergangenheit. Da gab es auch schon Skandale...
Genau, einfach weiter bestellen und sich nicht daran stören, dass man so zum Mittäter...