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Ukrainekrieg: Sicherheitsforscher hilft Drohnenpiloten in der Ukraine

Die Piloten von DJI - Drohnen können einfach geortet werden. Ein Sicherheitsforscher hat das Protokoll analysiert und konnte die GPS -Daten fälschen.
/ Moritz Tremmel
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Die DJI-Drohne Mini 2 (Bild: DJI)
Die DJI-Drohne Mini 2 Bild: DJI

Drohnen des chinesischen Herstellers DJI kommunizieren zumindest teilweise die Standortdaten der Drohnen und der Piloten unverschlüsselt. Das fand der Sicherheitsforscher Nico Schiller von der Ruhr-Universität in Bochum heraus und konnte seinen Standort als Pilot trivial fälschen. Das könnte Leben in der Ukraine retten.

Der Sicherheitsforscher schnitt die Kommunikation einer DJI-Drohne während eines Fluges mit und untersuchte sie. Dabei konnte er feststellen, dass ein proprietäres Protokoll verwendet wird, das an den Mobilfunkstandard LTE angelehnt ist.

"Dieses Protokoll haben wir Schritt für Schritt per Reverse Engineering analysiert und so die Datenübertragung dekodiert," sagte Schiller dem Spiegel(öffnet im neuen Fenster) . Eine Verschlüsselung, wie von DJI behauptet(öffnet im neuen Fenster) , gibt es demnach jedoch nicht.

Teil der übertragenen Daten sind sowohl die GPS-Positionen der Drohne sowie der Person, die sie gerade steuert. Per Reverse Engineering konnte Schiller die Piloten einer Drohne entsprechend orten. Nachdem er seine Erkenntnisse auf Twitter veröffentlicht(öffnet im neuen Fenster) hatte, meldete sich ein Twitter-Nutzer, der aus der Ukraine stammen soll, und fragte, ob sich die GPS-Daten per App fälschen ließen.

Russisches Militär soll Drohnenpiloten orten und töten

Denn sowohl das russische Militär als auch Menschen in der Ukraine nutzen die Geräte von DJI zur Aufklärung der jeweils anderen Partei. Bereits zu Beginn der Krieges kritisierte der ukrainische Digitalminister Mykhailo Fedorow den Drohnenhersteller(öffnet im neuen Fenster) : "In 21 Tagen des Krieges haben russische Truppen schon 100 ukrainische Kinder getötet. Sie nutzen DJI-Produkte, um ihre Raketen ins Ziel zu führen."

Dabei ging es dem Digitalminister gar nicht unbedingt um die von Russland genutzten Drohnen, sondern um die von Zivilisten in der Ukraine verwendeten Geräte. Denn Russland soll mit einem ebenfalls von DJI stammenden Produkt mit dem Namen Aeroscope die Drohnen sowie ihre Piloten orten und anschließend mit Raketen beschießen.

Entsprechend könnten falsche GPS-Signale Lebe retten. Der Sicherheitsforscher Schiller installierte testweise eine GPS-Spoofing-App aus dem Play Store und analysierte die übertragenen Daten mit einer DJI-Drohne vom Typ Mini 2 . "Sieht so aus, als könnten wir die Position des Drohnenpiloten trivial verfälschen," erklärte er daraufhin auf Twitter. Die App ersetzt demnach die GPS-Daten durch beliebige andere, die von der App zur Drohnensteuerung übernommen werden.

Ob dies mit allen Modellen und Firmware-Versionen der DJI-Drohnen funktioniere, lasse sich jedoch nicht mit Bestimmtheit sagen, betonte Schiller. "Wir wollen keine Handlungsempfehlung für Ukrainer geben und behaupten, dann seien sie sicher. Nur in unserem Testfall können wir sicher sein, dass keine echten GPS-Daten an unseren selbst gebauten Decoder übertragen werden."


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