Ukraine: Hackerhilfe statt offensive Angriffe auf die Zivilbevölkerung
Denn zumindest bei den Ransomware-Gruppen dürften die Fähigkeiten eher in der Offensive liegen. Entsprechend könnte die Ukraine genau damit zurückschlagen, worunter sie in den letzten Wochen regelmäßig leidet: DDoS-Angriffe und Wiper. Denn Wiper sind einer Ransomware letztlich sehr ähnlich: Statt zu erpressen, wird jedoch einfach nur zerstört.
Erste internationale Hacker führen offenbar bereits DDoS-Angriffe auf russische Webseiten durch und Anonymous ruft zum "Cyberkrieg" auf. Erst vor wenigen Wochen behaupteten Hacker, erfolgreiche Angriffe auf die Eisenbahn in Belarus durchgeführt zu haben. Das sollte den russischen Truppenaufbau an der Grenze zur Ukraine verzögern.
Doch würden derlei Angriffe weiter und größer durchgeführt, würde auch die russische Wirtschaft und Zivilbevölkerung leiden. Gegen das russische Militär und die Geheimdienste dürften solche Kampagnen ad hoc eher wenig bis gar nichts ausrichten und entsprechend die militärischen Operationen wenig beeinträchtigen.
Dennoch hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass auch mit vermeintlich wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln technische Erfolge erzielt werden können. So gelang es im Jugoslawien-Krieg erstmals, mit serbischen Flugabwehrraketen einen US-Tarnkappenbomber abzuschießen, die eigentlich genau davor geschützt sein sollten.
Im vergangenen Jahrzehnt gibt es zudem immer wieder Berichte darüber, dass es gelingen kann, etwa Drohnen, die als Kriegsgerät eingesetzt werden, zu übernehmen, wie dies im Iran mehrfach gelang. Eine direkte Beteiligung am Kriegsgeschehen im eigenen Land erscheint also denkbar. Kriegsentscheidend dürfte dies wohl aber nicht werden.
Ein Angriff auf die Zivilbevölkerung oder mögliche weitgehende Kollateralschäden sind für viele Hacker aber eigentlich nicht vertretbar. Nicht umsonst heißt es in der Hackerethik: "Mülle nicht in den Daten anderer Leute." Das gilt auch im Kriegsfall. Das dürfte zwar kriminelle Ransomware-Gruppen kaum interessieren, aber aufrechte Hacker und Sicherheitsexperten vermutlich schon. Allerdings ist schwer zu beurteilen, wie sehr ethische Bedenken ukrainischer Hacker ob der Verzweiflung über den russischen Angriff möglicherweise in den Hintergrund rücken.
Internationale Hackerhilfe
Doch auch zwischen Nichtstun und Angreifen gibt es für Hacker noch andere Wege. Beispielsweise könnten sie alternative Infrastruktur aufbauen. So haben etwa die Hacker von XS4ALL oder Telecomix während des Arabischen Frühlings in Ägypten über Modems Wege bereitgestellt, um den Internet-Blackout zu umgehen.
Im Syrienkonflikt zeigte Telecomix den Einsatz von US-Überwachungstechnologie beim staatlichen Telekommunikationsanbieter Syrian Telecommunications Establishment (STE) auf und half den Menschen in Syrien bei der Umgehung des Überwachungs- und Zensursystems. Entwickler des Anonymisierungsdienstes Tor kritisierten allerdings, dass die veröffentlichten Logs nicht von fest vergebenen IP-Adressen bereinigt wurden - das könne zu Kollateralschäden führen.
In Katalonien gelang es Hackern, die Internetzensur der spanischen Zentralregierung zu umgehen. Auch die Demokratiebewegung in Hongkong setzte auf zahlreiche technische Mittel, um ihre Aktionen zu koordinieren.
Mit der Arbeit an Tor oder auch VPN-Netzwerken und vielen weiteren Maßnahmen ist Ähnliches in der Ukraine denkbar. All das wird den russischen Angriffskrieg der Ukraine wohl nicht aufhalten können. Aber verzweifelte Hacker helfen und kämpfen eben mit dem, was sie können - immer.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de [IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach)]
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Ukraine: Verzweifelte Hacker im Krieg |
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Erstmal hat das Auswirkungen auf Russland, aber nur bedingt auf Putin. Ausserdem hat...
und selbsternannte Cyberkrieger, wärt ihr so gut und würdet bitte die Füße stillhalten...
https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Sicherheitscharta Anyone?
natürlich muss man auch die Bevölkerung treffen. Anders geht es nicht. theoretisch wären...