Ukraine-Krieg: Russlands Gashahn abdrehen
Kann die EU kurzfristig ohne russisches Gas auskommen? Möglich wäre das wohl, die Schwierigkeiten sollte man jedoch nicht unterschätzen.

Im vergangenen Winter ging die Angst um: Was, wenn es kalt wird und Russland sich entscheidet, kein Gas mehr zu liefern? Russland drosselte zeitweise die Lieferungen deutlich, beispielsweise wurde über die Jamal-Pipeline über längere Zeiträume kein Gas geliefert.
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Angesichts des Ukraine-Krieges fragen sich inzwischen jedoch einige: Sollte man den Gashahn von der anderen Seite zudrehen? Ist es noch verantwortbar, Gas und andere Rohstoffe aus Russland zu kaufen? Und wie schnell kann man die Lieferungen stoppen?
Die EU wird wohl in der kommenden Woche einen Vorschlag vorlegen, wie sie sich mittelfristig von russischem Gas unabhängiger machen könnte. Deutschland hat bereits angekündigt, zumindest in der Stromerzeugung den Umstieg auf erneuerbare Energien deutlich vorzuziehen.
Was wäre nötig, um sofort auf russisches Gas zu verzichten?
Klar: Aus Gründen des Klimaschutzes ist es sowieso notwendig, die Nutzung fossiler Rohstoffe mittelfristig einzustellen. Doch der forcierte Umstieg auf erneuerbare Energien, so wünschenswert er auch ist, ist keine kurzfristige Lösung.
Die Frage, die inzwischen einige laut stellen: Sollte man sich sofort vom russischen Gas abkoppeln und was würde das bedeuten?
Der Klimaökonom Gernot Wagner hat dies vor einigen Tagen in einer Kolumne für die Nachrichtenseite Bloomberg gefordert. Der Brüsseler Wirtschafts-Thinktank Bruegel hat zudem eine Analyse vorgelegt, die mehrere Maßnahmen vorschlägt, mit denen man den Gasverbrauch reduzieren und ersetzen könnte.
Einfach wird das nicht. Besonders schwer wäre es für viele osteuropäische Länder - und für Deutschland, das mehr als die Hälfte seines Erdgases aus Russland bezieht.
Es ist ein Szenario, das bisher kaum vorstellbar erschien. Wagner verweist darauf, dass der Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas (ENTSOG) regelmäßig Stresstest-Szenarien vorlegt, in denen simuliert wird, wie sich eine europäische Gasversorgung aufrechterhalten lässt, wenn einzelne Lieferanten ausfallen. Darin sind zwar Szenarien für den Fall enthalten, dass einzelne Pipelines kein Gas mehr aus Russland liefern. Einen kompletten Ausfall des russischen Erdgases hat ENTSOG bisher aber nicht einmal simuliert.
Importe aus anderen Ländern würden nicht reichen
Bruegel geht davon aus, dass es selbst bei einem Maximum an Gasimporten aus anderen Ländern nicht möglich wäre, den gesamten russischen Gasimport zu ersetzen. Mindestens 400 Terawattstunden - etwa 10 bis 15 Prozent des jährlichen Verbrauchs der EU - müsste man ersetzen oder vermeiden. Dafür wiederum hat Bruegel einige Maßnahmen vorgeschlagen, die insgesamt etwa 800 Terawattstunden ersetzen würden.
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Industrie einschränken und Kohlekraftwerke wieder anfahren |
Da kann ich nur zustimmen! Umbau meines aktuellen Hauses (Gas-Heizung) würde mindestens...
Bis auf Norwegen dürften alle europ. Staaten gewaltige Probleme haben, bei einer Gas...
Ne Feestaubanlage und Spanien? Oder er is mal wieder woanders...
And what about Tigray?