Ukraine: Diskussion um Swift-Sanktionen für Russland
Ohne das Bankennetzwerk Swift wäre Russland von internationalen Zahlungen ausgeschlossen. Doch auch Europa könnte seine Gasimporte nicht mehr bezahlen - außer in Bitcoin.

Es gilt als scharfes Sanktionsschwert, doch noch ziehen es USA und europäische Staaten nicht: ein Ausschluss Russlands aus dem Swift-System, über das Banken bei internationalen Zahlungen Daten abgleichen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erklärt die Zurückhaltung bei dem Thema so: Der Westen habe am Donnerstagabend nicht beschlossen, die russischen Banken vom Swift-System abzuschalten - "vermutlich weil die Europäer Wege brauchen, um weiter russische Gasimporte zu bezahlen".
Swift (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist kein Zahlungsverkehrssystem, sondern ein internationales Netzwerk zum Austausch elektronischer Informationen. Jeder an das System angeschlossene Teilnehmer hat eine eigene Swift-Adresse, den Bank Identifier Code, kurz BIC. Anhand dieser internationalen Bankleitzahl sind Kreditinstitute eindeutig identifizierbar.
Das Swift-System stellt auf diesem Wege zum Beispiel sicher, dass Auslandsüberweisungen auf dem richtigen Konto eingehen. Mehr als 11.000 Teilnehmer in über 200 Ländern nutzen den Dienst, allen voran Banken, aber auch Wertpapierfirmen und große Konzerne. Täglich werden über das Swift-System Millionen von Nachrichten verarbeitet und Geldsummen im Milliardenbereich rund um den Globus geschickt.
Ohne Swift werden internationale Zahlungen schwierig
Können Banken Swift nicht mehr nutzen, kann dies weitreichende Folgen für ihre Geschäfte haben. Denn die Institute sind dann quasi von internationalen Geldströmen ausgeschlossen. Geld aus dem Ausland in ein Land zu transferieren, wird dadurch schwieriger, umgekehrt genauso. Das kann Warenströme bremsen, weil Firmen nicht mehr in der Lage sind, Importe zu bezahlen oder Einnahmen für Exporte zu verbuchen.
"Ein Abkoppeln vom Swift-System würde Russland praktisch vollständig von weiten Teilen der Weltwirtschaft isolieren", ordnet Stefan Kooths, Vizepräsident und Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW/Kiel), ein. "Das wäre wirtschaftlich das schärfste Schwert."
Bankenvertreter weisen darauf hin, dass wegen der von den USA und der Europäischen Union verhängten Sanktionen gegen Russland bereits gezielt Geschäfte unterbunden werden. Käme ein Swift-Ausschluss hinzu, wäre jeglicher Nachrichtenaustausch mit Banken in Russland pauschal blockiert - ganz egal, ob es um humanitäre Fragen geht, um Miet- oder Gehaltszahlungen oder die Rohstofflieferung ins Ausland.
Iran mehrfach von Swift ausgeschlossen
Die Süddeutsche Zeitung vom 25. Februar zitiert den Finanzökonom Moritz Schularick mit der Forderung: "Der Westen sollte Russland von Swift und dem internationalen Finanzsystem ausschließen." Man habe im Fall Irans gesehen, wie effektiv das sei. Das Land könne sein Öl nicht mehr verkaufen.
Im Streit um das iranische Atomprogramm hatte die Europäische Union im März 2012 den Finanzdienstleister Swift angewiesen, keine Überweisungen an iranische Banken mehr vorzunehmen - ein bis dato einmaliger Vorgang. Im Januar 2016 wurden diese Iran-Sanktionen aufgehoben, europäische Banken hielten sich bei der Zusammenarbeit mit dem Land aber zunächst zurück. Im November 2018 sperrte Swift wegen neuer US-Sanktionen gegen den Iran erneut bestimmten iranischen Banken den Zugang zu dem Datenaustauschsdystem.
Ohne Swift-Zugang ziehen sich grenzüberschreitende Abrechnungen länger hin und verteuern sich, denn das Überprüfen und Abgleichen von Transaktionen wird aufwendiger. Um Nachrichten zu Zahlungen auszutauschen, müssen Bankmitarbeiter dann möglicherweise zum Telefon greifen, Faxe verschicken oder per Video miteinander kommunizieren. Swift-Nachrichten dagegen werden automatisiert weiterverarbeitet.
Bitcoin statt Swift?
Schon nach Russlands Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim 2014 waren Forderungen laut geworden, Russland von Swift auszuschließen. Seither bereitet sich die Führung des Landes deshalb auf einen solchen möglichen Schritt vor und hat etwa das russische Äquivalent SPFS geschaffen, auf das Banken ausweichen können.
Experten halten es zudem für denkbar, dass Bitcoin und Co. als Zahlungsinfrastruktur genutzt würden. "Falls Swift abgeschaltet wird, würde nach anderen Wegen geschaut, um Transaktionen auszuführen, etwa mittels Kryptowährungen", sagte Bernd Richter vom US-amerikanischen IT- und Zahlungsdienstleister FIS der Börsen-Zeitung. In so einem Fall könnte zumindest ein Teil der Transfers Richtung Russland in einen eher unregulierten Teil des Marktes abwandern.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Das Thema ist für mich mal ne Ausnahme, aber immer noch besser als die AutoBild Themen
Geschickt? Also aktuell haben wie noch Februar in ein paar Tagen März. Nach den...
Russland hat China mehr Land abgenommen - im China-Slang "gestohlen" - als jedes andere...
Natürlich ist swift ein unter anderem ein Zahlungssystem. Eine normale Überweisung...