Überwachung und Privatsphäre: US-Übernahme würde für Tiktok-Nutzer nichts ändern

Während die Verhandlungen zwischen US-Beamten und der chinesischen Regierung auf ihr Ende zugehen, entbrennt in Australien die Diskussion darüber, welche Tiktok-Version dort in Zukunft verwendet werden wird.
Wie der Guardian berichtet(öffnet im neuen Fenster) , forderte der liberale australische Senator James Paterson, dass Australien zur US-Version von Tiktok wechseln solle. Es sei bedauerlich, wenn es in den USA eine sichere Version von Tiktok gäbe, Australien aber weiterhin jene verwendet, die "von einer autoritären ausländischen Regierung kontrolliert wird" .
Tom Sulston, Leiter der Abteilung für Politik beim australischen Verband Digital Rights Watch, entgegnete, dass nicht die Eigentumsverhältnisse das Problem von TikTok seien, sondern "die ständige und aufdringliche Überwachung der Nutzer" .
Keine sinnvollen Social-Media-Regulierungen
Aufgrund fehlender sinnvoller Social-Media-Regulierungen werden Anwender eines US-amerikanischen Tiktoks "nicht mehr Privatsphäre genießen als bei einem Tiktok in chinesischem Besitz" , führt Sulston aus und ergänzt:
"Tiktok-Nutzer werden bei der Nutzung des Internets weiterhin umfassend überwacht, und diese Überwachung wird sowohl für Werbezwecke als auch von nationalen Geheimdiensten zur Erstellung von Profilen genutzt werden."
In Australien wird zudem die Beteiligung der zum Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch gehörenden Newscorp an einem möglichen US-TikTok-Unternehmen diskutiert. Skye Predavec, Fellow am Australia Institute, äußerte sich besorgt, was dies für die bereits jetzt "besorgniserregende Dominanz" von Newscorp bedeute.
"Wenn [die Murdochs] einen Teil von Tiktok besitzen, gibt ihnen das eine ganz neue Ebene der Kontrolle über die Medien und Tiktok wird zu einem unglaublich wichtigen Teil unserer öffentlichen Debatten und Wahlen" , sagte Predavec.
Tiktok könnte nicht mehr den Erwartungen entsprechen
Sulston ergänzt in der Debatte, dass der Tiktok-Algorithmus unter US-Kontrolle genauso geheim bleiben werde, wie jetzt. "Alle diese Unternehmen stützen sich auf geheime Algorithmen, die die Überwachung von Internetnutzern im industriellen Maßstab nutzen, um Inhalte und Werbung zu empfehlen" , führt er aus.
Dr. Dana McKay, stellvertretende Dekanin für Interaktion, Technologie und Information am Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT), sähe es am liebsten, dass Australien eine eigene lokale Tiktok-Version entwickelt.
Sie warnte zudem davor, dass die App nach dem Eigentümerwechsel nicht mehr den Erwartungen der Anwender entsprechen könnte. Tiktoks größter Trumpf sei der Algorithmus. Es sei aber noch unklar, ob dessen Empfehlungen in die USA übertragen werden .
"Derzeit sieht es so aus, dass der Algorithmus von Oracle neu entwickelt wird, aber solange sie nicht über ausreichende Daten darüber verfügen, wie die Nutzer Videos ansehen, wird es wahrscheinlich zu einer spürbaren Verschlechterung der Nutzererfahrung kommen" , so McKay.



