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Übersicht: Die Trends der Automesse in Schanghai

Smarte Autos, viel KI und Gaming auf der Rückbank: Die Automesse in Schanghai zeigt, wie Zukunft auf Rädern aussieht - und wer vorn mitfährt.
/ Peter Steinlechner , dpa
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Mercedes Benz G500 auf der Shanghai International Automobile Industry Exhibition 2025 (Bild: HECTOR RETAMAL/AFP via Getty Images))
Mercedes Benz G500 auf der Shanghai International Automobile Industry Exhibition 2025 Bild: HECTOR RETAMAL/AFP via Getty Images)

Auf der Automesse in Schanghai (23. April bis 2. Mai 2025) dominieren Elektroautos das Bild. Ein Batterieantrieb allein ist unter den gezeigten Weltpremieren eher Normalität als Hingucker. Auf dem umkämpften chinesischen Markt herrscht ein gnadenloser Preis- und Innovationswettbewerb.

Autos sollen digitalisiert, smart und unterhaltsam zugleich sein. Einen "Supercomputer auf Rädern" nennt das der Chef von Mercedes-Benz, Ola Källenius. Darüber spricht man auf der Messe in diesem Jahr:

Schlaue Autos, die Spaß machen

Ohne ein ausgereiftes Infotainmentsystem geht auf dem größten Automarkt der Welt nichts mehr. Hersteller werben mit der Möglichkeit, auf der Rückbank Computerspiele zu spielen.

Das eigene Smartphone - ob von Apple oder Huawei - muss nahtlos integrierbar sein. Auch KI-gesteuerte Sprachassistenten werden gezeigt, teilweise mit Technik des chinesischen Unternehmens Deepseek.

Chinas Branchenprimus BYD sorgte bereits vor Messebeginn mit dem neuen Assistenzsystem "God's Eye" für Aufsehen. Der teilautonome Fahrassistent wird erstmals serienmäßig in allen neuen BYD-Modellen verbaut, von der Luxusmarke Yangwang bis zum günstigen Kleinwagen Seagull.

Ziel ist es, solche Systeme für jedermann erschwinglich zu machen. Auch deutsche Hersteller nehmen den Trend auf: Volkswagen präsentiert in Schanghai ein in China entwickeltes Assistenzsystem.

"In China für China" zeigt Wirkung

Insgesamt zeigen die deutschen Konzerne auf der Messe die Früchte ihrer Strategie "In China für China" . Lob kommt unter anderem vom Auto-Experten Peter Fintl. Die Messe gleiche einem "Festival der Lernfähigkeit der deutschen Industrie" .

Laut Fintl demonstrieren die Deutschen, dass sie es noch können. Jahrelang mussten sich die Konzerne den Vorwurf gefallen lassen, den Trend zur Elektromobilität in China verschlafen zu haben. Wenn es um ein hochwertiges Fahrerlebnis geht, seien sie nun besser aufgestellt. Lob von Experten erhält die "Neue Klasse" , eine neue Fahrzeuggeneration von BMW.

Rückstände bei Software und Digitalisierung hätten die deutschen Hersteller zumindest teilweise aufgeholt, heißt es. "Sie nehmen die Kampfansage an und klotzen richtig ran" , sagt Expertin Beatrix Keim vom Center Automotive Research (CAR). Die Investitionen und Anstrengungen müssten sich allerdings in einem wieder steigenden Marktanteil niederschlagen.

Die "Playoff-Saison" beginnt

Volkswagen rechnet aufgrund der wachsenden Konkurrenz durch chinesische Techkonzerne wie Xiaomi und Huawei mit einem verschärften Wettbewerb, sieht sich technologisch aber gut gerüstet. "Aus meiner Sicht beginnt jetzt die Playoff-Saison" , sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter in Anspielung auf die sportlichen Ausscheidungsspiele.

Manche Marktteilnehmer könnten noch aufholen, aber nicht alle überleben, so Brandstätter. Mercedes-Benz-Chef Källenius wiederum betonte, dass nur am Markt bleibe, wer effizient arbeite: "Investieren auf Höchstniveau, aber parallel schwäbischer sein als jemals zuvor in Sachen Effizienz."

Die deutschen Hersteller "buhlen mit neuen Konzepten um die verloren gegangene Gunst der chinesischen Autokäufer" , urteilt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Nicht in China dabei zu sein, sei keine Option. Im Gegenteil, so Dudenhöffer: "China wird noch wichtiger, ist die Botschaft aus Schanghai."

Xiaomi-Unfall überschattet Messe

Das Thema autonomes Fahren spielt auf der Automesse in Schanghai eine geringere Rolle als zunächst gedacht. "Ich hätte mehr erwartet" , sagt Beatrix Keim. Der Grund für die spürbare Zurückhaltung dürfte ein schwerer Unfall sein, der sich nur wenige Wochen vor Messebeginn ereignete.

Drei Menschen starben, als sie in einem Fahrzeug des chinesischen Techkonzerns Xiaomi unterwegs waren - mit aktiviertem Fahrassistenzsystem.

Die chinesischen Behörden reagierten umgehend und verschärften die Vorschriften . Irreführende Werbebegriffe wie "autonomes Fahren" , "intelligentes Fahren" oder "selbstfahrend" dürfen nicht mehr verwendet werden. In der Folge rückten viele Hersteller auch auf der Messe von vollmundigen Ankündigungen zur autonomen Mobilität ab.

Einige Beobachter sehen im sich wandelnden Klima einen möglichen Vorteil für die deutschen Hersteller: Deren Image mag inzwischen etwas angestaubt wirken, doch sie gelten weiterhin als zuverlässig.

Auffällig in diesem Jahr: Einige Hersteller versuchen mit eher unüblichen Gefährten die Aufmerksamkeit der Messebesucher zu gewinnen. Die chinesische Traditionsmarke Hongqi, der aufstrebende Batterie-Hersteller CATL sowie XPeng zeigten Konzepte drohnenartiger Fluggeräte: Die sogenannten eVTOL können elektrisch angetrieben werden und senkrecht starten und landen.


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