Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Über 200 Euro pro Stunde: Autoreparaturen werden zur Kostenfalle

Die Kosten für Reparaturen am Auto explodieren: Erstmals zahlen Kunden durchschnittlich über 200 Euro pro Stunde in der Werkstatt.
/ Andreas Donath
98 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Opel hat in Rüsselsheim ein Zentrum für Akkureparaturen eingerichtet. (Bild: Dirk Kunde)
Opel hat in Rüsselsheim ein Zentrum für Akkureparaturen eingerichtet. Bild: Dirk Kunde

Die Rechnung aus der Werkstatt wird für deutsche Autofahrer ein immer höherer Kostenpunkt. Laut aktuellen Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) lag der durchschnittliche Stundensatz in Kfz-Werkstätten 2024 erstmals bei über 200 Euro(öffnet im neuen Fenster) .

Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Schäden, die im Rahmen der Vollkasko-Versicherung reguliert werden. Gemeint sind also Unfallschäden mit anderen Beteiligten, selbstverschuldete Beschädigungen am eigenen Fahrzeug oder Vandalismus-Schäden. In diesen Fällen zahlt die Versicherung, nicht der Kunde direkt aus eigener Tasche. Bei solchen Reparaturen geht es häufig um aufwendige Karosserie- und Lackarbeiten sowie den Austausch teurer Komponenten.

Seit 2017 stiegen die Werkstattkosten um 50 Prozent, berichtet die Zeit(öffnet im neuen Fenster) . Die Preisentwicklung betrifft Halter von Verbrennern ebenso wie Elektroautobesitzer.

Moderne Fahrzeuge sind technisch hochkomplex und voll mit Elektronik. Bei Elektroautos kommen die Hochvolt-Technik und das Akkumanagement hinzu, damit haben viele Mechaniker offenbar Schwierigkeiten.

Ein zusätzliches Problem bei E-Autos ist der Fachkräftemangel. Etwa 38.000 Mitarbeiter sind in Deutschland laut Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) dafür ausgebildet, Fahrzeuge mit hohen Spannungen zu reparieren. Bei der Hochvolt-Technik und dem Akkumanagement haben viele klassische Mechaniker Schwierigkeiten. Dies kann zu längeren Wartezeiten führen und regional zu höheren Preisen, wenn nur wenige Werkstätten entsprechende Reparaturen durchführen können.

Die Behauptung vom wartungsfreien E-Auto

Elektroautos besitzen zwar deutlich weniger Verschleißteile als Dieselfahrzeuge oder Benziner: kein Auspuff, keine Kupplung, keine Einspritzanlage. Tesla bezeichnete seine Fahrzeuge zwischenzeitlich sogar als wartungsfrei und schaffte klassische Serviceintervalle ab. Der TÜV-Report 2025(öffnet im neuen Fenster) zeichnet jedoch ein ernüchterndes Bild: Tesla landete auf dem letzten Platz.

Das Model 3 wies unter jüngeren Fahrzeugen die höchste Mängelquote auf. Kaputte Bremsen und Achsen sowie defekte Beleuchtung waren häufige Probleme. Auch andere E-Modelle wie Renault Zoe oder Opel Corsa-e schnitten bei der Hauptuntersuchung nur durchwachsen ab.

Dies zeigt: Weniger Wartungsbedarf bedeutet nicht automatisch höhere Zuverlässigkeit. Auch Elektroautos haben Verschleißteile und Schwachstellen, die regelmäßige Kontrollen erfordern.

Reparaturkosten bremsen Elektromobilität aus

Die hohen Reparaturkosten könnten den geplanten Hochlauf der Elektromobilität behindern. Die Bundesregierung will bis 2030 insgesamt 15 Millionen E-Autos auf deutsche Straßen bringen. Derzeit sind es gerade einmal 1,6 Millionen.

Anfang des Monats wurden in der EU nach einem Bericht von Kfz-Betrieb Vogel(öffnet im neuen Fenster) Pläne diskutiert, freien Werkstätten die Reparatur von Antriebsbatterien zu untersagen. Kritiker befürchten, dass ein solches Verbot den Wettbewerb einschränkt und die Reparaturkosten weiter in die Höhe treibt.

Die Batterie ist das zentrale und teuerste Element eines E-Autos. Für einen Ersatzakku verlangen Hersteller teils 15.000 Euro und mehr. Die EU-Kommission argumentierte, Reparaturen am Hochvoltsystem seien zu gefährlich und zu kompliziert.


Relevante Themen