Ubuntu Phone: "Wir wollen auch ganz normale Nutzer ansprechen"

BQ verkauft das erste Smartphone mit vorinstalliertem Ubuntu-Betriebssystem. Die meisten Interessenten kämen aus Deutschland, sagt BQ-Vizepräsident Rodrigo del Prado im Interview.

Artikel veröffentlicht am , Eike Kühl/Zeit Online
BQ-Vizepräsident Rodrigo del Prado mit dem ersten Ubuntu Phone
BQ-Vizepräsident Rodrigo del Prado mit dem ersten Ubuntu Phone (Bild: Zeit Online)

Zeit Online: Senior del Prado, wer Ubuntu auf seinem PC nutzt, möchte ein quelloffenes, kostenloses, intuitives und sicheres Betriebssystem. Was bekommen Käufer eines Ubuntu-Smartphones wie das von Ihnen angebotene Aquaris E4.5?

Rodrigo del Prado: Sie bekommen dieselbe Philosophie und denselben Ansatz, den Ubuntu auf dem Desktop verfolgt. Sie bekommen ein voll funktionstüchtiges, mobiles Betriebssystem, das ein ganz anderes Erlebnis im Vergleich zu anderen Systemen bietet.

Zeit Online: Das sagen alle. Was macht Ubuntu Phone denn konkret anders?

Del Prado: Android und iOS sind App-zentriert. Die Nutzer müssen immer von App zu App wechseln, die nicht untereinander kommunizieren können. Ubuntu Phone verwendet sogenannte Scopes, die Daten aus verschiedenen Apps sammeln: Ein Scope kann Ihre Nachrichtenseiten bündeln. Ein anderer Ihre Musik und ein dritter Ihre liebsten Onlineshops. Jede App für Ubuntu Phone wird in das Betriebssystem integriert, wie es bei Android oder iOS nicht möglich ist.

Zeit Online: Noch gibt es nicht besonders viele Apps, um die Scopes zu bestücken.

Del Prado: Apps sind für den Erfolg einer Plattform wichtig. Am Anfang ist es für ein neues Betriebssystem immer der gleiche Zirkel: Wenige Benutzer bedeuten wenig Umsatz für App-Entwickler. Weniger Umsatz bedeutet weniger Entwickler, weniger Entwickler weniger Apps und weniger Apps wieder weniger Nutzer.

Zeit Online: Wieso glauben Sie, dass Ubuntu Phone in Zukunft genügend Entwickler findet, um aus diesem Zirkel auszubrechen?

Del Prado: Drei Gründe: Ubuntu Phone hat weniger Barrieren im Vergleich zu anderen Betriebssystemen, mehr Flexibilität bei der App-Entwicklung und einen netten Spielplatz. Und die Community von Ubuntu und Linux ist anders als jede andere. Viele Entwickler von Android nutzen privat auch Ubuntu. Wir und der Ubuntu-Sponsor Canonical hoffen auch auf Freiwillige und Enthusiasten, die von der Idee eines alternativen und freien Betriebssystems überzeugt sind. Es ist ein Traum, wenn man diese Leute gewinnen kann.

Zeit Online: Ist die Ubuntu-Version des Aquaris also vor allem ein Spielzeug für Entwickler, das die Entwicklung vorantreiben soll?

Del Prado: Wir wollen auch ganz normale Nutzer ansprechen. Wir bieten das Modell zwar auch mit Android an, aber das heißt nicht, dass die Ubuntu-Version nur ein Nebenprodukt ist. Seit Canonical ein mobiles Betriebssystem angekündigt hat, hatten wir es auf dem Schirm. Wir können als kleiner Hersteller kein eigenes Betriebssystem entwickeln. Android ist eine Lösung, aber wir wollen auch eine Alternative bieten. Aus wirtschaftlicher Sicht würde es sich für uns nicht lohnen, ein Gerät von Grund auf nur für Ubuntu Phone zu entwickeln.

Zeit Online: Was bietet Ubuntu Phone in Sachen Datenschutz, das Android und iOS nicht bieten?

Del Prado: Wenn es um die technischen Details der Software geht, weiß Canonical besser Bescheid. Meiner Ansicht nach ist es immer ein Vorteil, wenn ein System offen ist. Je mehr Menschen von außen mitarbeiten, desto besser ist es und desto schneller werden Schwachstellen und Fehler erkannt und verbessert.

Zeit Online: Sie verkaufen das Gerät über ihre Website bisher nur schubweise. Wo ist die Resonanz am größten?

Del Prado: 25 Prozent aller Bestellungen kamen bis jetzt aus Deutschland und mit Abstand die meisten Anfragen. Es ist ein interessanter Markt für uns, weshalb wir unsere Präsenz dort auch ausbauen. Die deutschen Kunden sind zum einen sehr interessiert an neuen Entwicklungen. Gleichzeitig gucken sie immer auch auf den Preis und vergleichen, was ein Smartphone für seinen Preis eigentlich alles kann.

Zeit Online: Das Aquaris E4.5 kostet 170 Euro. Planen Sie in Zukunft auch eine Oberklasse-Variante?

Del Prado: Wir können uns vorstellen, Ubuntu Phone auch in andere Modelle zu integrieren. Wir verkaufen zwar keine Smartphones für 600 Euro. Aber ich glaube nicht, dass der Preis das Problem wäre. Die Resonanz auf das Konzept Ubuntu Edge hat gezeigt, dass viele Menschen auch viel Geld für ein Ubuntu Phone zahlen würden.

Rodrigo Del Prado ist Mitbegründer und Vize-Präsident des spanischen Herstellers BQ.

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