Technische Details, Ausblick und Fazit
Wie bereits zu Anfang erwähnt, dient das Windows-Subsystem für Linux (WSL) vor allem dazu, Linux-Syscalls der Binärdateien von Ubuntu so umzuwandeln, dass diese von Windows verarbeitet werden können, was über spezielle Treiber geschieht. Seit Ende Januar finden sich hierzu in den Insider-Builds von Windows 10 die Dateien lxcore.sys sowie lxss.sys. Möglicherweise ist das gesamte WSL von dem Project Astoria abgeleitet, das Android-Apps auf Windows bringen sollte.
Einen guten Überblick über den technischen Aufbau liefert zudem ein Blick in den Process Explorer, der wesentlich mehr Informationen zeigt als etwa der Taskmanager. Dort finden sich eine bash.exe, das eigentliche Startprogramm für das WSL als eine Art Wrapper sowie der Console Window Host (conhost.exe), der zum Darstellen der Shell benötigt wird. Außerdem gibt es noch einen Shell Infrastructure Host (sihost.exe). Dem Letztgenannten ordnen sich dann im Prozessbaum die Ubuntu-Prozesse unter: also init, die Bash selbst sowie die vom Nutzer gestarteten Anwendungen. Der Befehl ps in dem Ubuntu stellt konsequenterweise auch nur die Prozesse der Ubuntu-Sitzung dar.
Die Dateien zu dem Ubuntu sind im jeweiligen Nutzerverzeichnis in Windows unter Appdata\Local\Lxss gespeichert. Darin befinden sich das Root-Dateisystem (rootfs) des Ubuntu sowie die Verzeichnisse home, root und cache. Die Windows-Festplatte C: ist zudem in dem Ubuntu als /mnt/c eingebunden, so dass ein Dateiaustausch in beide Richtungen möglich ist.
Offizielle Ausbaupläne
Der Microsoft-Angestellte Scott Hanselmann hat in seinem Blog bereits erklärt, wie Nutzer die Bash durch eine andere Shell ersetzen können. Selbst der Austausch des gesamten Ubuntu-Rootfs gegen das einer anderen Distribution scheint machbar. Beides wird Microsoft wohl langfristig nicht offiziell unterstützen. Aber auch sonst bleibt das Unternehmen noch sehr vage in seinen Aussagen dazu, was das WSL künftig alles leisten können soll.
Geplant ist derzeit schon die Unterstützung für Terminalmultiplexer Screen und Tmux. Auch das Programm Top soll zuverlässig arbeiten - bisher zeigt es keinerlei Ausgaben. Anwender sollen künftig auch nicht mehr standardmäßig als Root angemeldet sein, sondern über einen einfachen Nutzeraccount. Damit einhergehend soll auch die Rechteverwaltung angepasst werden.
Fazit
Die Idee, den Ubuntu-Userspace auf Windows laufenzulassen und dabei auf eine Virtualisierung zu verzichten, ist ebenso genial wie fast schon wahnsinnig. Doch verrückt ist daran nicht unbedingt die technische Machbarkeit, deren Zustand die aktuelle Beta des Windows-Subsystem für Linux (WSL) aufzeigt, sondern die enorme Größe der Aufgabe. Denn schon vermeintlich kleine und einfache Anwendungen wie Ping oder Nano funktionieren derzeit noch nicht.
Da ist es wenig verwunderlich, dass die Summe der vielen kleinen Probleme zu einer recht großen Menge an Software führt, die noch nicht genutzt werden kann. Zwar wäre es interessant gewesen, einen SSH-Server zu testen oder gar mit Apache, MySQL und PHP übliche Webanwendungen wie etwa Wordpress oder auch Owncloud aufzusetzen. Doch dass das WSL noch nicht so weit gereift ist, ist wenig überraschend.
Unerwartet gut an dem WSL ist aber, dass viele Basiswerkzeuge vom Editor über die Quellcodeverwaltung bis hin zum Compiler fehlerfrei genutzt werden können. Auch verschiedene Programmiersprachen, die zur Webentwicklung genutzt werden, wie Ruby, und deren integrierte Webserver lassen sich ohne Anpassungen aus den Ubuntu-Repositories beziehen und dann auf einem Windows-System ausführen.
Unter der Voraussetzung, dass das eigene Projekt mit dem WSL läuft, sollte das System deshalb in einigen Nutzungsszenarien große Vorteile bieten. Das gilt vor allem in Umgebungen, in denen sowohl Linux- als auch Windows-Anwendungen entwickelt werden sowie Unternehmen, die ihren Angestellten keine anderen Betriebssysteme als Windows zur Nutzung erlauben oder zur Verfügung stellen.
Der Betastatus des WSL ist derzeit aber noch sehr deutlich zu spüren. Insbesondere Fehler, deren Ursache nicht klar ersichtlich ist, nerven noch und können bei Ungeduldigen zum programmierten Wutausbruch führen. Die Entwickler von Microsoft gehen seit der ersten Veröffentlichung aber aktiv auf die Interessen der Nutzer ein. So werden Fehlerberichte bei Github gesammelt und über bereits behobene Probleme wird informiert. Zudem können über das Portal Uservoice Wünsche zu WSL geäußert werden.
Das Windows-Subsystem für Linux mit einem darauf laufenden Ubuntu-Userspace wird mit dem für diesen Sommer geplanten Update von Windows 10 für alle Nutzer veröffentlicht. Wie viel die Entwickler bis dahin an dem Projekt verbessern, bleibt abzuwarten. Sollte es Microsoft aber gelingen, Programme wie Apache, den OpenSSH-Server oder gar Docker starten zu können, ist das WSL ein riesiger Coup, mit dem das Unternehmen es wohl tatsächlich schaffen könnte, dass wieder mehr Entwickler Windows nutzen.
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