Ubuntu: Mark Shuttleworth macht endlich mal was richtig
Der Ubuntu-Distributor Canonical beendet seinen jahrelangen Irrweg eines eigenen Desktop-Konzepts. Damit lässt sich einfach kein Geld verdienen, und den Smartphone-Markt bedienen andere. Das begreift nun auch Mäzen Mark Shuttleworth, wovon die Open-Source-Community profitiert.

Den ehemaligen Weltraumtouristen Mark Shuttleworth als exzentrischen Lebemann zu bezeichnen, ist sicherlich nicht untertrieben. Doch statt sein Geld für die Entwicklung überdimensionierter Projekte wie etwa viel zu große Elektroautos, luxuriöse Hochgeschwindigkeitskapseln oder Raumfahrteskapaden zu verschwenden, finanziert Shuttleworth Open-Source-Software, was viel mehr Menschen direkt hilft. Um so bitterer muss es für Shuttleworth sein, sich einzugestehen, dass sein Plan einfach nicht aufgegangen ist, mit Linux den Desktop zu erobern. Als Trostpflaster bleibt wohl nur die Stärkung der Open-Source-Community.
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Um zu verstehen, warum der Gründer der Linux-Distribution Ubuntu sowie deren Sponsorunternehmen Canonical das Ende der Arbeiten an dem Desktop Unity 8 und den Smartphone-Projekten als persönlich sehr schwierige Entscheidung bezeichnen, lohnt ein Blick zurück in die Ubuntu-Geschichte einerseits sowie auf die Entwicklung der IT-Industrie im vergangenen Jahrzehnt andererseits.
Große Community mit Desktop-Alleingängen
Shuttleworth hat Ubuntu und das Unternehmen Canonical im Jahr 2004 mit schnell umsetzbaren Zielen gegründet: Es sollte eine am Desktop einfach zu benutzende Linux-Distribution mit regelmäßigen Veröffentlichungen entstehen. Anders als bei Red Hat oder Suse sollte Ubuntu zudem auch kostenlos zur Verfügung stehen, was immer noch der Fall ist.
Und tatsächlich ist es dem Ubuntu-Team schnell gelungen, eine große Nutzerbasis aufzubauen und vergleichsweise eng mit den Communitys verschiedener Upstream-Projekte zusammenzuarbeiten. Doch vor allem mit Letzterem hatte Canonical, wohl getrieben von Shuttleworth, über die Jahre hinweg immer wieder Probleme, die sich besonders am eigenen Desktop Unity zeigen.
Die Oberfläche ist ursprünglich als Alternative für Netbooks mit kleinen Displays entstanden. Unity blieb aber nicht auf diesen Einsatz beschränkt, sondern wurde mit Ubuntu 11.04 der Standard-Desktop der Linux-Distribution. Zuvor nutzte Ubuntu den Gnome-Desktop, doch Streitereien über die Gestaltung und Projektausrichtung, an denen sich auch Shuttleworth beteiligte, führten dazu, dass Ubuntu auf den Einsatz von Gnome 3 verzichtet und stattdessen auf Unity gesetzt hat.
Shuttleworth selbst hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Führungsposten bei Canonical geräumt und an Jane Silber abgetreten. Shuttleworth wollte sich unter anderem stärker im Produktdesign engagieren, und das bedeutete eben auch einen sehr starken Fokus auf Unity. Außerhalb von Ubuntu fand Unity aber nie viel Verbreitung, weil auch technische Gründe einen Port auf andere Distributionen erschwerten und die Unity-Entwicklung klar von Shuttleworth und Canonical dominiert wurde.
Smartphone-Zeitalter sorgt für noch mehr Streitereien
Anfang des Jahres 2013 kündigte Shuttleworth dann sehr überraschend ein auf Ubuntu aufbauendes Smartphone-Betriebssystem an, das zwar optisch an Unity erinnerte, mit Qt und QML allerdings auf eine andere Basis setzte als der bis dahin genutzte Unity-Desktop auf Grundlage von GTK. Das erschwerte für Canonical zwar die Pflege, für einen vorläufigen Bruch mit dem Rest der Linux-Desktop-Community sorgte jedoch die Entwicklung des eigenen Display-Servers Mir als Alternative zu dem von der Community getragenen Wayland.
Die Diskussionen darum, an denen sich Shuttleworth wiederum rege beteiligte, lösten einen Shitstorm aus und forcierten die Entfremdung zwischen dem Team von Canonical und außenstehenden Entwicklern noch weiter. Nur wenige Monate später gestand Shuttleworth öffentlich ein, dass nicht er mit seinem Desktop-Linux die Dominanz von Windows gebrochen hat, sondern Googles Android.
Dieser Schritt sollte wohl bedeuten, dass der Desktop langfristig nicht mehr relevant sein werde und im Prinzip ein gelöstes Problem sei. Die Zukunft des Personal Computing sei das Smartphone, also müsse Ubuntu sich hier engagieren. Doch trotz einiger Kooperationen mit Herstellern und einem Bedienkonzept, das auch uns immer wieder gefallen hat, konnte sich Ubuntu für Smartphones nie durchsetzen. Wohl auch, weil die Community-Unterstützung, etwa zum Entwickeln der Apps, fehlte.
Das Nebeneinander zweier Generationen von Oberflächen, die beide von je viel zu kleinen Teams weiterentwickelt wurden, hat wohl ebenso dazu beigetragen, dass die Ambitionen für Unity durch Canonical nie umgesetzt werden konnten.
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Wenn Mark Shuttleworth bisher nichts richtig gemacht hätte, wäre er nicht zum Selfmade...
Sehe ich im Prinzip genauso wie Du, bin mir relativ sicher, dass Linux auf dem Desktop...
Dem kann ich mich nur anschließen. Meiner Ansicht nach ist das Unity Desktop-Konzept, das...
Steam gibt's doch schon für Linux. Und mit Lutris (https://lutris.net/) wird auch schon...