Man weiß nie, was er als nächstes schreibt
Dieses Hin und Her scheint von Elon Musk persönlich vorangetrieben zu werden. Allerdings geht es dabei um mehr als nur eine Bezahloption bei einem Autohersteller. Dass Tesla im Februar 2021 Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar kauft, lässt den Kurs der Kryptowährung auf ein Allzeithoch ansteigen. Nach dem Tweet im Mai sackt der Kurs binnen eines Tages um 15 Prozent ab.
Ob Absicht oder nicht, Musk ist jederzeit nur einen Tweet davon entfernt, massive Kursschwankungen bei den größten Kryptowährungen der Welt auszulösen. Das mag albern klingen, besonders wenn er mal wieder Shitposts über Dogecoin veröffentlicht. Für Anleger von Kryptowährungen - darunter Elon Musk selbst - geht es um Millionen.
All diese Macht hat Musk durch Twitter. Ähnlich wie einst US-Präsident Donald Trump veröffentlicht hier einer der einflussreichsten Menschen der Welt seine Gedanken, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Dadurch, dass er oft anderen Nutzern antwortet, wirkt er authentisch, während andere Accounts dieser Größe von Social-Media-Managern betreut werden. Dass andere Wichtigeres zu tun haben, kann er nicht nachvollziehen.
Wie früher bei Trump weiß man dadurch nie, was Musk als nächstes schreibt: Im Februar 2021 lädt er Wladimir Putin noch zu einem Gespräch auf der Audioplattform Clubhouse ein, etwas mehr als ein Jahr später fordert er den russischen Präsidenten zu einem Zweikampf heraus. Weil Musks Kommentare oft Nachrichten- und meistens Unterhaltungswert haben, wird die Aufmerksamkeit auf seinen Tweets bleiben.
Die feindliche Übernahme bleibt möglich
Anfang 2022 beginnt ein neues Kapitel in Elon Musks Beziehung mit Twitter. Dieses Kapital hat nach wenigen Wochen schon mehr Wendungen als so mancher Krimi. Am 4. April 2022 teilt Twitter mit, dass Musk mit Anteilen von 9,2 Prozent nun größter Einzelaktionär sei. Am 5. April kündigt Twitters CEO Parag Agrawal an, dass Musk außerdem in den Verwaltungsrat einziehe. Am 9. April erteilt Musk Agrawal im letzten Moment eine Absage.
Diese Absage gibt Musk potenziell sogar mehr Macht über Twitter. Denn für Verwaltungsratsmitglieder gilt eine Anteilsobergrenze von 14,9 Prozent. An diese Zahl ist Musk durch die Absage nicht gebunden. Es wird sogar spekuliert, dass Parag Agrawal den wohl profiliertesten und kritischsten Nutzer seines Dienstes aus genau diesem Grund in den Verwaltungsrat holen wollte.
Eine Übernahme von Twitter durch Musk könnte tatsächlich bevorstehen - und er scheint sie schon vorzubereiten. "Ich habe ein Angebot gemacht", schreibt er am 14. April auf Twitter - zusammen mit einem Link zum entsprechenden Antrag bei der SEC. Bei einem Aktienpreis weit über dem aktuellen Kurs will er Twitter für 41 Milliarden US-Dollar kaufen. Und auch im angebotenen Aktienpreis von 54,20 kommt wieder die 420-Referenz vor.
Den Plänen könnten erst einmal rechtliche Probleme im Weg stehen. Musks Einstieg bei Twitter ließ den Kurs des Unternehmens so stark ansteigen, dass er an den Aktien bereits mehr verdient hat, als Twitter in drei Jahren an Umsätzen generieren konnte. Musk soll die SEC zu spät über den Deal informiert haben. Andere Twitter-Aktionäre bereiten deshalb eine Sammelklage vor.
Die Zukunft von Twitter
Ob Musk einfach nur als Wertanlage, aus persönlicher Bindung zum Unternehmen, einem Affekt oder Machtinteressen bei Twitter einsteigt, darüber lässt sich bislang nur spekulieren. Musk lässt seine Follower jedenfalls schon in Umfragen über neue Funktionen wie das Bearbeiten von Tweets abstimmen. Er selbst glaubt, Twitter müsse "transformiert" werden.
Twitter selbst ist nicht für langfristige strategische Entscheidungen bekannt. Trotz seines großen Einflusses auf Politik und Medien scheitert das Unternehmen weiterhin an der Profitabilität. Gewinne kann Elon Musk mit Twitter trotzdem erzielen - indem er weiter beiläufig Firmeninterna und Kryptowährungen kommentiert und so ganz direkt Einfluss auf die Kurse nimmt.
Twitters CEO Agrawal warnte seine Mitarbeiter Anfang April davor, sich von dem Trubel um Musk ablenken zu lassen. Das wird erst mal kaum möglich sein. Doch auch Musk selbst muss umgekehrt aufpassen, sich nicht von Twitter und den für ihn damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten ablenken zu lassen. Von der Börsenaufsicht bis zu einem Rettungstaucher wären wohl viele froh, wenn er sich ein anderes Hobby suchen würde.
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Von Peinlichkeiten bis Rechtsstreitigkeiten |
Offenbar gibts genugn Leute, die rothaarige Kobolde mögen.
Weil Bäume wachsen bedeutet das noch lange nicht, dass genügend Trinkwassergebiete...
Es gibt noch andere Highlights, lowlights werden hier künstlich aufgebläht.
Wenigstens verzapft er ihn selber. Jeff Bezos kauft einfach sowas wie die Washington...
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