Twitter-App: Musk feuert Entwickler, der ihm widerspricht

Rauswurf mit Ansage: Wer seinen Chef Elon Musk auf Twitter öffentlich vorführt, darf wohl nichts anderes erwarten.

Artikel veröffentlicht am ,
Diese Reaktion von Elon Musk war wohl nicht anders zu erwarten.
Diese Reaktion von Elon Musk war wohl nicht anders zu erwarten. (Bild: Twitter.com/Screenshot: Golem.de)

Nach einer Diskussion über mögliche Probleme mit der Android-App hat Twitter-Chef Elon Musk den Entwickler Eric Frohnhoefer öffentlich entlassen. "Er ist gefeuert", twitterte Musk, nachdem Frohnhoefer seinem neuen Chef auf Twitter widersprochen und dessen Behauptungen korrigiert hatte. Musk hat in den vergangenen Tagen bereits die Hälfte der festangestellten Mitarbeiter und Tausende Leiharbeiter entlassen.

Entzündet hatte sich der Disput an der Behauptung Musks, die Android-App für Twitter funktioniere schlecht. "Nebenbei, ich möchte mich dafür entschuldigen, dass Twitter in vielen Ländern superlangsam ist. Die App macht >1000 schlecht gebündelte RPCs, nur um eine Timeline zu rendern!" Android-Entwickler Frohnhoefer entgegnete: "Ich habe ~6 Jahre lang an Twitter für Android gearbeitet und kann sagen, das stimmt nicht."

Auf Musks Nachfrage, wie viele Remote Procedure Calls (RPC) die App aufrufe, antwortete Frohnhoefer: "Die Apps rufen null RPC Calls auf."

Darüber hinaus wies Frohnhoefer darauf hin, dass sein Team "viel Arbeit geleistet hat, um die Performance zu verbessern" und dass es "viel Raum für Leistungsverbesserungen bei Android" gebe. Er fügte jedoch hinzu: "Ich glaube nicht, dass die Anzahl der Requests das Hauptproblem ist."

Seine Analyse lautete: "Ich denke, es gibt drei Gründe, warum die App langsam ist. Erstens ist sie aufgebläht mit Funktionen, die kaum genutzt werden. Zweitens haben wir über Jahre hinweg technische Schulden angehäuft, da wir Geschwindigkeit und Funktionen gegen Leistung eingetauscht haben. Drittens verbringen wir viel Zeit mit dem Warten auf Netzwerkantworten."

Unterstützung von anderen Entwicklern

Nach Angaben von The Register erhielt Frohnhoefer in der Diskussion Unterstützung von anderen Entwicklern. Der frühere Twitter-Mitarbeiter Ben Leib antwortete auf die Vorwürfe Musks: "Als ehemaliger technischer Leiter der Timeline-Infrastruktur bei Twitter kann ich mit Sicherheit sagen, dass dieser Mann keine Ahnung hat, wovon er spricht."

Die Software-Entwicklerin Sasha Solomon verwies auf die hohe Zahl der Entlassungen in den technischen Teams. "Du hast doch nicht etwa fast die gesamte Infra entlassen und machst dann eine freche Bemerkung darüber, wie wir Batching machen[?] Hast Du Dir überhaupt die Mühe gemacht, zu lernen, wie GraphQL funktioniert[?]".

Der Computer-Pionier Grady Booch mischte sich ebenfalls in die Debatte ein und schrieb, das Ganze liefere "weitere Beweise dafür, dass Elon Musk zutiefst inkompetent ist, ein Unternehmen zu leiten, das um ein softwareintensives, webzentriertes System in globalem, elastischem Maßstab herum aufgebaut ist".

Musk will fast alle Microservices abschalten

Andere Nutzer kritisierten Frohnhoefer hingegen dafür, Musk öffentlich widersprochen zu haben. Frohnhoefer hätte das auf privatem Wege tun können. Doch der Entwickler entgegnete: "Vielleicht sollte er [Musk] Fragen privat stellen. Vielleicht Slack oder E-Mail nutzen."

Auf die Frage eines anderen Nutzers, ob er einen Mitarbeiter "mit dieser Einstellung" in seinem Team haben wolle, antwortete Musk schließlich: "Er ist gefeuert." Zudem kündigte er an, zahlreiche Microservices, die er als Bloatware bezeichnete, abschalten zu wollen. Weniger als 20 Prozent würden für Twitter tatsächlich benötigt. Ob damit auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung abgeschaltet wurde, wie Nutzer anschließend spekulierten, ist aber unklar.

Frohnhoefer dürfte jedoch keine Probleme haben, einen neuen Job zu finden. Ein Entwickler von Reddit bot ihm umgehend an: "Eric, dieser Thread ist absolut verrückt. Wir stellen leitende und angestellte Android-Entwickler bei Reddit ein. Wir werden Sie nicht so behandeln."

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BLi8819 18. Nov 2022

Der Entwickler nennt sogar mögliche Gründe für die Performance Probleme... Musk ist...

berritorre 17. Nov 2022

Dazu gibt es ja erstmal nur Spekulationen. Bisher hat Elon sich nirgends konkret dazu...

berritorre 17. Nov 2022

Weil die Bewohner des indischen Inlands ja auch die grosse Zielgruppe der Werbekunden ist...

Kaiser Ming 17. Nov 2022

das würde heissen für eine bestimmte Menge an Feature der App wären zwingend zB 20 MS...



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