Trotz Protesten: Tesla unterschreibt Kaufvertrag für Gigafactory

Der Tesla-Vorstand hat den Kauf eines Grundstücks für den Bau einer Autofabrik bei Berlin besiegelt. Doch in Grünheide befürchten Anwohner, dass ihnen die Fabrik für Elektroautos im trockenen Brandenburg buchstäblich das Wasser abgräbt.

Artikel veröffentlicht am ,
Proteste gegen die Ansiedlung einer Tesla-Fabrik in Brandenburg
Proteste gegen die Ansiedlung einer Tesla-Fabrik in Brandenburg (Bild: Pawel Kopczynski/Reuters)

Der US-Elektroautohersteller Tesla hat den Kaufvertrag für den Bau einer Autofabrik in Brandenburg unterschrieben. Damit solle das gut 300 Hektar große Grundstück in der Gemeinde Grünheide südöstlich von Berlin für 41 Millionen Euro den Besitzer wechseln, berichtete der Berliner Tagesspiegel am 19. Januar 2020. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa bestätigte die Staatskanzlei in Potsdam den Bericht. Zuvor hatte der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags bereits dem Verkauf zugestimmt. Unterdessen regt sich bei einigen Anwohnern Widerstand gegen den Fabrikbau.

Hinter den Protesten gegen den Bau der sogenannten Gigafactory stehen unter anderem Befürchtungen, dass die hohe Entnahme von Grund- oder Leitungswasser langfristig die Wasserversorgung in der ohnehin trockenen Region beeinträchtigen könnte. "Tesla oder Trinkwasser", hieß es am Samstag auf Transparenten bei einer Demonstration gegen die Fabrik. Der Polizei zufolge waren 200 Demonstranten gekommen.

Demo und Gegen-Demo

Einem Bericht des Tagesspiegel zufolge stören sich die Demonstranten nicht generell an der Ansiedlung, die mehrere Tausend Arbeitsplätze schaffen soll. Vielmehr seien sie dagegen, dass Bau und Genehmigung "zu schnell durchgepeitscht" werden sollen. Der Tagesspiegel zitiert einen Demonstranten mit den Worten: " Fakt ist, dass ein Teil des Geländes, wo die Fabrik stehen soll, ausgewiesenes Trinkwasserschutzgebiet ist. Und dass gerade erst eine neue Trinkwasserschutzverordnung dafür erlassen wurde. Danach dürfte dort nicht einmal ein Gülle-Behälter stehen." Auf einem anderen Transparent hieß es jedoch deutlicher: "Keine Mörder-Fabrik in Grünheide! Wasser, Wald & Luft sind wichtiger als Autos!".

Allerdings gab es am Samstag auch eine Gegenkundgebung von Befürwortern der Ansiedlung. Dem Aufruf waren laut Tagesspiegel mehrere Dutzend Bewohner Grünheides gefolgt, darunter auch eine Gruppe junger Menschen, die sich "Grünheide for future" nenne. Laut Berliner Zeitung hat sich jedoch schon eine Gruppe mit dem Namen 3G gegründet, was für "Grünheide gegen Gigafactory" stehe.

372 Kubikmeter Wasser pro Stunde

Nach den Plänen Teslas sollen in Grünheide schon im kommenden Jahr die ersten Elektroautos vom Band rollen. Daher soll das nun gekaufte Gelände möglichst schnell gerodet werden, um mit dem Bau beginnen zu können. Allerdings müssen die Rodungsarbeiten bereits vor Beginn der Brutperiode am 1. März beendet sein. Auf dem Gelände stehen 153 Hektar Kiefernwald.

Tesla geht davon aus, dass die geschützten Tierarten, die auf dem Gelände leben, vor Baubeginn umgesiedelt werden können. Das ist bei Fledermäusen aber nicht so einfach, da diese in den Bäumen leben. Im Februar und März halten sie Winterschlaf, danach beginnt die Paarungszeit. Das Artenschutzgesetz sieht nach Angaben von Tierschützern vor, dass die Tiere dann nicht gestört werden dürfen. Es bedürfe einer Sondergenehmigung, die Tiere im Winterschlaf umzusiedeln..

Laut Umweltverträglichkeitsprüfung (PDF, S. 29) geht Tesla von einem Wasserbedarf in Höhe von 372 Kubikmetern pro Stunde aus. Davon sollen 107 Kubikmeter über den Kühlturm verdampfen und 252 Kubikmeter als Abwasser entsorgt werden. Während der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) vor Trinkwasserproblemen warnte, zeigte sich die Brandenburger Landesregierung optimistisch, dass sich die Probleme lösen ließen.

Nachtrag vom 19. Januar 2020, 17:11 Uhr

Wir haben die Bestätigung des Berichts im ersten Absatz ergänzt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Dampfplauderer 21. Jan 2020

also nicht "oder", sondern "und". Automobilkonzern und Deutschland, diese Kombination...

lottikarotti 21. Jan 2020

Ich wehre mich gegen die Vorstellung dass E-Automobilität der einzig mögliche Zug ist.

norbertgriese 20. Jan 2020

Der Staat unterschreibt, Tesla unterschreibt. Soweit normal. Der Staat behält sich vor...

Thurius 20. Jan 2020

So mancher Deutscher Arbeitsloser hat keinen Schulabschluss bzw. keine Lehre...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Apple
Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik

Sehr gutes Bild, nahezu perfekte Bedienung aber ein bisschen zu schwer: Die ersten Hands-ons von Apple Vision Pro sind insgesamt positiv.
Ein Bericht von Peter Steinlechner

Apple: Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik
Artikel
  1. Zen 4c Bergamo: So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte
    Zen 4c Bergamo
    So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte

    Bis zu 128 Kerne stellt AMD gegen ARM-Server-Prozessoren und Intels E-Cores. Kompromisse und neue Technik machen die kleineren Kerne möglich.

  2. Diablo 4 im Test: Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu
    Diablo 4 im Test
    Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu

    Unsere Hoffnungen bewahrheiten sich: Diablo 4 ist der beste Teil der exzellenten Spieleserie, an der sich auch Konkurrenten messen müssen.
    Ein Test von Oliver Nickel

  3. SAN: Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware
    SAN
    Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware

    Wenn die lokale Festplatte randvoll ist, können Speicherlösungen aus professioneller Umgebung die Antwort sein. Wir zeigen, wie.
    Eine Anleitung von Nico Ruch

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5-Spiele & Zubehör bis -75% • Samsung 990 Pro 1TB (PS5) 94€ • AirPods 2 125€ • Crucial SSD 1TB 41,99€ • Thrustmaster T300 RS 299,99€ • Bis 50 % auf Gaming-Produkte bei NBB • PS5 inkl. Spiel 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, RX 7900 XTX 989€ [Werbung]
    •  /