Trotz Exportverbot: Chinesische Kernforscher nutzen weiter US-Hardware
An Chinas wichtigstes Kernforschungszentrum darf seit 25 Jahren keine US-Hardware geliefert werden. Dennoch nutzt es halbwegs aktuelle Xeons und GPUs.

In der Kernforschung sowie beim Erhalt und Neubau von Kernwaffen spielen Computer eine bedeutende Rolle (g+). Daher war die China Academy of Engineering Physics (CAEP) eine der ersten Einrichtungen, die auf einer Exportkontrollliste des US-Handelsministeriums landete. Bereits seit 1997 dürfen etwa Intel, Nvidia und AMD keine leistungsfähige Rechentechnik mehr an die Akademie liefern, die unter Anderem Chinas erste Wasserstoffbombe entwickelte. Die Wirkung des Verbots ist jedoch gering, wie das Wall Street Journal herausfand.
Dabei macht CAEP noch nicht einmal ein großes Geheimnis daraus, dass dort moderne Rechentechnik verwendet wird. In mindestens 34 wissenschaftlichen Artikeln von Forschern der Akademie fanden sich Angaben, dass etwa Xeon-Prozessoren von Intel oder RTX-Grafikkarten von Nvidia verwendet wurden - wenn auch nur aus den 14- und 7-nm-Generationen. Hier verfügt China selbst nur über geringe Produktionskapazitäten, die Importe sind für die Spitzenforschung daher quasi unersetzlich.
Grafikkarten und Prozessoren von Taobao
Geradezu ernüchternd trivial ist der Weg, über den CAEP die Hardware bezog. Das Wall Street Journal konnte ihn anhand von Beschaffungsunterlagen nachvollziehen. Denen zufolge kaufte die Akademie die Produkte einfach auf der chinesischen Handelsplattform Taobao ein. Anstelle der speziellen Rechengrafikkarten wurde die RTX-Serie für Gamer verwendet. Die rechnet zwar mit 64-Bit-Gleitkommazahlen (FP64) deutlich langsamer, das soll sie aber nur von den teureren Rechen-GPUs abgrenzen. Lässt sich ein Problem hingegen auch mit FP32 berechnen, ist eine RTX-Karte ebenfalls ein leistungsfähiger Rechenbeschleuniger.
Die Entdeckung des Wall Street Journal zeigt: Auch Exportverbote können kaum verhindern, dass leistungsfähige Hardware von den Sanktionierten verwendet wird. Es steigt lediglich der Aufwand. Ein ganzes Land, dazu noch das bevölkerungsreichste der Welt, von moderner Hardware abzuschneiden, ist fast aussichtslos, wie auch ein ehemaliger hoher Angestellter des US-Handelsministeriums (Department of Commerce, DoC) gegenüber der Zeitung einräumte. Noch verkompliziert wird die Situation dadurch, dass sich Gaming-GPUs und explizite Rechen-GPUs in ihrer Leistung sehr ähnlich sind - anders würden Letztere auch unbezahlbar.
Denn auch wenn Unternehmen wie Intel und Nvidia beteuern, sich an alle Gesetze zu halten, muss das nicht auch für alle Endkunden gelten. Solange das DoC nicht jährlich bei jedem Endkunden vorbeischaut und prüft, ob sämtliche gekaufte Hardware noch vorhanden ist, kann diese immer ihren Weg nach China, Russland oder in den Iran finden.
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Das so ne Scheinfirma eben noch teurer zu unterhalten ist als einfach die schlechteren...
Handelsübliche Technik zu erwerben ist heute nicht mehr das Problem. Anfang der 90ern hat...
die haben schrott gekauft, ganz normal und legal.
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