Tron - Ares: Zukunft von gestern

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Wir spoilern in dieser Rezension nur, was Trailer bereits verraten haben. Wer gar nichts vom Handlungsverlauf wissen möchte, sollte den Film trotzdem erstmal selber gucken.
Blade Runner 2049 haben wir vor acht Jahren als "gelungenes Update für die Zukunft" gewürdigt. Regisseur Denis Villeneuve (Arrival, Dune ) ließ die melancholisch-düstere Welt des Originals nicht nur mit modernen Effekten realer aussehen, sondern richtete die Erzählung nach Perspektive einer veränderten Gegenwart neu aus.
Mit Tron: Ares, dessen erster Teil(öffnet im neuen Fenster) im selben Jahr wie der ursprüngliche Blade Runner(öffnet im neuen Fenster) ins Kino kam, versucht Joachim Rønning (Fluch der Karibik 5) nun ebenfalls, eine 1982 gestartete Erzählung als gegenwartsrelevante Science-Fiction fortzusetzen. Auch hier spielt Jared Leto mit und es geht um künstliche Intelligenz auf dem Sprung zur nächsten Bewusstseinsstufe. Weiter reichen die Parallelen jedoch nicht, denn inhaltlich fällt dieser Film, selbst gemessen an seiner eigenen Reihe, uninspiriert platt aus.
Tron 3 hätte längst da sein sollen
In Tron: Ares ist der Cyberspace zum ersten Mal nur Nebenschauplatz. Das titelgebende Programm Tron (Bruce Boxleitner) treffen wir, genau wie die Hauptfiguren aus dem vorherigen Film, auch gar nicht mehr an. Ein richtiges Sequel war zwar mal in Arbeit. Der Regisseur des zweiten Teils, Joseph Kosinski, verriet in einem Interview jedoch, seine Fortführung der bisherigen Geschichte sei trotz fertigen Drehbuchs 2015 von Disney gestoppt worden(öffnet im neuen Fenster) . Das Studio habe sein Geld stattdessen lieber in die größeren Marken Star Wars und Marvel investiert.
Umso überraschender, dass nun zehn Jahre später doch noch ein dritter Teil zustande gekommen ist. Der erzählt zwar keine angebrochene Handlung weiter, er greift aber die im Vorgänger ganz zum Schluss eingeführte Möglichkeit auf, Digitales in unsere Realität zu transportieren. Den gleichen Ansatz wollte übrigens auch Kosinski mit seinem nicht mehr realisierten Projekt verfolgen.

Computer beherbergen in den Tron-Filmen bekanntlich virtuelle Welten, bevölkert von digitalen Figuren, die Befehle von Nutzern wie normale Jobs ausführen. Das geschieht mitunter actionreich, wenn konkurrierende Systemprozesse auf Light Cycles(öffnet im neuen Fenster) genannten Motorrädern tödliche Wettrennen austragen oder Security-Programme mit leuchtenden Frisbee-Scheiben Schadsoftware abwehren.
Den Beamtencharme von Einsen und Nullen suchen wir in dieser kunstvoll absurden Darstellung eines digitalen Systems vergebens. Dennoch ist es eine harte Welt. Programme empfinden ihren Job als Sklavenarbeit. In Tron: Legacy probten sie deswegen schon den virtuellen Aufstand(öffnet im neuen Fenster) , waren aber weiterhin an ihr eigenes Grid, ihre digitale Sandbox gebunden. Bis jetzt.
3D-Drucker mit Lasershow
Ein futuristischer 3D-Drucker wirbelt ganz viele rote Laserstrahlen wild durcheinander und wie aus dem Nichts formt sich darunter plötzlich Materie, aus der anschließend Personen mit Haut und Haaren, Objekte, auch Fahrzeuge gestanzt werden. Was vormals als reine Information abgespeichert war, kann auf diesem Wege real manifestiert werden. Und eine Lasershow gibt's noch dazu.
Programme aus dem Grid funktionieren in der echten Welt nahtlos weiter, nachdem sie in Tron: Ares als echte Wesen oder Gegenstände materialisiert wurden. Aussehen, Erinnerungen und besondere Fähigkeiten behalten sie bis ins kleinste Detail bei. Nutzen Realität und Grid also die gleiche Engine? Leben Menschen nur in einer weiteren Ebene der Simulation? Mit diesen Fragen versuchen wir uns für Tron: Ares verzweifelt einen Hauch von Grundlogik selbst herzuleiten, die der Film nie herzustellen vermag.
Beim Worldbuilding haben es sich die Autoren nämlich extra leicht gemacht. Sachen funktionieren einfach, weil sie funktionieren. Erklärende Worte dazu bleiben aus. So erfahren wir nie ein Detail darüber, wo eigentlich die merkwürdige Materie herkommt, aus der digitales real geformt wird. Tron war zwar schon vorher bloß Fantasy im Cyberspace, ohne wissenschaftlichen Anspruch. Dafür hat das Szenario des Computerinneren Grenzen gesetzt, mit vertrauten Software-Begriffen Kontext bereitgestellt. Jetzt ist hingegen alles Zauberei, als Technologie verkleidet.



