Trojaner-Hersteller: Finfisher ist pleite und aufgelöst
Nach einer Strafanzeige durch Menschenrechtsorganisationen hat Finfisher Insolvenz angemeldet und die Geschäfte eingestellt.

Das Geschäft des Münchener Herstellers von Staatstrojanern Finfisher ist wohl beendet. Dies melden Menschenrechtsorganisationen und Netzpolitik.org unter Berufung auf den Insolvenzverwalter. Finfisher hatte eine Trojaner-Suite hergestellt und unter anderem an das Bundeskriminalamt (BKA) vertrieben. Vorangegangen war eine Strafanzeige durch das Medium, die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und Reporter ohne Grenzen (RSF). Infolgedessen hat die Staatsanwaltschaft München die Konten der Unternehmen Finfisher GmbH, Finfisher Labs GmbH und Raedarius m8 GmbH gepfändet.
Die Insolvenz der drei Firmen kann für die beteiligten Organisationen als Erfolg gewertet werden. Ein leitender Angestellter bestätigte das gegenüber Netzpolitik.org: "Finfisher ist geschlossen und bleibt es auch. Ihr habt euer Ziel erreicht." Alle 22 Mitarbeiter wurden demnach entlassen. Sarah Lincoln, Juristin der GFF, erklärte in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Organisationen, dass die Insolvenz ein "direkter Erfolg unserer Strafanzeige" ist. Miriam Saage-Maaß, Legal Director beim ECCHR, hofft, dass es "zeitnah zur Anklage und Verurteilung der verantwortlichen Geschäftsführer" kommt.
Illegaler Export an Regime wie Ägypten
GFF, ECCHR und RSF erklärten zudem, warum sie im Jahr 2019 Strafanzeige gegen Finfisher erstattet hatten. Exporte von Überwachungssoftware seien genehmigungspflichtig und Verstöße strafbar. Seit 2015 habe die Bundesregierung keine solchen Genehmigungen mehr erteilt. Trotzdem habe man die Trojaner Finfishers mit aktuellen Versionen in Ländern wie der Türkei, in Ägypten und Myanmar entdecken und nachweisen können.
Bereits Mitte Dezember 2021 berichteten Medien (auch Golem.de) von der Pleite - und einer Umbenennung. Damals wurde noch davon ausgegangen, dass die Geschäftsführer die Produkte unter neuem Namen weiter vertreiben wollen. Diese Annahme scheint nun widerlegt.
Finfisher hatte im Zuge der Berichterstattung über die Strafanzeige Netzpolitik.org abgemahnt. Die Firma war mit diesem Vorwurf der Verdachtsberichterstattung im Jahr 2020 vor dem Landgericht Berlin auch erfolgreich.
Wir haben das BKA als Kunde von Finfisher um eine Stellungnahme zu der Insolvenz gebeten. Update von 15:45 Uhr: Wir fragten, welche Konsequenzen das BKA aus dem Insolvenzverfahren ziehen werde und ob die Produkte in der Vergangenheit eingesetzt wurden. Zudem fragten wir, wie das BKA damit umgehen werde, dass die Produkte nun nicht mehr vom Hersteller unterstützt werden können. Ein Pressesprecher des BKA teilte daraufhin mit, dass die Fragen nicht beantwortet werden könnten, weil der "angefragte Vorgang als Verschlusssache eingestuft ist".
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Bereits im Dezember 2021 wurde die Vilicius Holding GmbH als Nachfolger...
Ich glaube nicht, dass man remote für die arbeiten kann/darf.
Keine Sorge, es geht weiter...
Die Hauptgesellschaft als Fachgesellschaft der drei Unternehmen wurde ja in Vilicius...
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