Schrott und Schwarzkopien
"Customizable, hackable = Piracy = no business", fasst Teut Weidemann zusammen. Der ehemalige Spieleproduzent, aktive Berater und Dozent sieht zudem einen Sinn im Lizenzmodel von Konsolen - die Qualitätssicherung. Weidemann: "Ohne dieses kommt so schnell Schrott auf ein System, dass die Kunden abgeschreckt werden, orientierungslos gegenüber der Qualität sind und final die Konsole stirbt". Als historisches Beispiel nennt Weidemann die Atari 2600.
"Nintendo entwickelte das System, welches bis heute in allen Konsolengenerationen erfolgreich benutzt wird. Dies nutzt nicht nur dem Hersteller, sein geistiges Eigentum zu sichern, sondern auch dem Hersteller der Spiele, eine - über die Zeit gesehen - stabile Plattform für sein Investment zu haben", so Weidemann. Nehme man dies nun weg, entstehe eine Plattform, bei der jeder alles machen dürfe und die deshalb schnell kaputtgehen könne.
Die Masse macht's
Mrozek gibt Weidemann Recht, denkt aber auch, dass viele die Probleme von offenen Systemen überbewerten. "Auf Plattformen wie Android hat man eine breite Masse, so dass man auch große Spiele für 5 Euro verkaufen könnte und mehr Geld damit machen würde, als wenn man es für 40 Euro auf einer eigenständigen Konsole verkauft. Denn die Masse macht natürlich viel aus. Und bei 5 Euro wird es logischerweise auch deutlich weniger Raubkopierer geben als bei 40 Euro".
"Viele Publisher haben davor aber logischerweise Angst. Klar, wenn ein 100-köpfiges Team jahrelang an einem Titel arbeitet, geht man ungern dieses Risiko ein. Deswegen sag ich ja: Titel wie Uncharted 3 etc. wird man bei der Ouya auch nicht erwarten können. Es wird ein Android-Spielgerät, kein Gamechanger. Also eher für Fans von Spielen im Retrostyle, Indie-Games und Casualgames", so Mrozek. Zu den Retro-ähnlichen Spielen zählt er Autorennen, 2D-Jump'n'Runs und weitere Genres.
Klassisches Geschäftsmodell unter Beschuss
Klaas Kersting, der Chef von Flaregames (Ocean Tower/Bravesmart), sieht eine dringende Notwendigkeit zur Veränderung, die durch Systeme wie Ouya beschleunigt werden könnte: "Das klassische Geschäftsmodell der Konsolen, wie es die großen Plattformhalter vorleben, ist ein Hindernisparcours für Entwickler und Kunden: hohe Einstiegshürden durch hohe Kosten, beschränkter Zugang für Developer, geringes Spieleangebot, wenig Innovation".
Nun gerate das alte Geschäftsmodell von allen Seiten unter Druck, und die Schlacht bei der mobilen Variante sei bereits verloren, so Kersting: "Smartphones und Tablets wischen mit PS Vita und Nintendo 3DS den Boden auf. Im stationären Bereich gewinnt der freiere PC stark an Boden: bei der digitalen Distribution, bei den MMOs, bei Free-to-Play, bei den großartigen Produktionen der erstarkenden Indies."
Für Kersting ist das kein "Höher-schneller-weiter-Wettbewerb der besten Spiele", sondern ein "Rennen der besten Geschäftsmodelle." Eine preisgünstige Konsole, die auf kostenlose Spiele setzt und ein weitverbreitetes Betriebssystem einsetze, könnte da genau das sein, was der Markt brauche: "einen Tritt in den Hintern".
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"Tritt in den Hintern": Die Ouya-Konsole und die Spielebranche | Eine Frage der Steuerung |
Mag sein, dass es nicht realistisch ist, aber ist das denn überhaupt notwendig, um...
Sagt OUYA doch selbst, warum: Weil es für (Indie-)Entwickler heutzutage schwer bis...
[...] Na und? So gut wie jeder Supercomputer nutzt auch Linux und bei denen wird das...
Ja war jetzt eher auf die gesamten Antworten gemüntzt die Bemerkungen, einer hat mich...