Tracing-Technologie: Diskussion um Freiwilligkeit der Corona-App
Viele setzen Hoffnung in eine App, um Coronavirus-Infektionen eindämmen zu können. Damit das funktioniert, braucht es genügend Freiwillige.

Um Corona-Infektionsketten schnell unterbrechen zu können, arbeiten seit einigen Wochen Forschende international an einer Tracing-Technologie. Sie soll mittels Bluetooth ermitteln können, wie nah sich Personen gekommen sind. Stellt sich heraus, dass eine Person infiziert ist, sollen ihre Kontakte schnell und datenschutzfreundlich informiert werden können.
Das kann nur funktionieren, wenn sich genügend Menschen eine entsprechende App auf ihren Smartphones installieren und nutzen. Eine solche App könnte noch in dieser Woche veröffentlicht werden. Das ruft Ängste hervor, dass die Installation einer solchen Anwendung verpflichtend sein könnte. Das hatte unter anderen der Junge-Union-Vorsitzende Tilman Kuban gefordert. Er schlug eine Lösung vor, bei der Nutzer die Anwendung automatisch mit dem nächsten Smartphone installiert bekommen und dann über die aktive Nutzung entscheiden.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht von der SPD widerspricht in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland möglichen Zwangsmodellen.
Die diskutierte App-Lösung sei nur sinnvoll, "wenn Freiwilligkeit herrscht und der Datenschutz gewährleistet ist. Freiwilligkeit ist nämlich Voraussetzung für Akzeptanz. Die ist wiederum erforderlich, damit die App effektiv ist." Wer darüber nachdenke, die App auch für andere Zwecke zu nutzen, mache ein sinnvolles Instrument "von vornherein kaputt" und verletze das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
56 Prozent der Bevölkerung würden die App installieren
Olaf Scholz hatte in einer Talksendung davon geredet, dass seiner Einschätzung nach "so ziemlich jeder" eine entsprechende App nutzen würde. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für BR24 wären etwa 56 Prozent der Befragten bereit, sich eine Corona-Tracing-App zu installieren. Ein Viertel der Bürger schließt eine Installation jedoch aus.
Die größten Bedenken liegen beim Datenschutz. Etwa 43 Prozent fürchten, nach der Coronakrise mit der App überwacht werden zu können, 40 Prozent sorgen sich darum, dass ihre Daten unerlaubt abgegriffen werden könnten. Für die Umfrage wurden etwa 10.000 volljährige Personen befragt.
Doch wie viele Menschen müssen die App überhaupt nutzen, damit sie ihre Wirkung entfalten kann? Der Virologe Christian Drosten schätzte, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung die App nutzen müssten. Wenn sich dann wiederum 60 Prozent an die Quarantäne-Empfehlungen halten, die eine App im Fall von Kontakt mit einer infizierten Person aussendet, könnten Neuinfektionen wirksam eingedämmt werden.
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Ich identifiziere hier vor allem 2 Gruppen, die sich teilweise überschneiden...
Sich jetzt hier auf die Hinterbeinchen zu stellen, weil eine App Deinen Covid-19-Status...
Wenn "kaum bedenklich" mit "unbedenklich" ersetzt wird, sollte jeder sie einsetzen. Und...
Nicht die App sagt Dir, dass Du infiziert bist., Die App klärt Dich nur auf, das Du mit...