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Toshiba OCZ RD400 im Test: Die erste ernsthafte Alternative zu Samsungs 950 Pro

Bei SSDs im M.2-Format war Samsungs 950 Pro bisher konkurrenzlos. Toshiba OCZs neue RD400 soll das ändern. Sie ist in manchen Belangen ein bisschen schlechter - in zwei Details aber besser.
/ Marc Sauter
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Toshiba OCZ RD400 (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Toshiba OCZ RD400 Bild: Martin Wolf/Golem.de

Wer bis dato eine schnelle SSD im M.2-Kärtchenformat erwerben wollte, hatte nicht allzu viele Optionen: Kingstons HyperX Predator ist schnell gealtert und Modelle wie Samsungs XP941 oder SM951 fallen als OEM-Optionen nicht unter die Herstellergarantie. Somit blieb interessierten Endkunden bisher einzig der Griff zu Samsungs 950 Pro . Die Konkurrenz hechelt derzeit ein wenig hinterher - Ballistix' TX3 lässt so wie Plextors M8Pe noch auf sich warten. Nur die Toshiba-Tochter OCZ hat derzeit eine Alternative parat: die RD400 .

Doch auch Toshiba hinkt hinter Samsung her: Während die Koreaner auf der 950 Pro die zweite 3D-Flash-Generation verbauen, löten die Japaner noch planaren NAND-Speicher auf die RD400. Das hat mehrere Nachteile: Da der 2-Bit-Flash (MLC) im 15-nm-Verfahren gefertigt wird, fällt die Haltbarkeit geringer und die Leistungsaufnahme höher aus. Toshiba verbaut auf dem 512-GByte-Modell zwei Speicher-Packages mit 16 Dies, die je 128 GBit Kapazität aufweisen. Die Platine ist einseitig bestückt und anders als die 950 Pro wird die RD400 auch als 1-TByte-Version (doppelseitig bestückt) verkauft.

Beim DRAM-Cache gibt es keine Überraschungen, die Japaner nutzen 512 MByte LPDDR3-1600. Der Controller hingegen ist als TC58NCP070GSB gelabelt und Toshiba gibt keine Informationen heraus; einziges Detail ist die NVMe-PCIe-3.0-x4-Unterstützung. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Phison PS5007-E7 wie bei Zotacs Sonix , jedoch mit abgeschalteter Kompression, oder Marvells Eldora (88SS1093) mit Custom-Firmware. Der Hersteller verneinte aber, dass ein Marvell-Controller verwendet werde. Grundsätzlich ähnelt die RD400 frappierend der älteren Toshiba XG3(öffnet im neuen Fenster) für Detachable- und Notebook-Fertiger. Bis auf Firmware-Differenzen handelt es sich um die gleiche SSD.

Allerdings liefert der Hersteller für die Endkundenversion einen NVMe-Treiber(öffnet im neuen Fenster) mit, der unter Windows 7 sowie Server 2008 oder neueren Versionen und unter diversen Linux-Distributionen läuft. Der generische Treiber von Windows 10 hat bei einigen sehr wenigen Benchmarks so seine Probleme bei kleinen 4-KByte-Dateien, darunter leidende Consumer-Anwendungen sind uns aber bisher nicht aufgefallen. Dennoch: Es ist löblich, dass Toshiba einen Treiber liefert. Mit zur Softwareausstattung gehört das SSD Utility, das Tool firmierte bisher unter der OCZ-Bezeichnung SSD Guru.

Was mit in der Packung liegt, hängt vom gekauften RD400-Modell ab: Toshiba verkauft die SSD einzeln als M.2-Kärtchen oder vormontiert auf eine PCIe-Adapter-Platine mit zwei unterschiedlich hohen Slotblenden; die Garantie verfällt beim Demontieren nicht. Die RD400A genannten Varianten sind zwar teurer, eignen sich aber für Mainboards ohne M.2-Steckplatz.

Mit Adapter wird's schneller

Abseits der Kompatibilität zu älteren Hauptplatinen erfüllt der PCIe-Extender noch eine andere Funktion: Er dient als Hitzeableiter für die RD400, die mittels der nicht bestückten Rückseite ihre Wärme über ein Pad an den Adapter abgibt. Das ist im Alltag bei vergleichsweise kurzen Lese- und Schreibvorgängen irrelevant, macht aber bei Dauerlast (sustained) durchaus einen Unterschied. Wir haben das auf einem Asus-Mainboard Z170-Deluxe ausprobiert.

Der M.2-Slot befindet sich zwischen dem zweiten und dem dritten PCIe-x16-Slot, die SSD bekommt also im offenen Testbau und auch im Gehäuse verbaut keine direkte Frischluft ab. Um hohe Temperaturen zu provozieren, haben wir die RD400 per HD Tach vollständig beschrieben. Das bedeutet einen Datendurchsatz von knapp 1 GByte pro Sekunde für über 20 Minuten, was die SSD ziemlich zügig bis zum hinterlegten Schwellenwert von 80 Grad Celsius aufheizt.

Bei dieser Temperatur drosselt die RD400 ihre Schreibrate kurzfristig auf 200 MByte pro Sekunde, um sie dann wieder auf 800 bis 950 MByte die Sekunde zu steigern. Eine so hohe Geschwindigkeit und Auslastung erreicht die Toshiba-SSD allerdings nur, wenn dauerhaft vergleichsweise große Blöcke geschrieben werden oder sequenziell geschrieben wird. Bei einer Testaufzeichnung einer Spieleszene als 50-MBit/s-Videodatei mit H.264-Codierung etwa zeigte sich kein Einbruch, da pro Sekunde schlicht nicht genügend Daten anfallen.

Mit PCIe-Adapter samt Wärmeleitpad bleibt die Schreibgeschwindigkeit der RD400 konstant hoch, die zusätzliche Oberfläche der Platine alleine reicht aus, die Hitze abzutransportieren und an die Umgebungsluft abzugeben. Sollte hinter beziehungsweise oberhalb der SSD gar noch eine Grafikkarte mit axialer Kühlung stecken, befindet sich die Rückseite des PCIe-Adapters im Ansaugbereich der Lüfter. Nutzer, die im Arbeitsalltag eine SSD durchweg mit Daten beschreiben, sollten dennoch zu Modellen wie Intels SSD 750 mit eigenem Kühlkörper greifen. Die liefert eine konstante Geschwindigkeit.

Generell sei gesagt, dass sich die RD400 - die nicht mehr explizit als Revodrive bezeichnet wird - vor allem an gewöhnliche Consumer oder sogenannte Prosumer(öffnet im neuen Fenster) richtet und weniger an professionelle Anwender. Frühere Revodrives von OCZ statt Toshiba nutzen mehrere Controller im Raid, ein ähnliches Pendant heutzutage wäre Seagates SSD mit vier M.2-Kärtchen auf einem PCIe-Board, die in einem Verbund arbeiten.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Um die Toshiba OCZ RD400 mit der Samsung 950 Pro (beide NVMe-PCIe), der Kingston HyperX Predator (AHCI-PCIe) und der Samsung 850 Pro (Sata-6-GBit/s) zu vergleichen, setzen wir auf das bewährte Testsystem: Als Mainboard dient Asus' Z170-Deluxe samt Core i7-6700K mit 16 GByte RAM, als Betriebssystem ist Windows 10 x64 mit Updates und NVMe-Treibern installiert.

Im Dupliziertest von 50 GByte gemischten Daten - kleinen wie großen, komprimierbaren und nicht komprimierbaren - benötigt die RD400 gut 20 Sekunden länger als die 950 Pro. Beide SSDs können sich deutlich von der HyperX Predator absetzen, der Vorsprung fällt allerdings gering aus. Synthetische Benchmarks wie der Crystal Disk Mark zeigen, dass die RD400 ihre beworbene Maximalgeschwindigkeit wenig überraschend nur unter bestimmten Umständen erreicht: Bei nur einem Befehl in der Warteschlange liest und schreibt die Toshiba-SSD mit rund 1 GByte pro Sekunde. Erst mit 32 Befehlen (QD32) schafft sie 2,54 und 1,55 GByte pro Sekunde.

Grundlegend ähnelt die Leistung der RD400 stark der 950 Pro, in den meisten Metriken liegt das Samsung-Modell aber leicht vorne. Toshiba gibt bis zu 190.000 Input-/Output-Operationen pro Sekunde lesend und 120.000 schreibend an, erneut unter idealen Bedingungen mit 4-KByte-Dateien und QD32. Im Consumer-Segment treten solche Lasten aber praktisch nie auf und wenn, ist in den meisten Fällen eine SSD 750 die bessere Wahl. Die verglichen mit dem AHCI sehr viel niedrigeren Latenzen, die zu den großen Vorteilen des NVMe-Protokolls gehören, sind bei alltäglichen Anwendungen ebenfalls kaum relevant.

Wer sich beispielsweise kürzere Ladezeiten in Spielen erhofft, braucht nicht auf eine NVMe-PCIe-SSD zu wechseln: In allen von uns geprüften Fällen ist die Dekompression der limitierende Faktor, sprich die CPU-Geschwindigkeit. Der Wechsel von einer Festplatte zu einem Flash-Drive lohnt, aber der von Sata auf PCIe oder von AHCI auf NVMe nicht. Die wenigen Fälle, bei denen Unterschiede messbar sind, fallen in die Kategorie "konstruiert".

Hardware Canucks(öffnet im neuen Fenster) etwa zeigt Benchmarks mit dem Firefox-Browser und 100 offline gespeicherten Tabs, deren Einzelelemente von der SSD geladen werden. Die reine Boot-Zeit eines Computers wird durch eine PCIe- statt Sata-SSD nicht verbessert, da hier schlicht die Anzahl der zu initialisierenden Controller limitierend wirkt. Anders sieht es aus, wenn neben Windows noch viele Programme gestartet werden. In einem solchen Fall bedeutet das NVMe-Protokoll einen Vorteil, der angesichts des Ruhemodus aber verpufft.

Verfügbarkeit und Fazit

Toshiba OCZ verkauft die RD400 in acht verschiedenen Varianten: Die Kapazitäten belaufen sich auf 128, 256 und 512 GByte sowie 1 TByte. Jedes Modell ist als reines M.2-Kärtchen oder vormontiert auf eine PCIe-Adapterkarte erhältlich. Wir haben Listenpreise zur besseren Übersicht in eine Tabelle gepackt, da sie in Textform zu unübersichtlich wären. Auf alle RD400 gibt der Hersteller eine Garantie von fünf Jahren inklusive kostenlosem Austausch, basierend auf der Seriennummer der SSD.

Listenpreise der Toshiba OCZ RD400
Kapazität RD400 (M.2-Kärtchen) RD400A (mit PCIe-Adapter)
128 GByte 120 Euro 140 Euro
256 GByte 160 Euro 195 Euro
512 GByte 280 Euro 315 Euro
1 TByte 770 Euro 800 Euro

Fazit

Eines stand schon vor dem Test der RD400 fest: Die bisherigen Revodrives - extreme sowie teure SSDs - von OCZ sind Geschichte. Als Toshiba-Tochter konzentriert sich die Firma künftig auf sehr schnelle und dennoch bezahlbare Technik mit bewährten Bauteilen für Prosumer und Spieler. Aus Hardwaresicht überzeugt Toshiba OCZs neues RD400-Drive dennoch.

Die NVMe-PCIe-SSD liefert bei allen Leistungsmetriken eine gute bis exzellente Vorstellung ab und gehört mit Samsungs 950 Pro zu den besten Modellen im M.2-Formfaktor. Der Konkurrent ist über alle Messungen hinweg ein kleines bisschen schneller. Dafür ist die RD400 auch mit 128 GByte und 1 TByte verfügbar, was die Auswahl für Endkunden erweitert.

Sollte das Mainboard keinen M.2-Steckplatz aufweisen, ist die teurere RD400A-Variante mit PCIe-Adapter eine gute, weil kompatible Wahl. Der kühlt die SSD bei Dauerlast (sustained), so dass die Leistung nicht einbricht. Wer eine Steckkarte sucht, kann aber auch zu Intels SSD 750 mit 400 GByte greifen, die ist mit 300 statt 315 Euro günstiger als das 512-GByte-Modell der RD400.

Die geringere Kapazität macht das Intel-Drive durch eine höhere Leistung sowie Haltbarkeit bei professionellen Workloads wett, bei denen sehr viele Input-/Output-Operationen pro Sekunde über lange Zeit gefragt sind.

In einem Pilotprojekt mit Narando(öffnet im neuen Fenster) vertonen wir in den kommenden Wochen zwei bis drei Golem.de-Artikel pro Woche. Die Texte werden nicht von Robotern, sondern von professionellen Sprechern vorgelesen. Über Feedback unserer Zuhörer freuen wir uns - im Forum oder an redaktion@golem.de.


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