Tod von Jeri Taylor und Tony Todd: Abschied von zwei Großen des Star-Trek-Universums

Jeri Taylor und Tony Todd haben Star Trek jeweils auf ihre Art geprägt. Taylor war die Produzentin mehrerer Star-Trek-Serien und Co-Schöpferin von Star Trek: Voyager, Todd war in Star Trek: The Next Generation als Klingone Kurn der Bruder von Worf. Nun sind beide innerhalb kurzer Zeit gestorben: Taylor im Alter von 86 Jahren, Todd mit nur 69 Jahren nach langer Krankheit.
Taylor schrieb nicht nur einige unvergessliche Folgen, sondern sorgte auch dafür, dass weibliche Figuren größere Rollen und stärkere Profile bekamen.
Die weibliche Stimme hinter Star Trek
Geboren wurde Taylor als Jeri Cecile Suer am 30. Juni 1938 in Evansville im US-Bundesstaat Indiana. Als Kind sah sie den Disney-Zeichentrickfilm Dumbo, der ihr Leben verändern sollte. Sie erkannte, wie groß die Macht des Geschichtenerzählens ist, und wollte es selbst machen. Schon als Kind begann sie, selbst zu schreiben - eine erste Veröffentlichung über eine kleine Biene, die nach einem Freund sucht, erschien in einer Tageszeitung.
Nach der Highschool und dem Studium wurde Taylor die erste Sportreporterin der USA und engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung. 1979 begann Taylor ihre Karriere als Autorin für das Fernsehen - unter anderem mit zwei Folgen von Unsere kleine Farm. Bis zu ihrem Durchbruch als Autorin dauerte es aber noch bis zum Jahr 1990. Auf Empfehlung erhielt sie das Angebot, eine Folge von Star Trek: The Next Generation zu schreiben.
In der Vorbereitung darauf sah sie sich die Originalserie und die Filme noch einmal an. Ihr Drehbuch für die Folge Endars Sohn kam so gut an, dass sie in den Autorenstab aufgenommen und schließlich auch zur Produzentin wurde. Mit der Folge Das Standgericht lieferte Taylor eine der eindrucksvollsten Geschichten der Serie ab.
Das Standgericht ist eine intensive Geschichte über eine Hexenjagd an Bord der Enterprise, der selbst Picard zum Opfer zu fallen droht. Picard-Darsteller Patrick Stewart konnte hier glänzen, auch weil ihm grandiose Texte gegeben wurden. Seine Rede über die Ketten, die uns alle binden, erzeugt heute noch Gänsehaut.
Die Folge ist aktuell wie eh und je, mit Picards Warnung am Ende, die eine Paraphrase von Thomas Jefferson ist: Ewige Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.
Taylor schrieb mehr als 30 Folgen
Taylor schrieb auch für Star Trek: Deep Space Nine und war als Produzentin tätig, ihre Sternstunde kam jedoch mit Star Trek: Voyager, das sie zusammen mit Rick Berman und Michael Piller entwickelte. Taylor setzte sich dafür ein, dass die Voyager einen weiblichen Captain bekommt(öffnet im neuen Fenster) : "Wenn es etwas gibt, das ich bei der Serie eingebracht habe, ist es ein Verständnis für weibliche Sensibilität und der Wunsch, die Frauenfiguren stärker zu entwickeln."
Spende an ihre Universität
Zwischen 1995 und 1998 übergab Taylor der Lilly Library der Indiana University eine Sammlung ihrer Drehbucharbeiten. Darunter sind Entwürfe und Drehbücher für The Next Generation und die ersten beiden Voyager-Staffeln, technische Notizen, Besetzungslisten und Drehpläne für die letzte Staffel von The Next Generation (1993-1994), Casting-Call-Sheets und mehr. Einige der Gliederungen, technischen Notizen und Listen enthalten handschriftliche Änderungen und Kommentare Taylors.
Im Lauf ihrer Karriere schrieb Taylor mehr als 30 Star-Trek-Folgen, war ausführende Produzentin mehrerer Serien, Showrunner bei der letzten Staffel von Star Trek: The Next Generation und Showrunner für die ersten vier Staffeln von Star Trek: Voyager.
Nach dem Ende von Star Trek: Voyager zog sich Taylor von der Arbeit zurück. Am 23. Oktober 2024 starb sie im Alter von 86 Jahren. Bryan Fuller, der für Star Trek schrieb, nannte sie seine erste Showrunnerin - und die gütigste, die er je gekannt habe.
Brannon Braga, der Taylor als Showrunner bei Voyager folgte, bezeichnete sie als eine großartige Autorin und Mentorin, die mit ihrer Weisheit und viel Zeitaufwand einen Stab junger Autoren geleitet und geformt habe. Er betonte:(öffnet im neuen Fenster) "Ihr Vermächtnis wird auf vielerlei Art weiterleben, aber vielleicht am meisten in der Figur von Captain Janeway, die das Beste dessen darstellte, was Jeri war."
Worfs Bruder
Tony Todd spielte in nur sechs Folgen dreier Star-Trek-Serien mit, aber in jeder seiner Rollen ist er unvergessen. Nicht zu erkennen war er als Alpha-Hirogen in einer Folge von Star Trek: Voyager, vor allem aber war er Kurn, der Bruder von Worf. Und nicht nur das: In einer der besten Folgen von Star Trek: Deep Space Nine spielte er auch die erwachsene Version von Captain Siskos Sohn Jake.
Der am 4. Dezember 1954 in Washington geborene Schauspieler war aber vor allem als Candyman bekannt. Er spielte die Titelrolle des auf einer Vorlage von Clive Barker basierenden Horrorfilms im Jahr 1992 und etablierte sich so als ein Schauspieler, der insbesondere im Horrorgenre aktiv war.
So war er in jedem Candyman-Sequel bis zum Jahr 2021 zu sehen und wirkte im Verlauf seiner illustren Karriere in fast 250 Filmen und Serien mit. Sein Beitrag zu Star Trek mag klein erscheinen, er ist aber von großer Wichtigkeit.
Die Rolle seines Lebens
Die Sünden des Vaters war die erste Folge von Star Trek: The Next Generation, mit Todd. Hier werden Ereignisse in Gang gesetzt, die erst mehrere Staffeln später kulminieren. Es geht um Worf, um den Bruder, den er nicht kannte, um den Vater, der entehrt wird.
Garniert wurde das alles mit einem neuen Blick auf die Gepflogenheiten der Klingonen. Kurn ist Worfs Bruder, an dem sich der Sternenflottenoffizier reiben konnte. Todd war in zwei weiteren Folgen zu sehen, die mit dem Kampf um das Klingonische Reich zu tun haben, und danach in der vierten Staffel von Deep Space Nine in der Folge Die Söhne des Mog.
Über seine Figur sagte er:(öffnet im neuen Fenster) "Ich sehe Kurn als einen entfremdeten Klingonen, einen Mann ohne Familie oder Ehre, der nach Familie und Ehre sucht - sehr Shakespeare-artig. Es ist ein bisschen wie bei Coriolanus, der ein Mann ohne Land und ohne Familie ist, und der seinen Erwartungen nicht gerecht wird."
Todd hatte auch für die Rolle des Benjamin Sisko vorgesprochen und war im Auswahlprozess sehr weit gekommen, die Produzenten entschieden sich dann aber für Avery Brooks.
Vor seinem Auftritt als Klingone war Todd als erwachsener Jake Sisko zu sehen. In Der Besuch ist er die ältere Version von Benjamin Siskos Sohn, ein Schriftsteller, der einem Fan davon erzählt, wie sein Vater verschwunden ist.
Es war eine wunderbare Rolle für Todd, vor allem eine, in der er seine immense Menschlichkeit und Warmherzigkeit offenbaren konnte. Etwas, das ihm die Rollen in Horrorfilmen nur selten ermöglichten; dabei wurde er von Fans immer als extrem freundlich und sensibel beschrieben. Die Rolle in Der Besuch gehört zu den besten, die Todd je bekam.
"Der Besuch hat mein Leben verändert, nicht nur in Bezug auf die Auftritte bei Conventions. Als die Episode fertig war, explodierte das Internet geradezu, und ich erinnere mich, dass ich stundenlang im Glanz der liebevollen Aussagen geschwelgt habe, die über diese einzelne Episode geschrieben wurden," erinnerte sich Todd.
"Die Geschichte dahinter ist, dass die Frau, die mich großgezogen hat, meine Tante, eine alleinstehende Frau war, und sie im schönen Alter von 82 Jahren verstorben ist. Glücklicherweise konnte sie die Anfänge meines Erfolgs miterleben. Aber nach ihrem Tod stand ich unter Schock und konnte vier Monate lang nicht arbeiten. Dann kam das Drehbuch für Der Besuch. Es war kein vollständiges Angebot, aber sie schickten es mir zur Ansicht und wollten, dass ich vorbeikomme und sie treffe. Es war die Rolle, die mich aus dem Bett, aus dem Haus und ins Büro der Produzenten brachte."
Todd war bis zuletzt aktiv. Einige seiner letzten Filme wurden noch gar nicht veröffentlicht. Er starb am 6. November 2024 zu Hause in Los Angeles. Die genaue Todesursache gab seine Frau Fatima nicht bekannt, es hieß jedoch, er sei nach langer Krankheit(öffnet im neuen Fenster) gestorben.



