Thoriumreaktor: Ungewisser Rückbau des Hochtemperaturreaktors Hamm

Laut verschiedenen Medienberichten, unter anderem der Wirtschaftswoche (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) und des Westfälischen Anzeigers(öffnet im neuen Fenster) , hat die Betreibergesellschaft des Hochtemperatur-Kernkraftwerks in Hamm Insolvenz beantragt. Besonders interessant ist dieser Vorgang vor dem Hintergrund des deutschen Atomausstiegs.
In Hamm steht der Prototyp eines heliumgekühlten Hochtemperaturreaktors(öffnet im neuen Fenster) , der neben angereichertem Uran auch Brennstoff aus Thorium erbrüten und unmittelbar für die Kettenreaktion einsetzen konnte. Die Anlage mit lediglich 300 Megawatt wurde 1987 in Betrieb genommen und zwei Jahre später stillgelegt, vor nunmehr 36 Jahren.
Hoffnung auf neue Reaktortechnik bleibt unerfüllt
Im Kernkraftwerk Hamm sollte Thorium in spaltbares Uran umgewandelt werden. Zum einen hätten dadurch die Kosten für die Brennelemente sinken sollen, da das für die Verwendung in Kernspaltungsreaktoren verwendbare Thorium etwa 500-mal häufiger vorkommt als das sonst benötigte Uranisotop 235 U.
Ein zweiter Vorteil wäre gewesen, dass weniger Transurane während der Kernreaktion entstehen. Die Entsorgung und Endlagerung hätte mutmaßlich weniger aufwendig werden können.
Weil die Kernspaltungsreaktion im Kernreaktor Hamm jedoch durchgehend auf Zufuhr hochangereicherten und damit waffenfähigen Urans angewiesen war und immer wieder leicht erhöhte Strahlungswerte in der Umgebung gemessen wurden, erfolgte im Zuge von Sicherheitsbedenken die Stilllegung. Zudem soll fraglich gewesen sein, ob weiterhin das nötige Uran-235 hätte geliefert werden können.
Kosten steigen weiter
Mittlerweile wurde für die Demontage, den Einschluss radioaktiver Substanzen und die Zwischenlagerung 440 Millionen Euro aufgewendet. Bereits 2021 soll das Land Nordrhein-Westfalen laut Medienberichten Gesamtkosten in Höhe von 750 Millionen Euro für den endgültigen Rückbau veranschlagt haben.
Allerdings soll die Endsumme mittlerweile auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt werden, die sich Bund, Land und die Betreibergesellschaft des Reaktors teilen müssten. Der Insolvenzantrag kommt damit nicht wirklich überraschend.
Die Verwendung von Thorium für die Kernspaltung wird weiter verfolgt. Es gibt zahlreiche Forschungsreaktoren in verschiedenen Ländern weltweit. Keiner davon erreicht jedoch die Leistung des Kernkraftwerks Hamm.



