Thomas Haldenwang: Verfassungsschutz sieht intensivere Spionage durch Russland

Auch der Chef des Bundesnachrichtendienstes sieht ein rücksichtsloseres Vorgehen bei Russlands Aktivitäten in Deutschland.

Artikel veröffentlicht am , / dpa
Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang sieht starke Spionage-Aktivitäten von Russland in Deutschland.
Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang sieht starke Spionage-Aktivitäten von Russland in Deutschland. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Russland ist in Deutschland nach Einschätzung von Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang so aktiv wie zuletzt während des Kalten Kriegs. "Wir nehmen wahr, dass Russland seine Aktivitäten erheblich gesteigert hat", sagte Haldenwang der Welt am Sonntag. "Das inzwischen erreichte Niveau kannten wir bislang nur aus Zeiten des Kalten Kriegs."

Mit einer "ganzen Anzahl von Agenten" versuche Russland, "im Umfeld von politischen Entscheidungsträgern Kontakt aufzubauen". Russland habe in Deutschland ein "sehr komplexes Aufklärungsinteresse in fast allen Politikfeldern".

"Die Methoden werden immer ruppiger und die Mittel brutaler", sagte Haldenwang und verwies auf die Ermordung eines Georgiers 2019 in Berlin, für die die Bundesanwaltschaft russische staatliche Stellen verantwortlich macht.

Bundesnachrichtendienst sieht es ähnlich

Auch der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, sagte der Zeitung mit Blick auf Staaten wie Russland oder China: "Denken Sie nur an die Dominanz anderer Mächte, die uns ihren Willen aufzwingen wollen. Da ist ein Sittenwandel zu beobachten, es wird rauer und rücksichtsloser vorgegangen, Interessen werden unverhohlener als früher durchgesetzt."

Bei einigen Akteuren seien zudem neue Mittel hinzugekommen, in der Coronapandemie etwa Masken- oder Impfstoffdiplomatie. Gleichzeitig werde im "hybriden Bereich mit allen möglichen Methoden versucht, sich eigene Vorteile zu sichern und Dissonanzen zwischen den Staaten im Westen zu schüren".

Haldenwang und Kahl sehen sich unter Generalverdacht

In dem gemeinsamen Interview von Haldenwang und Kahl beklagen beide, dass immer öfter Kritik an ihrer Arbeit laut werde, die beide für ungerechtfertigt halten. "Wir als Nachrichtendienste stehen permanent unter dem Generalverdacht, unangemessen in die Freiheitsrechte der Bürger und in ihre informationelle Selbstbestimmung einzugreifen", sagte Haldenwang und bezeichnet dies als Klischee.

In Deutschland verenge sich die Debatte "oft auf die angebliche Beeinträchtigung der Freiheitsrechte des Individuums", beklagt Kahl. Das sei "aber weder die Zielrichtung des Verfassungsschutzes noch des Bundesnachrichtendienstes", betonte Kahl.

Haldenwang sieht Rechtsextremismus als größte Gefahr

Die größte Gefahr für Demokratie und Sicherheit in Deutschland geht Haldenwang zufolge vom Rechtsextremismus aus. Der Jurist nannte terroristische Strukturen sowie die klassische rechte Szene mit ihren Kameradschaften und Parteien.

Zudem gewinne die sogenannte Neue Rechte, "deren Vertreter als geistige Brandstifter auftreten und die Bewegung mit Ideologie unterfüttern", an Bedeutung. Auch bereite dem Amt rechtsextremistische Propaganda im Internet große Sorge.

Verfassungsschutz sieht Terrorpotenzial bei Linksextremisten und Islamisten

Zugleich erlebe man in Teilen des gewaltbereiten Linksextremismus eine neue Qualität der Gewalt. "Dieses immer professionellere, konspirative, planvolle und gezielte Agieren kann in eine Radikalisierungsspirale münden, die im schlimmsten Fall auch eine Entwicklung hin zu terroristischen Strukturen möglich erscheinen lässt", warnte Haldenwang.

Ebenso gebe es nach wie vor ein sehr hohes islamistisches Personenpotenzial und genug Menschen, "die jederzeit einen Anschlag verüben könnten".

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


User_x 08. Jun 2021

Und Deutschland oder die SU interveniert nirgendwo wo sie sich einen Vorteil erhoffen? Es...

Frank1965 07. Jun 2021

Ha, ha, das "Pressefreiheitsranking" von "Reporter ohne Grenzen" ist nun wirklich kein...

Avo87 07. Jun 2021

Wir werden doch immer mehr von der eigenen Regierung ausspioniert. Gerade erst...

sovereign 07. Jun 2021

Ich glaube mit diesen ganzen "Impfstoffen" gibts noch n ganz böses Erwachen...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Angeblicher ARD-Plan
Rundfunkbeitrag könnte auf über 25 Euro steigen

Laut einem Bericht wollen die öffentlich-rechtlichen Sender eine Anhebung des Rundfunkbeitrags auf bis zu 25,19 Euro pro Monat fordern.

Angeblicher ARD-Plan: Rundfunkbeitrag könnte auf über 25 Euro steigen
Artikel
  1. E-Fuels: VDA begrüßt Verbrennerkompromiss, Greenpeace übt Kritik
    E-Fuels
    VDA begrüßt Verbrennerkompromiss, Greenpeace übt Kritik

    Die Einigung zwischen EU-Kommission und Bundesregierung zu Verbrennermotoren ruft erste Reaktionen hervor.

  2. Elektrifizierung von Kommunalfahrzeugen: Radnabenantrieb von Schaeffler serienreif
    Elektrifizierung von Kommunalfahrzeugen
    Radnabenantrieb von Schaeffler serienreif

    Schaeffler setzt auf Radnabenantriebe für die Elektrifizierung von Fahrzeugen, die nicht schnell fahren und beispielsweise in der Stadt eingesetzt werden.

  3. USA: Amateurfunker nutzen 22-Meter-Skulptur als Antenne
    USA
    Amateurfunker nutzen 22-Meter-Skulptur als Antenne

    Mit nur fünf Watt Sendeleistung konnten Studenten in New York fast die gesamten östlichen USA abdecken - dank einer Skulptur als Antenne.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MediaMarkt-Osterangebote • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • Cyberport Jubiläums-Deals • MSI Optix 30" WFHD/200 Hz 289€ • Verbatim 1-TB-SSD 42,90€ • Creative Sound Blaster X G6 99,99€ • Thrustmaster T300 RS GT PC/PS 290€ • Logitech G535 Lightspeed 69,99€ • NBB Black Weeks [Werbung]
    •  /