HDR-Inhalte nur im Dunklen
Oberhalb des Displays sitzt eine 720p-Webcam mit mechanischer Blende oder eine Webcam zusammen mit der Infrarot-Kamera. Ist Letzteres der Fall, fehlt der Think Shutter und Aluhüte müssen damit leben, dass die Webcam sie ungewollt filmen kann. Wer das Thinkpad X1 Carbon Gen6 mit HDR-Display kauft, bekommt immer nur die 720p-Kamera.
Weil uns Lenovo versehentlich erst das Thinkpad X1 Carbon Gen6 ohne HDR geschickt hat, können wir die beiden teureren Displays direkt vergleichen. Neben den zwei 1440p-Bildschirmen gibt es eine dritte mit matten 1080p und eine vierte mit 1080p plus Touch. Gegen Aufpreis verkauft Lenovo eine entspiegelte Variante mit 2.560 x 1.440 Pixeln und einer nominellen Helligkeit von befriedigenden 300 cd/m² und die Glossy-HDR-Version mit gleicher Auflösung und sehr hellen 500 cd/m².
Das 1440p-SDR-Display basiert auf einem B140QAN02.3-Panel von AU Optronics mit IPS-Technik. Es schafft maximal durchschnittlich nur 266 cd/m² und einen Kontrast von akzeptablen 873:1 - das geht besser. Das 1440p-HDR-Pendant mit 1440p basiert auf einem ebenfalls von AU Optronics stammenden B140QAN02.0-Panel und liefert sehr gute 475 cd/m² bei einem hohen Kontrast von 1612:1, zudem deckt es 91 Prozent des Adobe-RGB-Farbraums ab. Leider spiegelt das HDR-Display stark und die Beschichtung zeigt bei schrägen Blickwinkeln ein irritierendes, wellenartiges Muster.
Selbst im per Jalousien abgedunkelten Büro stören die Reflexionen beim Filmgenuss via Netflix, auch bei voller Helligkeit. Generell sei erwähnt, dass HDR bei Netflix auf dem Thinkpad X1 Carbon nicht mit HDR auf einem OLED- oder einem QLED-Fernseher vergleichbar ist. Das Ultrabook nutzt ein Panel mit 8 Bit (eventuell mit Dithering per FRC) statt echte 10 Bit oder gar 12 Bit und hat eine Edge-Beleuchtung anstelle Hunderter von (O)LEDs. Käufer des HDR-Geräts erhalten dennoch bessere Farb- und Kontrastabstufungen ohne lokales Dimming und bei voller Helligkeit deutlich mehr cd/m² als beim 1440p-SDR-Modell.
Um bei Netflix überhaupt HDR zu erhalten, ist laut Lenovo neben Windows 10 v1803 noch der passende Intel-Grafiktreiber und eine Inf-Datei notwendig. Entsprechend aktualisiert klappte es, Netflix' The Bright mit 10 Bit Farbtiefe und High Dynamic Range zu schauen: Der Film wurde in 1440p mit HEVC plus HDR gestreamt. Einen Neustart später zeigte uns Netflix zwar noch an, dass das Thinkpad X1 Carbon weiterhin Dolby Atmos unterstützt, statt HDR gab es aber nur schnödes SDR. Irgendwann fanden wir heraus, dass Valves Steam im Hintergrund nicht laufen darf, da der Spiele-Client offenbar die für HDR notwendige DRM-Kette irgendwo bricht.
Der Versuch, im Edge-Browser einige HDR-Videos wiederzugeben, funktionierte augenscheinlich: Wir erhielten VP9.2 mit BT2020 bei Material wie 'The World in HDR in 4K', allerdings bekommen wir beim 1440p-SDR-Thinkpad den gleichen Stream geliefert. Auf dem HDR-Modell sieht das Video klar besser aus, das muss aber nicht zwingend an 10 Bit liegen, sondern eventuell schlicht am generell kontrastreicheren Panel. Subjektiv würden wir aber sagen, dass das HDR-Thinkpad feinere Farbabstufungen zeigt. High Dynamic Range ist eben leider ein schwammig gefasster Begriff.
Bei der Geschwindigkeit überzeugt das Thinkpad X1 Carbon Gen6, da Lenovo erneut mit 23 Watt TDP beim Prozessor arbeitet. Bei der SSD besteht dafür die Gefahr, statt einem flotten Samsung-Modell eine langsamere Lenovo-Variante zu erwischen.
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Thinkpad X1 Carbon Gen6 im Test: Lenovo kann HDR-isch | Schnell, aber dennoch leise |
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