The Mandalorian Staffel 2: Star Wars, wie es sein muss

Spoilerwarnung: Wer nichts über die zweite Staffel wissen möchte, sollte hier nicht weiterlesen!
Seit die Walt Disney Company die Firma Lucasfilm und damit Star Wars gekauft hat, gab es fünf Kinofilme und keiner konnte die Fans auf ganzer Linie überzeugen. Die Filme polarisierten in der Regel - ganz gleich, ob es um die dritte Trilogie mit den Episoden VII bis IX ging oder um die Stand-Alone-Filme Rogue One oder Solo.
Anders sah es dagegen aus, als vergangenes Jahr die erste Staffel The Mandalorian herauskam. Die Serie bot das, was Star Wars-Fans seit Jahren erhofft hatten - eine Art Sternenkrieg der alten Schule, wenn man das so nennen will. Und die zweite Staffel kann das sogar noch toppen! Sie ist jetzt komplett: Die letzte Folge ist am 18. Dezember 2020 auf Disney+ erschienen.
Die erste Season bewegte sich inhaltlich, aber auch formell bereits auf hohem Niveau. Anders als bei den Filmen setzte man hier mehr auf praktische Effekte, also solche, die nicht erst am Computer entstehen, sondern schon während des Drehs umsetzbar sind. Bestes Beispiel ist das Findelkind, das Fans schnell Baby Yoda nannten. Hierfür wurde ein animatronisches Modell benutzt, mit dem die Schauspieler interagieren können.

In der zweiten Staffel erhält es zudem endlich seinen richtigen Namen. Serienschöpfer Jon Favreau hatte den Namen zwar schon zu Zeiten der ersten Season gefunden, die Enthüllung hielt er jedoch für einen perfekten Moment zurück(öffnet im neuen Fenster) : Ihn hat Dave Filoni in Kapitel 13 geschaffen. Es ist ein Moment, bei dem auch die Jedi Ahsoka Tano (Rosario Dawson) hohe Wichtigkeit bekommt.
Zwischen neuer Story und Fan-Service
Die zweite Staffel von The Mandalorian ist perfekt darin, eine neue Geschichte zu erzählen, den Fans aber auch etwas zu geben, das sie bereits kennen - in diesem Fall sind das Boba Fett und Ahsoka Tano. Damit wird die Serie zu einem neuen Mosaik-Stein im immer größer werdenden Star-Wars-Gesamtbild. Jede Vernetzung mit einer alten Serie oder einem alten Film ist für viele Fans ein Mehrwert.
Man kann The Mandalorian ganz und gar für sich sehen, das Erlebnis ist aber für all jene größer, die auch die Animationsserien Star Wars: The Clone Wars und Star Wars Rebels kennen. Zum einen ist in The Mandalorian mehr über die erwachsene Ahsoka Tano zu erfahren, die in Star Wars: The Clone Wars noch ein Jedi-Padawan war und in Star Wars Rebels dann als Erwachsene der Rebellion half. Zum anderen wird Geschichte damit in ihrem gesamten Kontext sehr viel größer aufgezogen.









Es ist eine Linie erkennbar - bei einzelnen Figuren, aber auch bei gesellschaftlichen Entwicklungen. In den beiden Animationsserien war die mandalorianische Kultur ein wichtiger Aspekt. Das setzt sich nun bei The Mandalorian fort.
Den Anfang macht die zweite Staffel mit der von Katee Sackhoff (Battlestar Galactica) gespielten Mandalorianerin Bo-Katan Kryze im elften Kapitel. Die Figur kennt man aus Star Wars: The Clone Wars und Star Wars Rebels.
In beiden Serien wurde sie von Sackhoff gesprochen, nun wird sie von ihr auch in ihrem ersten Live-Action-Auftritt gespielt. Als man sie zuletzt sah, wurde Bo-Katan Kryze zur Herrscherin von Mandalore. Was danach passierte und wie sie das Dunkelschwert verloren hat, das nun im Besitz des Schurken Moff Gideon ist, muss erst noch enthüllt werden.
Auch das ist eine Stärke der ineinander verwobenen Star-Wars-Geschichten, dass Erzählungen nicht zwangsläufig linear sind, sondern entlang der Zeitlinie immer wieder Neues eingefügt werden kann. Das gilt auch für Ahsoka Tano, deren (bis dato) chronologisch letzten Moment man im Epilog von Star Wars Rebels gesehen hatte.
Wann ihr Auftritt in The Mandalorian zeitlich angesiedelt ist, ist nicht hundertprozentig klar - möglicherweise vor(öffnet im neuen Fenster) , möglicherweise nach dem Star-Wars-Rebels-Epilog. Klar dürfte aber sein, dass damit der Grundstein für ihre jüngst angekündigte eigene Serie gelegt wird, da sie hinter einem Schurken her ist, den Fans schon aus Star Wars Rebels kennen.
Jede Menge Action, aber ohne Effekthascherei
Die Action der zweiten Staffel ist enorm dynamisch und in praktisch jeder Folge vorhanden. Highlights sind die Kämpfe des Mandalorianers an der Seite von Ahsoka Tano, aber auch gegen und dann mit Boba Fett gegen angreifende Sturmtruppler in den Kapiteln 13 und 14.
Beim ersten Kampf führte Dave Filoni(öffnet im neuen Fenster) Regie. Er ist Co-Produzent von The Mandalorian und zeichnet auch für die tollen Animationsserien The Clone Wars und Star Wars Rebels verantwortlich. Filoni ist außerdem ein exzellenter Regisseur, der hier in vielen Passagen das japanische Samurai-Kino längst vergangener Dekaden zitiert.
Die erste richtige Folge mit Boba Fett wurde von Robert Rodriguez(öffnet im neuen Fenster) (Desperado, From Dusk Till Dawn, Machete) inszeniert, für den Action ebenfalls kein Fremdwort ist. Boba Fett wird damit auch neu definiert - als ehrenhafter Mann, der Din Djarin nicht unähnlich ist. Gespielt wird er übrigens von Temuera Morrison, der in Episode II schon Jango Fett war. Er lieferte auch die Vorlage für die Klonsoldaten.
Rasant ist auch das 15. Kapitel, das leichte Anleihen bei dem nervenzehrenden Thriller Lohn der Angst nimmt(öffnet im neuen Fenster) , daraus aber ein Action-Crescendo macht. In dem französischen Film geht es darum, dass zwei Männer einen Lastwagen voller Nitroglyzerin über weite Strecken transportieren müssen. Allein das sorgt für nervenzerrende Spannung. Bei The Mandalorian erhöht man den Einsatz noch, indem der Transport von Piraten angegriffen wird.









Den Höhepunkt stellt jedoch das Staffelfinale dar: Es bietet eine Form von Abschluss und stellt zugleich die Weichen, nicht nur für The Mandalorian, sondern auch für die neue Trilogie der Episoden VII bis IX. Es gibt hier einen Auftritt, den man nicht erwartet hätte, der aber zeigt, dass man bei der Serie ein ums andere Mal den Einsatz erhöht und damit dafür sorgt, dass The Mandalorian zu einem der wichtigen Meilensteine des Star Wars-Kanons wird. Und: Der Epilog dieser Folge definiert Boba Fetts Zukunft. Für Dezember 2021 kündigt man damit The Book of Boba Fett an.
Natürlich wird auch in der zweiten Staffel The Mandalorian sehr viel mit modernster Technik gearbeitet. Jedoch folgen die Produzenten der Philosophie, welcher der allererste Star-Wars-Film auch - aber eher gezwungenermaßen - anhängen musste: Vor der Kamera umzusetzen, was dort machbar ist. Das lässt die Serie sehr viel bodenständiger, vor allem aber auch viel authentischer wirken, als das gerade bei George Lucas' Prequel-Trilogie der Fall war.
Der große Wermutstropfen
Das Einzige, was man an The Mandalorian bemängeln muss, ist der Umstand, dass es pro Staffel nur acht Folgen gibt. Man möchte einfach mehr!
The Mandalorian hat sich an die Spitze moderner Star-Wars-Unterhaltung gesetzt. Diese Serie ist dem Kanon treu, baut die vorhandene Mythologie aus und bietet neben knallharter Action auch ruhige, sensible und witzige Momente - ganz zu schweigen davon, dass die Charakterentwicklung selbst bei den Nebenfiguren sehr schön umgesetzt ist.
The Mandalorian ist der Wendepunkt in Disneys Star-Wars-Strategie. Die erste Live-Action-Serie hat den Weg bereitet, den der Konzern nun beschreiten wird. Mehr Star Wars fürs Fernsehen beziehungsweise den eigenen Streaming-Dienst, weniger fürs Kino.
Das ist vielleicht das Beste beider Welten, da die längeren Laufzeiten von Serien ein weit tiefergehendes Storytelling erlauben, als es bei einem einzelnen Film möglich ist.



