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The Beast: Weg mit den Gefühlen!

The Beast hat einen spannenden Ausgangspunkt, herausgekommen ist aber ein sperriger Arthaus-Film mit Überlänge.
/ Peter Osteried
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Lea Seydoux spielt die Hauptrolle in The Beast (Bild: Grandfilm)
Lea Seydoux spielt die Hauptrolle in The Beast Bild: Grandfilm

Es gibt die Filme, die Genre-Elemente aufgreifen und sie auf unerwartete Weise in einem erzählerischen Geflecht unterbringen, das das Publikum auf mannigfaltige Art und Weise berührt. Und dann gibt es Filme, die unter ihrer eigenen Bedeutungsschwere kollabieren, die in jeder Sekunde rufen "Ich bin große Kunst" , aber ganz ohne emotionalen Grip sind. Willkommen bei dem französischen Film The Beast, der seit dem 9. Oktober in den deutschen Kinos läuft.

Erzählt wird auf verschiedenen Handlungsebenen. Die primäre ist die des Jahres 2044, in der eine Frau sich einer KI gegenübersieht, die sie auf Herz und Nieren prüft.

Denn die Frau hat Emotionen - und will sie auch behalten, weil sie fürchtet, sonst ein seelenloses Wesen zu werden. Nur: In dieser Zukunft bestimmt die KI alles, und sie hat erkannt, dass Gefühle für die Probleme allen Lebens verantwortlich sind. Darum wird die Frau einem Prozess unterzogen, der ihr die eigene Gefühlswelt austreiben soll.

Merkwürdiger Anfang

In den ersten Minuten steht Hauptdarstellerin Lea Seydoux(öffnet im neuen Fenster) vor einem Green Screen, eigentlich sogar einem Green Room. Ein Regisseur erklärt ihr, was um sie herum zu sehen sein wird und was sie tun soll.

Sie tut es, dann wird das Bild verzerrt. Als nächstes sieht man Seydoux' Figur in einem historischen Setting, wo sie auf einen jungen Mann trifft, der sie von einem kurzen Treffen kennt, das zwischen beiden vor ein paar Jahren stattgefunden hat. Ein Gespräch entspinnt sich, bei dem Subtext alles ist. Oder die Interpretation dessen.

Was diese beiden Menschen füreinander sind? Er ist auf jeden Fall die Personifizierung des Gefühls für sie. Diese Traumwelt existiert nur in ihrem Kopf, ist Teil des Prozesses, ihr die Gefühle auszutreiben. Aber die Frau wehrt sich. Zumindest hat man das Gefühl, dass sie es tut.

Der Film springt immer wieder in den Erzählebenen, er lebt von einer Traumlogik. Plötzlich ist man in der einen Szenerie, dann in der nächsten, ohne erkennbaren Übergang. Die Realität wird ausgehebelt, es ist möglich, was auch immer das Unterbewusstsein möglich machen will.

Tod vor Beginn der Dreharbeiten

Aber die Faszination, die sich mit den ersten Minuten eingestellt hat, schwindet bald. Der Film zieht sich. Regisseur Bertrand Bonello, der schon mit Zombi Child Genre-Grenzen auslotete und überschritt, hat mit The Beast einen Film abgeliefert, mit dem er wohl hoffte, eine profunde Aussage in Richtung KI treffen zu können.

Aber wenn es sie gibt, dann verschwindet sie in einem Szenerie-Wust, der es schwer macht, eine Geschichte zu erkennen. Vielmehr mutet der Film an, als sei Bonello von seinem eigenen Werk so trunken, dass er gar nicht in Betracht gezogen hat, dass es am Geschmack des Publikums abprallen könnte - ähnlich wie Francis Ford Coppola mit Megalopolis.

Ein neuer Hauptdarsteller

Bonello begann 2017 mit dem Schreiben des Drehbuchs und hatte dabei Gaspard Ulliel und Léa Seydoux für die Hauptrollen im Sinn, nachdem er mit beiden Schauspielern in Saint Laurent (2014) zusammengearbeitet hatte. Es dauerte aber noch bis 2021, bis das Projekt offiziell angekündigt wurde. Die Dreharbeiten mussten jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden und sollten im April 2022 beginnen.

In der Zwischenzeit führte Bonello Regie bei dem Film Coma (2022), in dem auch Ulliel, den manche aus der Marvel-Serie Moon Knight kennen, mitwirkte. Ulliel verstarb am 19. Januar 2022 nach einem Skiunfall, die Dreharbeiten für The Beast wurden erneut verschoben.

Im Februar 2022 teilte Bonello mit, dass er Ulliels Rolle wahrscheinlich mit einem nicht-französischen Schauspieler neu besetzen(öffnet im neuen Fenster) werde. Der Gedanke dabei war, dass es zu keinen Vergleichen mit Ulliel kommen würde, da ein britischer Schauspieler, der für den Film Französisch lernen musste, damit er überzeugend spielen konnte, mit einer ganz anderen Art überzeugen konnte. Es wurde George MacKay. Die Dreharbeiten begannen dann im August 2022.

Überlang

Der Film hat seine Stärken, vor allem die Visualität. Er sieht prächtig aus, aber demgegenüber steht leider eine lähmend langweilige Erzählweise. Im Grunde mutet er wie eine Folge von Black Mirror , die auf die dreifache Länge aufgebläht wurde. Das geht mit Leerlauf einher und wartet mit jeder Menge Szenen auf, die gekürzt und kondensiert hätten werden können.

The Beast ist im wahrsten Sinne ein Kunstfilm. Arthaus, das das Publikum spalten wird. Die einen mögen die Schönheit feiern, die anderen wünschten sich wohl etwas mehr Unterhaltungswert.


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