Die neunbeinige Katze
Da Garret auf seinen Missionen bestimmte Stadtteile immer wieder durchqueren muss, ist schnell eine Taktik ausgearbeitet, um diese Viertel zu durchqueren. Einzig der südliche Weg des Barons ist kniffelig, da viel Licht und vier Wachen - eine davon auf einem Turm - einen Straßenzug nahezu unpassierbar machen. Mit Gewalt ist diese Stelle kein Problem, schleichend schon. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad würde durch eine tote Wache bereits die Mission scheitern, da es kaum möglich ist, diese ungesehen verschwinden zu lassen.
Je nach Auftrag schaltet das Spiel in bereits mehrfach durchquerten Stadtteilen neue Routen frei, gerade Nebenmissionen erfordern nicht selten viel Aufmerksamkeit, um zum Zielviertel zu gelangen. So ist ein Gebiet nur mit einem Seilpfeil erreichbar - hat Garret keinen dabei, muss er sich erst wieder zurück zum Händler schleichen und neue Geschosse kaufen.
Mechanische Kehlköpfe und verrückte Kunsthändler
Nebenmissionen erhält der Meisterdieb vom Händler Basso, dem Tüftler Ector und dem Schausteller Vittori. Eidos Montreal hat sich hier Mühe gegeben, die Aufträge abwechslungsreich zu gestalten: Wir verfolgen einen Betrunkenen, der anzügliche Witze reißt, holen einen aufgeknüpften Dieb vom Galgen und statten einem wahnsinnigen Sammler einen Besuch ab. Unterwegs muss Garret durch Schlüssellöcher lugen, Schlösser knacken und Bilderrahmen abtasten - beide Minispiele sind extrem simpel (Dietriche können nicht abbrechen). Besser sind die häufigen Rätsel: Auf der Suche nach einem Roboterkehlkopf bekommt es der Dieb mit verschiebbaren Wänden zu tun und erst ein kniffeliges Runenpuzzle öffnet den Weg in den Kellerraum - dahinter wartet ein Schachfeldrätsel.
Andere Missionen erfordern das Entschärfen von Fallen oder das Betätigen von Schaltern, um Geheimgänge zu öffnen: Die Lösung ist hier wortwörtlich naheliegend, selten muss Garret mehr als einen Raum weiter schleichen, um die Mechanismen außer Kraft zu setzen. Hinzu kommt die optionale Fokusfunktion: Per Tastendruck sieht Garret beispielsweise, wo Verankerungen für Seilpfeile sind, wo er mit seiner Kralle Halt findet und wie die Drähte einer Falle verlaufen. Spendet der Dieb der Königin der Bettler Geld, so wertet er diese Funktion weiter auf - etwa für leichtere Kämpfe. Wir haben für unseren Test auf den Fokus verzichtet, da die blauen und roten Hervorhebungen das Spielprinzip ad absurdum führen.
Außerdem hilft der Fokus nicht, wenn Köpfchen gefragt ist: Häufig steht Garret vor einem Tresor mit drei Zahlenrädern und alle Kombinationen durchzuprobieren, würde zu viel Zeit kosten. Daher durchsucht der Meisterdieb die Umgebung und findet meistens Notizen der Hausbewohner. Dort verstecken sich Hinweise auf den Code, die zumindest kurz zum Nachdenken anregen. So beauftragt Vittori Garret, eine neunbeinige Katze zu stehlen. Um an das Tier zu gelangen, ist ein Blick in das hoffentlich zuvor gefundene Tagebuch notwendig.
Spannende Geschichte
Besser als die Nebenaufträge hat uns die eigentliche Mission gefallen: Garret gerät zwischen die Fronten der Industrialisierung und der Revolution und stellt zugleich Nachforschungen an, wie Erin zu Tode kam. Bei seinen Erkundungen verschlägt es den Meisterdieb in ein von Ascheflocken umwehtes Krematorium, in welchem die durch die Schwermut gestorbenen Stadtbewohner verbrannt werden, in ein Haus der Blüten genanntes Bordell (Dishonored lässt grüßen), einen gigantischen Bergfried und eine unterirdische Bibliothek.
Viele Wendungen machen die Geschichte spannend, grundsätzlich interessante Charaktere wie der an den von Daniel Day-Lewis gespielten Bill The Butcher erinnernde Diebesfänger-General bleiben jedoch blass. Besondere Orte wie eine gruselige Heilanstalt mit einem Kerker, der an die grandiose Schleichpassage im Bloodsucker-Nest aus Stalker Call of Pripyat denken lässt, ließen uns aber solche Schwachpunkte verschmerzen. Die Qualität der Rätsel - Drehscheiben mit Runen oder bewegliche Treppen - liegt im Durchschnitt ein Stück unterhalb der aus den Nebenmissionen, was jedoch verständlich ist: Die Haupthandlung soll jeder durchspielen können.
Wir haben bis zum enttäuschenden Finale rund 15 Stunden im mittleren Schwierigkeitsgrad benötigt und dabei sowohl auf das an Modern-UI erinnernde Head-up-Display als auch auf die Fokusfunktion verzichtet. Der so fehlende Orientierungsmarker ist vernachlässigbar, da jederzeit eine Karte aufrufbar ist. Nach der Hauptgeschiche kann Garret weiter die Stadt erkunden und Aufträge annehmen.
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Der Bogen im Schatten | Technik und Fazit |
Gut, Minecraft Grafik wäre zwar doch etwas hart, aber grundsätzlich stimme ich dir zu...
Ich benutze weder STEAM noch irgendwelches russisches DRM. Ach ja, und STEAM wurde ja...
Das müsste man denken. Ich habe an der Uni mal ein Brettspiel mit Java und Swing...
Seltsam, dass die so starke KI dann nicht auf einem hohen Schwierigkeitsgrad Verwendung...