Test Splinter Cell Blacklist: Schleichend um die ganze Welt

Gemeinsam sind wir stark! Nach diesem Motto agieren gleich mehrere Schurkenstaaten gemeinsam und drohen den USA mit Anschlägen. Der US-Präsident begegnet der Gefahr, indem er eine neue Spezialeinheit namens 4th Echelon gründet - natürlich unter der Leitung von Sam Fisher. Der muss daraufhin von Mission zu Mission wieder einmal quer über den Erdball hetzen, sein Team und ein paar neue Extras im Schlepptau.

Storytechnisch strotzt das wie aus früheren Splinter Cell gewohnt vor Klischees, eine tiefere Charakterentwicklung gibt es weder auf Seiten von Fishers Team noch bei den Gegnern. Gut, dass Blacklist abseits der Geschichte, nämlich beim Gameplay, mehr Tiefgang zu bieten hat, zumal auch die Zwischensequenzen qualitativ eher durchschnittlich geraten sind.
Nachdem der letzte Serienteil Conviction auf Grund der stärkeren Action-Ausrichtung nicht überall auf Gegenliebe stieß, setzt Blacklist wieder auf das klassische Schleichprinzip. Sam Fisher muss sich so lautlos wie möglich an seine Kontrahenten anpirschen und sie betäuben oder liquidieren. Also Schatten nutzen, Lichter ausknipsen, jede Deckung und jeden Lüftungsschacht für seine Zwecke gebrauchen, an der Decke entlangkraxeln und möglichst direkten Sichtkontakt oder die Taschenlampenkegel der Wachen meiden. Erledigte Gegner werden zudem wie gewohnt zur Seite geräumt, um nicht andere Kontrahenten skeptisch zu machen.











Die Intelligenz der Gegner lässt immer noch zu wünschen übrig. Meist ist nach kurzem Auskundschaften sehr vorhersehbar, wie ihre Laufwege und Aktionen sind. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist Blacklist dennoch die gewohnt knifflige Herausforderung, da die Wachen hier sehr schnell reagieren, Sam gewohnt wenig Blei verträgt und er es auch mal mit Scharfschützen oder gut gepanzerten Angreifern zu tun bekommt.
Das Leveldesign ist wieder einmal gelungen: Jeder Raum, jedes Militärareal wartet mit zahlreichen alternativen Wegmöglichkeiten auf - das Gefühl, fast jede Aufgabe auf ganz unterschiedliche Arten lösen zu können, stellt sich schnell wieder ein.
Grafik und Fazit
Es bleibt dem Spieler überlassen, ob er komplett als Geist agiert, jegliche Eskalation verhindert und keine Toten zurücklässt, von Zeit zu Zeit doch mal tötet oder den Rambo in sich herauslässt und eine Schießerei anzettelt - wobei auch bei der taktisches Vorgehen und die intelligente Nutzung der Deckung nötig sind. Zurückgegriffen werden kann dann auch wieder auf die "Mark and Execute"-Funktion, mit der sich bis zu drei Ziele markieren und hintereinander ausschalten lassen. Die Bedienung geht nicht nur dabei, sondern insgesamt etwas leichter von der Hand, vor allem das Hechten von Deckung zu Deckung, aber auch das Interagieren mit Objekten ist einfacher zu bewerkstelligen.

Sam hat nicht nur Kollegen - die ebenfalls mal gesteuert werden dürfen -, sondern verfügt auch über einige Extras. Die reichen vom obligatorischen Nachtsichtgerät bis hin zu einer Drohne zum Ausspionieren der Gegend, die sich wahlweise explosiv auf die Kontrahenten richten lässt. Neue Extras, Waffen und Verbesserungen, etwa für den eigenen Anzug, werden mit den in den Missionen verdienten Punkten in der fliegenden Schaltzentrale eingekauft, in die Fisher immer wieder zurückkehrt und die auch als Ausgangspunkt aller Missionen sowie als Hauptmenü des Spiels dient.











Dort lassen sich dann auch Koop-Missionen und Multiplayerpartien starten. Bei Letzteren glänzt der unterhaltsame Spione-gegen-Söldner-Modus, in dem wahlweise in der Rolle der schnellen, aber schwachen Spione oder der zwar stark bewaffneten, aber eben auch trägeren Söldner der jeweils anderen Fraktion das Leben und das Erreichen von Missionszeilen dank Hinterhalten und anderen gemeinen Fallen schwergemacht wird.
So frisch wie sich das Spielprinzip immer noch anfühlt, so altbacken kommt die Technik daher: In den oft sehr dunklen Szenerien mag es zwar nicht so sehr ins Gewicht fallen, trotzdem ist offensichtlich, dass die von Blacklist verwendete modifizierte Unreal-Engine schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Es mangelt an Details, Animationen wirken nicht so flüssig, wie es angesichts der Schleichkünste von Fisher eigentlich sein müsste.
Splinter Cell Blacklist ist ab dem 22. August 2013 für PC, Xbox 360, Playstation 3 und Wii U erhältlich. Das Ubisoft(öffnet im neuen Fenster) -Spiel hat von der USK eine Freigabe ab 18 Jahren erhalten.
Fazit
Zurück auf Start, zeitgemäße Anpassungen inklusive: Die Splinter-Cell-Reihe besinnt sich nach dem Action-Ausflug in Conviction wieder auf ihre Schleichwurzeln, angereichert mit ein paar neuen Extras und einer besseren Bedienbarkeit. Ein spielerischer Quantensprung ist Blacklist somit nicht geworden, auf der anderen Seite zeigt es aber, dass die bewährte Mechanik dank tollem Missionsdesign immer noch motiviert. Wer schon früher Spaß mit Sam Fisher hatte, wird sowohl die Kampagne als auch den Multiplayermodus von Blacklist zu schätzen wissen.



