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Test Saints Row 4: US-Präsident vs. Aliens

Der Präsident der Vereinigten Staaten kämpft persönlich mit Terroristen, fliegt per Atomrakete und verprügelt Aliens: Saints Row 4 gibt sich anfangs noch durchgeknallter als die Vorgänger. Schade, dass das Actionspiel seinen hohen Abwechslungs- und Humorfaktor nicht bis zum Schluss durchsteht.
/ Thorsten Wiesner
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Artwork von Saints Row 4 (Bild: Deep Silver)
Artwork von Saints Row 4 Bild: Deep Silver

Saints Row 4 hält sich nicht mit langen Intros auf. Gleich zu Beginn darf der Spieler auf einem Auslandseinsatz beweisen, dass die aus den Vorgängern bekannte Straßengang Saints auch die internationale Bühne beherrscht. Erst müssen ein paar Terroristen eliminiert, dann der Abschuss einer Atomrakete gestoppt werden - was natürlich nur gelingt, indem sich der Held direkt an die Rakete hängt und zu den Tönen von Aerosmith in einer vor Pathos und Skurrilität kaum zu überbietenden Szene die Todeswaffe aufhält.

Saints Row 4 - Test-Fazit
Saints Row 4 - Test-Fazit (00:56)

Die US-Bevölkerung dankt den tapferen Helden! Und wählt sie kurz darauf zur stärksten Partei - die Saints dürfen daraufhin auch den US-Präsidenten stellen. Allerdings lässt sich das Leben als US-Chef inklusive Verprügeln von unsympathischen Senatoren, Lösung dringender Probleme wie Krebs oder Welthunger und dem Geben absurder Pressekonferenzen nicht lange genießen, denn urplötzlich tauchen Aliens auf und bringen die Metropole Steelport unter ihre Kontrolle.

Klingt absurd? Ist es auch - allerdings wird der Spieler in den ersten Stunden des Spiels mit derartigen Sequenzen förmlich überschüttet. Es folgen eine ungemein umfangreiche Charaktererstellung inklusive Dutzender von Bärten, Gesichtsformen, Stimmen und Frisuren, einer kurze Prügelei mit dem Ober-Alien und einer ersten Spritztour durch eine von den Außerirdischen künstlich erschaffene 50er-Jahre-Vorstadtidylle. Erst dann beginnt im Grunde das eigentliche Hauptspiel - was den Enthusiasmus auf Grund des irrwitzigen Einstiegs leider zunächst etwas dämpft.

Trotz neuen Szenarios hat sich dann nämlich im Grunde wenig im Vergleich zu Saints Row 3 geändert. Es gilt wieder, in typischer GTA-Manier und beschallt von mehreren Radiosendern das frei befahrbare Steelport zu erkunden und Haupt- und Nebenmissionen zu absolvieren. Passend zur Alien-Invasion werden nun zwar nicht mehr feindliche Gangs, sondern Kreaturen vom fremden Stern hochgenommen, um die Stadt unter die eigenen Kontrolle zu bringen. Spielerisch macht das aber keinen großen Unterschied.

Skurrile Superwaffen

Mit einer der zahlreichen, im Spielverlauf immer weiter technisch und optisch aufrüstbaren Waffen wie Pistolen, Schrotflinten, Raketenwerfern oder abgedrehten Spezialkanonen gilt es, die Brut nach und nach auszuschalten. Das entpuppt sich trotz Vielfalt bei der Waffenwahl als wenig fordernd. Die Kontrahenten suchen kaum Deckung und fallen generell durch geringe Intelligenz auf, aber auch dem Spieler bleibt auf Grund fehlender Schutzmöglichkeiten meist nicht viel übrig, als ohne jegliche Taktik ein Magazin nach dem anderen leer zu ballern.

Hinzu kommen diverse andere Aufträge und Minispiele, etwa das Transportieren von Autos von A nach B, das Entführen von Geiseln, das Erklimmen von Alien-Türmen, das Anrichten von möglichst viel Chaos und Zerstörung und das Flüchten vor der Polizei. Die Kampagne von Saints Row 4 kann übrigens auch im Koop-Modus gespielt werden, zudem gibt es Missionen, die speziell hierfür designt wurden - und somit natürlich auch nur zu zweit bewältigt werden können.

Wie gewohnt kann beliebig jedes Fahrzeug gekapert werden. Wer mag, kann also auch im Müllwagen oder Kleintransporter seine Runden durch Steelport drehen. Per Menü wird eine Karte der Stadt aufgerufen, auf der sämtliche Missionen gelistet sind - per Knopfdruck werden die ausgewählt und sind dann per Navi einfach zu erreichen.

Erfolgreiche Missionen und Manöver bringen Bargeld und Erfahrungspunkte, die der eigenen Ausrüstung und dem guten Ruf dienen. Hinzu kommen nach und nach Spezialfähigkeiten: Da Steelport im Grunde nur eine von den Aliens aufgesetzte Fiktion ist - Matrix lässt grüßen -, lassen sich auch die Regeln der Physik immer weiter aushebeln. Superhelden-Fähigkeiten wie rasante Sprints, riesige Sprünge und Feuer- und Eis-Attacken sind die Folge und erinnern ein wenig an Infamous.

Grafik und Fazit

Auch sonst hat die abgedrehte Story noch einige Lacher zu bieten. Zwischensequenzen mit den Alien-Bossen, eine Flucht im Adamskostüm, Schießereien im Raumschiff und Komplikationen bei der Befreiung von Gangmitgliedern sind nur ein paar der Ereignisse, die im Spielverlauf warten.

Saints Row 4 - Trailer (War for Humanity)
Saints Row 4 - Trailer (War for Humanity) (02:04)

Technisch ist Saints Row 4 leider nur Durchschnittskost. Die Grafik wirkt detailarm und deutlich weniger farbenfroh als im Vorgänger, die Animationen sind abgehackt und alles andere als geschmeidig, ein paar Darstellungsfehler gibt es ebenso - trotzdem kommt es immer wieder zu Rucklern. Die englische Sprachausgabe (deutsch gibt es nur als Untertitel) ist stimmig, die Soundkulisse mit ihren Radiosendern und der einen oder anderen ins Spielgeschehen integrierten Geschmacklosigkeit aus den Pop-Charts passend zum abgedrehten Szenario.

Saints Row 4 erscheint am 23. August 2013 für Windows-PC, Xbox 360 und Playstation 3. Das Spiel hat von der USK keine Jugendfreigabe erhalten und darf somit nur an Volljährige verkauft werden - nachvollziehbar angesichts zahlreicher recht drastischer, aber auch meist grotesk überspitzter Gewaltdarstellungen.

Fazit

Eine spektakuläre Anfangsphase, ein noch abgedrehteres Setting, Superkräfte und der bekannt krude Humor: Saints Row 4 ist vor allem in den ersten Stunden beste Unterhaltung. Ein rundum großartiges Spiel ist es leider trotzdem nicht - dafür sind die Unterschiede zum Vorgänger dann doch zu gering, die Kämpfe zu eintönig und die Technik zu altbacken. Zudem wiederholt sich im Spielverlauf vieles, was die Motivation doch merklich senkt. Stellenweise wird doch offensichtlich, dass der Titel zunächst als Erweiterung für Saints Row 3 und nicht als eigenständiges Spiel geplant war. Mit etwas mehr Entwicklungszeit wäre ansonsten zweifellos ein Höhepunkt der Reihe erreicht worden.


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