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Test Pikmin 3: Saftiges Multitasking

Nintendos Starentwickler Shigeru Miyamoto versucht mit Pikmin 3, Echtzeitstrategie auf der Wii U umzusetzen. Im Test finden wir hinter der knuffigen Fassade ein anspruchsvolles Jagd- und Sammelspiel mit großem Suchtpotenzial.
/ Michael Wieczorek
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Pikmin 3 (Bild: Nintendo)
Pikmin 3 Bild: Nintendo

Die ersten Spielstunden des Abenteuermodus dienen als Tutorial. Hier vereint der Spieler die über den Planeten verstreute Crew und trifft auf rote, gelbe und schwarze Pikmin. Diese Pflanzenwesen hausen in einer Zwiebel. Sie vermehren sich, indem sie andere Lebewesen zu sich nach Hause schleppen. Daraufhin spuckt die Zwiebel neue Pikmin aus.

Jede Pikmin-Art hat individuelle Stärken und Schwächen. Die roten kämpfen zum Beispiel besonders effektiv und sind feuerresistent. Die schwarzen sind hart wie Stein. Die gelben sind federleicht und immun gegen Elektrizität. Im späteren Spielverlauf kommen noch blaue und rosa Pikmin hinzu. Blaue können unter Wasser atmen, rosa Pikmin fliegen. Es liegt beim Spieler, eine möglichst große und ausgewogene Pikmin-Armee heranzuzüchten und um sich zu scharen.

Alltägliches Abenteuer

Pikmin 3 spielt nur am Tag - die Nächte auf dem fremden Planeten sind zu gefährlich für die Bergungsmission. Deswegen starten die drei Helden ihre Raumkapsel nach Sonnenuntergang in die Atmosphäre, speichern ihren Fortschritt und verputzen eine Nahrungsration. Sollte keine Ration mehr übrig sein, ist das Spiel zu Ende. Wir haben aber den Eindruck, dass selbst bei sehr behutsamem Vorgehen genügend Früchte geborgen werden können. Kurz vor dem Durchspielen hatten wir 37 Rationen gebunkert, ohne uns beeilt zu haben. Sollte es dennoch Game Over heißen, lässt sich das Spiel von jedem beliebigen Tag aus neu starten.

Pikmin 3 - Trailer (Pikmin erklärt)
Pikmin 3 - Trailer (Pikmin erklärt) (01:09)

Ein Tag dauert nur 10 bis 15 Minuten. Der Spieler sollte sich deshalb zu jeder Morgenstunde bereits viele kleine oder ein paar große Ziele setzen. Zu Beginn wählt er, welche Art und wie viele Pikmin er aus seiner Zwiebel mitnehmen möchte. Danach geht er auf Erkundungstour, erspäht Früchte und sucht dann nach Wegen, diese zu seinem Raumschiff zu transportieren. Das gelingt nur durch den strategischen Einsatz und die Aufteilung der Pikmin in Arbeitsgruppen.

Oft stehen den Astronauten Mauern oder Feinde im Weg. Häufig muss eine Brücke errichtet werden. Hier ist Multitasking gefragt, das dem Mikromanagement einer Partie Starcraft gar nicht so unähnlich ist.

Drei-Controller-Steuerung

Am besten steuern Spieler ihre Crew samt Pikmin-Armee mit der Kombination aus Wii-Fernbedienung und Nunchuk. Das Wii-U-Gamepad sollte in Reichweite auf einem Tisch oder der Couch platziert werden. Dieser Mix aus drei Controllern sieht auf den ersten Blick zwar anstrengend aus, Pikmin 3 lässt sich aber sehr angenehm und entspannt bedienen.

Mit dem Analogstick des Nunchuk werden die Astronauten gesteuert. Die Wii-Fernbedienung richtet der Spieler auf Objekte und Gegner auf dem Fernseher. Ein Druck auf die A-Taste, und das Crewmitglied schleudert die ausgewählte Pikmin-Art in diese Richtung. Schüttelt der Spieler das Nunchuk, stürmen alle verfügbaren Pikmin los. Neben einem Scherbenhaufen schnappen sie sich jeweils eine Scherbe und tragen sie zu einem vorgesehenen Punkt der Karte, um dort etwas zu bauen. Die gleiche Bewegung neben einem Punktkäfer startet einen Massenangriff. Dieses kontextbasierte System ist herrlich simpel und funktioniert einwandfrei.

Die Funktionen des Wii-U-Gamepads

Das Wii-U-Gamepad dient in erster Linie als Übersichtskarte, auf der die Früchte markiert sind und jedes einzelne Pikmin sichtbar bleibt. Das ist nützlich, wenn es darum geht, bei Sonnenuntergang die Pflanzenwesen wieder einzusammeln und in Sicherheit zu bringen.

Pikmin 3 - Trailer (KopPad und Miiverse)
Pikmin 3 - Trailer (KopPad und Miiverse) (00:58)

Das Gamepad hat aber noch eine weitere essenzielle Funktion. Sobald der Spieler den Touchscreen berührt, pausiert das Spiel. Nun kann ein automatischer Laufweg für ein Crewmitglied vorgegeben werden. Gerade im späteren Verlauf des Abenteuers lässt sich so viel Zeit sparen. Während wir beispielsweise mit dem Captain und Alph die Landschaft erkunden oder in einen Kampf verwickelt sind, schicken wir auf diese Weise Brittany zurück zur Basis, um Nachschub aus der Zwiebel zu holen.

Pikmin 3 lässt sich optional auch nur mit dem Wii-U-Gamepad oder dem Classic Controller steuern, allerdings ist das Zielen deutlich mühseliger. Sollte der Fernseher einmal nicht verfügbar sein, ist der Gamepad-Modus dennoch gut genug umgesetzt, um Fortschritte zu erzielen.

Lust auf Frucht und Multiplayer

Die gelungene Bergung einer Frucht gehört zu den Höhepunkten von Pikmin 3. Das Obst wird analysiert, bekommt einen interessanten Namen und ist grafisch wunderschön modelliert. Wir bekommen regelmäßig Hunger auf Kiwi, Mandarine und anderes Obst, wenn wir sie im Spiel nach Sonnenuntergang in eine Nahrungsration pressen.

Auch die Umgebungsgrafik ist stimmig modelliert. Nur bei Nahaufnahmen, beispielsweise mit der Screenshot-Funktion für das Miiverse, fallen verwaschene Bodentexturen unschön ins Auge. Die musikalische Untermalung ist Nintendo durchweg gelungen.

Zwei Spieler nur im Splitscreen

Neben dem Soloabenteuer bietet Pikmin 3 einen Time-Attack-Modus für die Endgegner und ein paar Extralevel, in denen es darum geht, so schnell wie möglich alle Früchte einzusammeln. Dieser Modus kann alleine oder zu zweit im Splitscreen gespielt werden. Sollte einer der beiden Spieler das Gamepad zur Steuerung nutzen, fallen hier die Unterschiede in der Effizienz im direkten Vergleich am deutlichsten auf.

Pikmin 3 - Trailer (Mehrspielermodus)
Pikmin 3 - Trailer (Mehrspielermodus) (01:12)

Richtig ärgerlich ist das im Bingoduell, einer kurzweiligen Mehrspielervariante, in der zwei Spieler gegeneinander antreten. Hier hat derjenige mit Wii-Fernbedienung und Nunchuk einen deutlichen spielerischen Vorteil gegenüber einem Gamepad-Spieler. Natürlich darf der zweite Spieler auch mit einer zusätzlichen Wii-Fernbedienung plus Nunchuk spielen. Das Gamepad dient dann als Karte für beide Spieler.

Online können Spieler in Pikmin 3 leider nicht gegeneinander antreten. Nach der Endsequenz werden nur Statistiken mit der Welt geteilt und globale Ranglisten angezeigt.

Verfügbarkeit und Fazit

Pikmin 3 ist ab 6 Jahren von der USK freigegeben und für 50 Euro für die Wii U erhältlich. Alle Texte wurden clever ins Deutsche übersetzt. Die Sprachausgabe während des Intros und der Endsequenz erfolgt nur auf Englisch. Die Crewmitglieder sprechen in einer Fantasiesprache, die in allen Versionen identisch ist.

Fazit

Nintendos andersartiger Ansatz für Echtzeitstrategie auf der Couch funktioniert und fasziniert im Abenteuermodus bis zur letzten Minute. Die Jagd nach Früchten ist sehr motivierend und die Lernkurve in Kämpfen gegen immer stärkere Gegner ist dem Team von Shigeru Miyamoto hervorragend gelungen. Das Multitasking mit mehreren Anführern wird durch die Pause am Wii-U-Gamepad nicht zu hektisch und ist dadurch eine nützliche Zusatzfunktion.

Die komplexe Steuerung mit Wii-Fernbedienung und Nunchuk ist eingängig, nur in Ausnahmefällen kommt es zu Kameraproblemen. Schade, dass Nintendo die kurzweiligen Mehrspielermodi nicht auch online realisiert. Eine kooperative Onlinekampagne für drei Spieler hätten wir ebenfalls gerne gesehen. Davon abgesehen, erhalten Spieler mit Pikmin 3 das erste kleine Meisterwerk für die Wii U.


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