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Test Kingdoms of Amalur Reckoning: MMO-Welt ohne Onlinemodus

Kingdoms of Amalur: Reckoning ist als Einführung in eine neue Fantasywelt gedacht, deren nächstes Spiel ein MMO werden soll. Das Solo-Rollenspiel für PC, Xbox 360 und Playstation 3 folgt den Strukturen eines Onlinespiels - vor allem denen von World of Warcraft .
/ Daniel Pook
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Ein hitziger Kampf, trotz Eiszauberei (Bild: Golem.de)
Ein hitziger Kampf, trotz Eiszauberei Bild: Golem.de

Der Held von Kingdoms of Amalur: Reckoning beginnt sein Abenteuer als Leichnam. Gnome bereiten ihn auf ein arkanes Experiment vor und notieren seine Personalien. In dieser originellen Einführungssequenz hat der Spieler die Möglichkeit, Geschlecht, Aussehen und Namen der Hauptfigur zu bestimmen. Wenige Augenblicke später wird sie dann von einem magischen Seelenquell ins Reich der Lebenden zurückgeholt.

Kingdoms of Amalur Reckoning - Test
Kingdoms of Amalur Reckoning - Test (04:39)

Die Freude darüber währt für den Protagonisten nicht lange, denn eine alte Prophezeiung sagt voraus, dass er eines Tages das Schicksal Amalurs im Kampf gegen dunkle Mächte bestimmen muss. Diese sind dem Helden natürlich direkt auf den Fersen. Nachdem er aus dem Labor der Gnome fliehen konnte, steht ihm ein großes Fantasy-Königreich zum Erkunden offen.

Sobald der Spieler diese alles verbindende Oberwelt betritt, fühlt er sich wie in einem MMO - es fehlen nur die Mitspieler. Der rote Faden einer Haupthandlung geht im Wirrwarr zahlreicher NPC-Auftraggeber schnell verloren. Hier braucht ein Heiler Zutaten für einen Trank, dort sammelt eine Dame gestohlene Pestschilde und eine Ecke weiter möchte jemand sein Tagebuch wiederhaben, das er in einer Höhle verloren hat. Nebenquests verlangen simple Botengänge und Sammelaufgaben, wie sie in der Häufigkeit vorwiegend in Onlinespielen vorkommen.

So tiefgreifend wie in Dragon Age oder Fable sind die Entscheidungen des Spielers nicht. Dialogoptionen beschränken sich meist darauf, Aufträge anzunehmen oder auf später zu verschieben. Das Gefühl, eine eigene Geschichte zu formen, bekommt der Spieler so nicht.

Der bekannte Fantasy-Autor Robert Anthony Salvatore soll die Geschichte von Amalur größtenteils erfunden haben, doch nur wenige Quests sind so einfallsreich, wie man es von Salvatore erwarten würde. Ein positives Beispiel ist das Dilemma eines Wolfes, der in einen Menschen verwandelt wurde und nun verwirrt durch die Wälder streift. Das Gros der Aufgaben allerdings wiederholt generische Ereignisse, die der Spieler ähnlich aus anderen Fantasy-Rollenspielen kennt.

Passend dazu sieht Amalur wie eine Kopie der World-of-Warcraft-Spielwelt Azeroth aus, der ein kleines Grafikupdate gegönnt wurde. Einige Höhlen mit leuchtenden Pflanzen und viele Zaubereffekte sind sogar sehr hübsch anzusehen. Auf kurze Distanz aufpoppende Grafikdetails und viele uninspiriert gestaltete Gebiete stören das Gesamtbild aber nachträglich.

Flexible Heldenschule

Im Gegensatz zur linearen Geschichte bietet die Charakterentwicklung in Reckoning viel Freiheit. Spieler legen sich anfangs nicht auf eine einzige Klasse fest, sondern können ihren Helden bei jedem Stufenaufstieg beliebig weiterbilden. Der Besuch bestimmter NPCs ermöglicht sogar die Neuverteilung aller bereits eingesetzten Fähigkeitenpunkte. Die Fertigkeitenbäume der drei Grundkategorien Zauberkraft, Raffinesse und Macht laden mit interessanten Kombinationsmöglichkeiten zum Experimentieren ein.

Waffen und Rüstungsteile sind schon im Spielmenü am Charakter zu sehen, wenn er sie angezogen hat. Fast jeder besiegte Gegner lässt Gold und Gegenstände fallen, die Spieler beim Aufheben mit der aktuellen Ausrüstung komfortabel vergleichen können. Insgesamt hätte das Menü des Spiels übersichtlicher sein dürfen, die dort integrierte Plunderkiste ist trotzdem eine nette Idee. Dorthin verschieben Spieler alles, was sie selber nicht brauchen und zerstören oder verkaufen wollen.

Das Echtzeit-Kampfsystem von Reckoning erinnert eher an Beat'em Ups als an andere Rollenspiele. Die direkte Steuerung ermöglicht Kombos aus unterschiedlichen Waffen und Zaubern. Die funktionieren sehr gut, sind einfach durchführbar und werden spektakulär dargestellt. Dank seiner flüssigen Animationen schlägt Kingdoms of Amalur in diesem Bereich sogar Skyrim, dessen Spielfiguren im Kampf oft unfreiwillig komisch aussehen.

Kingdoms of Amalur Reckoning - Kampfsystem
Kingdoms of Amalur Reckoning - Kampfsystem (07:56)

Die taktischen Möglichkeiten des Kampfsystems muss der Spieler aber nur selten ausreizen. Standardangriffe mit starken Waffen und gekonntes Ausweichen führen in der Regel zum Erfolg. Ein besonders mächtiger Spezialangriff, der durch getötete Gegner aufgeladen wird, bleibt deswegen häufig ungenutzt. Mit ihm verlangsamt der Spieler Feinde und gewinnt zusätzliche Erfahrungspunkte, wenn er wiederholt eine kurzzeitig eingeblendete Taste drückt.

Reckoning ist ab dem 9. Februar 2012 für Windows-PC, Xbox 360 und Playstation 3 erhältlich. Die PC-Fassung kostet rund 50 Euro, die Konsolenversionen sind für knapp 60 Euro zu haben. Die beim Onlineportal Origin für PC erhältliche Downloadversion und die im Laden erhältliche Fassung müssen aus Kopierschutzgründen bei Origin freigeschaltet werden. Die bei Steam verfügbare Downloadversion muss der Spieler nur bei Steam angemeldet haben. Hierzulande erscheint das Programm vollständig lokalisiert, aber ohne inhaltliche Schnitte. Die USK hat eine Freigabe ab 18 Jahren erteilt.

Kingdoms of Amalur Reckoning - Waffenskills
Kingdoms of Amalur Reckoning - Waffenskills (03:34)

Fazit

Kingdoms of Amalur: Reckoning wirkt die meiste Zeit nicht wie eine Einführung, sondern als wäre es bereits das MMO "Copernicus", an dem 38 Studios(öffnet im neuen Fenster) gerade arbeiten.

Ohne Multiplayermodus ist die Welt aber zu leblos: Weil die Handlung für einen Solotitel nicht packend genug erzählt wird, läuft der Spieler häufig gelangweilt durch grafisch eher schlicht präsentierte Fantasy-Kulissen. Die Dialoge sind mit ungewöhnlich klingenden Namen und vielen Informationen gefüllt, nicht aber mit spannenden Geschichten.

Das direkte Kampfsystem ist dagegen ein großer Pluspunkt. In keinem anderen aktuellen Rollenspiel schlagen, schießen und zaubern Spieler so dynamisch wie in Kingdoms of Amalur: Reckoning.


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