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Test Company of Heroes 2: Taktik und Tempo im russischen Winter

Sprunghafte Handlung im Zweiten Weltkrieg, sehr hohes Tempo, weitgehend vorgegebenes Gegnerverhalten und Massen an Multiplayermöglichkeiten - klingt wie ein frühes Call of Duty , ist aber Company of Heroes 2 . Und dürfte auch Fans von PC-Strategiespielen Spaß machen.
/ Peter Steinlechner
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Company of Heroes 2 (Bild: Sega)
Company of Heroes 2 Bild: Sega

Lev Abramovich Isakovich: So heißt der ehemalige Soldat der Roten Armee, dessen Geschichte im Mittelpunkt der Kampagne von Company of Heroes 2 steht. In Rückblenden erinnert er sich daran, was er damals mit seinen Kameraden an der Ostfront im Kampf gegen die deutsche Wehrmacht alles erlebt hat. Das Echtzeit-Strategiespiel erzählt rund um dieses Schicksal keine Heldengeschichte, sondern versucht, die Historie halbwegs differenziert darzustellen - was faktisch gelingt, aber keine emotionalen Spuren hinterlässt. Vor allem aber will das Programm, und das gelingt richtig gut, spannende Unterhaltung liefern. In Teilen erinnert damit die frühen Call of Duty, die den Spieler aus der Ich-Perspektive in den Schrecken des Weltkriegs geschickt haben.

Company of Heroes 2 - Test-Fazit
Company of Heroes 2 - Test-Fazit (01:40)

Die Kampagne von Company of Heroes 2 bietet 14 lange Missionen, die sich an historischen Schlachten orientieren. Der Spieler steuert ausschließlich Einheiten der Roten Armee, von Infanteristen bis hin zu Panzern; auch einfache strategische Gebäude, etwa Treibstofftanks, kann er anlegen. Der erste Einsatz führt nach Stalingrad, dann geht es in die Außenbezirke von Moskau. Das Tempo ist fast durchgehend sehr hoch, die Missionen stark gescriptet und abwechslungsreich.

Company of Heroes 2 bietet zwei echte Neuerungen gegenüber dem Vorgänger: Das erste ist eine Technologie namens True-Sight, also so etwas wie simulierte Sichtlinien - durch Bäume oder Mauern können die Einheiten also nicht mehr blicken. Im Kriegsalltag spielt das allerdings nur dann eine wirklich große Rolle, wenn die Missionen an bestimmten Stellen diese Funktion gezielt nutzen, etwa wenn sich der Spieler innerhalb eines verwinkelten Gebäudes befindet.

Cold-Tech heißt die zweite Neuerung. Was sich dahinter an echtem historischem Leid verbirgt, sollte man möglichst schnell verdrängen, denn es geht um das Nachbilden des russischen Winters. In einigen Missionen toben Schneestürme, was bedeutet, dass der Spieler seine Truppen immer wieder am Feuer wärmen oder in Häusern schützen muss, damit sie nicht erfrieren. Das Eis von Seen kann unter Beschuss brechen, und außerdem hinterlassen die Einheiten auf einigen Karten Spuren im Schnee, was beiden Seiten Hinweise auf den Standort des Gegners liefert. Andere Eigenheiten der Spielreihe, insbesondere das Deckungssystem, haben die Entwickler von Relic Entertainment(öffnet im neuen Fenster) nur im Detail überarbeitet.

Eine kleine Enttäuschung sind Gegner-KI und Wegfindungsroutinen. Der Computerspieler arbeitet deutlich erkennbar nur vorgegebene Skripts ab, Ressourcenprobleme oder Einheitenlimits kennt er nicht. Das ist etwa am höchsten Schwierigkeitsgrade erkennbar, wenn einfach nur Massen an Soldaten in die Schlachten geschickt werden, statt die vorhandenen Truppen schlauer kämpfen zu lassen. Ärgerlich ist das vor allem für Strategiefans, die sich eine größere taktische Herausforderung wünschen.

Grafik, Sound und Fazit

Die Grafik wirkt detailreich und stimmig, aber angesichts des Szenarios auch sehr düster und trostlos. Fast die ganze Kampagne über gibt es nur hell- und dunkelgraue sowie bräunliche Farben zu sehen, auf Dauer fehlt Abwechslung. Technisch macht das Programm sonst einen ordentlichen Eindruck, zumal es sich gut an die Leistungsfähigkeit des Rechners anpassen lässt. Auf der niedrigsten der sechs vorgegebenen Grafikstufen sind allerdings nur sehr grob aufgelöste Texturen und kaum noch schicke Effekte zu sehen.

Company of Heroes 2 - Trailer (Story)
Company of Heroes 2 - Trailer (Story) (02:30)

Neben der je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad gut 10 bis 15 Stunden langen Kampagne gibt es zahlreiche weitere Spielmodi. So können Strategen in Scharmützeln gegen die KI antreten, oder eben im umfangreichen Multiplayermodus. Dann kann der Spieler auch deutsche Einheiten steuern und sich in Matches mit bis zu acht Teilnehmern stürzen, wahlweise mit oder ohne Bots. In der Kampagne, in den Scharmützeln und in den Multiplayergefechten kann der Spieler Erfahrungspunkte sammeln, um im Level aufzusteigen und kleine Boni freizuschalten, etwa zusätzlich Skins und einfache Buffs. Beim Anspielen hat die Balance auf uns - vielleicht bis auf die zu starke Infanterie - einen sehr guten Eindruck gemacht.

Company of Heroes 2 ist nur für Windows-PC verfügbar und kostet auf Steam knapp 50 Euro, im sonstigen Handel ist es meist für ein paar Euro weniger erhältlich. Es ist vollständig lokalisiert - eigentlich sogar ganz gut, nur der russische Akzent der Synchronsprecher klingt künstlich; die restliche Soundkulisse macht einen überragenden Eindruck. Die USK hat dem von Sega vertriebenen Programm eine Freigabe ab 16 Jahren erteilt.

Fazit

Schon in der ersten Mission ist in Company of Heroes 2 mehr los als in den meisten Echtzeitstrategiespielen im großen Finale. Ständig passiert etwas, es gibt überraschende Wendungen und der Knall- und Rauchpegel ist extrem hoch. Später gibt's zwar auch mal ruhigere Momente, aber insgesamt hat Relic ein sehr temporeiches und unterhaltsames Programm abgeliefert, das in erster Linie das große Publikum bedienen soll und erst in zweiter Linie hartgesottene Strategieexperten.

Es gibt durchaus kleine Mängel, etwa bei Wegfindung und Gegner-KI - Letztere ist aber meist sowieso ähnlich stark gescriptet wie in Actionspielen á la Call of Duty. Die Grafik ist stimmig für das Weltkriegsszenario, wirkt auf Dauer aber trotzdem zu grau und trostlos. Die Handlung der Kampagne ist okay, aber die Entwickler hätten noch mehr herausholen können. Alles in allem und insbesondere unter Berücksichtigung der Multiplayermodi ist Company of Heroes 2 aber ein tolles Echtzeit-Strategie-Komplettpaket geworden, das für Wochen an den Bildschirm fesseln kann.


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